11
Jan
2012

Jahresrückblick

Dieses Jahr hatte es ja in sich. Es begann mit einer Revolution in Ägypten, die noch immer anhält, und endete mit schweren Aufständen und Massakern in Syrien. Dazwischen: Jemen, Bahrain, Jordanien, Libyen. Und kein Ende in Sicht….

Auch dem deutschen Präsidenten wurde schon mit Schuhen gewunken.


http://shiftingreality.wordpress.com/2012/01/06/jahresruckblick

Dieser Jahresrückblick hier wirft ein interessantes Licht auf ein Stück Bloggeschichte. Also einerseits die Geschichte des sehr interessanten und lesenswerten Blogs Shifting Reality, insbesondere die des hochspannenden Projekts, das sich der Alte Bolschewik da vorgenommen hat und andererseits die eines Konflikts, der zum Krach zwischen Momorulez auf der einen und Che sowie meiner Wenigkeit, Workingclasshero und Alter Bolschewik auf der anderen Seite führte. In dieser Angelegenheit sehe ich die Dinge ähnlich wie Alter Bolschewik es dargestellt hat, hinzu kommt mein eigenes spezielles Interesse. Bei Momorulez habe ich das Gefühl, er nimmt seine BlogdiskussionspartnerInnen gar nicht als richtige Individuen wahr, sondern eher als Platzhalter für gesellschaftliche Machtverhältnisse bzw. vielleicht auch im Sinne der Gestalttherapien als reduzierte Wahrnehmung der Anderen, bei dem nur entweder - oder doch nicht sowohl - als auch möglich ist und eine Vorgeschichte der Hier-und-Jetzt-Situation ausgeblendet wird, aber nicht als Menschen mit eigener Geschichte, eigenen Bedürfnissen und eigenen Interessen. Dazu kommt, dass er permanent bei den Beiträgen anderer Leute, Alter Bolschewik hatte das sehr schön herausgearbeitet, eine Story hinter der Story sucht, die mit dem eigentlich Gesagten überhaupt nichts zu tun hat. Da wird dann aus der Aussage des Nörglers, dass schwarzafrikanische Bürgerkriegsflüchtlinge weniger Artikulationsmöglichkeiten hätten als afrodeutsche Kulturschaffende die Unterstellung, PoCs und Frauen hätten keine Wirtschaftskompetenz, was wiederum Grundlage heteroweißer Kritik an black history und critical whiteness sei . Um so viele Ecken herum kann ich gar nicht denken, um etwas derart misszuverstehen. Der Beitrag vom Che zum Blog genderverrückt, für das er um Sympathie warb, aber relativierend etwas vom Scheitern der eigenen Männergruppe schrub wurde dann als Aufruf, sich nicht mehr kritisch mit Genderfragen zu befassen missverstanden - eigentlich ging es darum, dass die dollsten Ansätze nichts wert sind, wenn sie von den falschen Leuten umgesetzt werden. Und da stellte er eine kleinbürgerlich sozialisierte, in sich geschlossene Studiszene als die falschen und eine sozial stark durchwachsene Szene, in der sich u.a. Marginalisierte, insbesondere sozial Schwache und Flüchtlinge organisierten einander als die richtigen Leute gegenüber. Kann nichts Falsches daran finden. So, mit allerdings ein paar Verschiebungen, habe ich das auch erlebt.

http://metalust.wordpress.com/page/2/

http://che2001.blogger.de/stories/1951150/#1968279

http://wortanfall.wordpress.com/2011/12/22/und-nun-diskussion-bei-momorulez/


http://wortanfall.wordpress.com/2011/12/11/318/
Mein Hinweis darauf, dass ich in der Frauen-Lesbenszene dann gewisse Absurditäten erlebte verstand er dann wohl als Agitation gegen Lesben. Was ich meinte ist aber etwas völlig Anderes, und langsam nähere ich mich meinem eigentlichen Anliegen.

Gesellschaftliche Normierungen wurden in der linksradikalen Szene wie ich sie erlebte aus wirklich sehr guten Gründen umgedreht. In Plena wurden die Schüchternen und die Stotternden ermutigt zu reden, die Großredner zumindest mitunter ausgebremst. In den feministischen Zusammenhängen, in denen ich mich damals bewegte, galten Lesben als sehr positiv. Einerseits als die konsequenteren Feministinnen, weil sie weniger emotionale Rücksichtnahmen gegenüber Männern haben müssten, andererseits als eine Art von Moralinstanz: Da Heteras nicht in der Position wären, angesichts der gesellschaftlichen Machtverhältnisse Lesben zu kritisieren und andererseits Männer feministische Frauen gar nicht zu kritisieren hätten ergab sich das so. Wenn das Frauen-Lesben-Zentrum eine Resolution verfasste (um Mistverständnisse zu vermeiden: Ich war zeitweise dabei) konnte die kaum noch kritisiert werden. Meistens waren die inhaltlich ja auch gut und sehr durchdacht. Die Struktur hatte aber ihre Haken und Ösen. Es gab wirklich so eine Art Marginalisiertenhiarchie, z.B. meinte ein FrauenLesbenplenum zeitweise auch für die Behinderten zu sprechen, weil die ja noch marginalisierter waren. Mein Hinweis, dass Behinderte, die sich organisierten sich selber Krüppel nennen würden und Okkupation ihrer Interessen durch Andere sich verbitten würden wurde damit beantwortet, dass ich das nicht richtig verstehe und es hier um Symbolik ginge. Aha, Symbolpolitik von Leuten, die sonst immer nur von Politik in eigener Person und Kampf gegen Paternalisierung reden. Da liegt die Crux: Eine an Autonomie orientierte Szene verhielt sich immer wieder ziemlich heteronom, den eigenen Ansprüchen stellte die Adaption an gesellschaftliche Dominanzstrukturen ein Bein. Und ich als heterosexuelle bedingt sadomasochistische Feministin falle da völlig zwischendurch. Die Schutz- und Fluchträume die wir da aufgebaut hatten um Marginalisierten Stimmen zu geben will ich überhaupt nicht in Frage stellen, eher ausbauen. Aber die damit verbundene rigide Moral, die gerade auch bezüglich lustvoller sexueller Praktiken neue Verbotsschilder aufstellt finde ich zum Kotzen.

Und die radikale Linke muss dieses Dilemma, das es wenn auch gegenüber damals sehr abgeschwächt immer noch gibt überwinden können. Da hilft ein schrilles Gekreische, das die Entwicklung und Ausbreitung von Gedankengängen blockiert gar nichts. Lade ausdrücklich viele Leute ein, darüber zu diskutieren. Und was das Alles mit der Klassenfrage zu tun hat.

Persönlich: Ich war schon immer ein schnelles Mädchen, im letzten Jahr wurde ich noch schneller. Neben das Sportwagenfahren und Wildwasserpaddeln trat noch ein neues Hobby, das Motorradfahren. Habe ich ja schon länger gemacht, aber 2011 intensivst. Dann erwischte es mich: Ich hatte einen Unfall, wo ich in der Luft schwebend schon dachte, jetzt wird mein Organspenderinnenausweis eingelöst. Zum Glück nicht. Göttin Eris wusste wohl, dass ich öfter „Callisti!“ genannt wurde und rettete mich.

Meine liebsten Stilblüten aus dem letzten Jahr: Mohrenlampe, Gendertröten, Bafögschwuchteln, Politautisten, totvögeln

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John Dean (Gast) - 12. Jan, 21:49

Rätsel

Verfasse einen Satz mit fünf jahresrückblickend relevanten Wörtern:

Wenn Politautisten sich wegen einer Mohrenlampe totvögeln, dann sind die Gendertröten nicht weit, um mit Bafögschwuchteln in Opferkonkurrenz zu gehen.

Meine jahresrückblickend bemerkenswerten Wörter waren neben Opferkonkurrenz noch PoC, WHM, cisgender und Arschloch. Letzeres liefert - so alles in allem - zugleich den größten Erklärungsbeitrag.

Wobei ich mein seltsames Verhalten eher mit "seltsam" bezeichnen würde. Aber das ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, zu der auch gehört, dass das neue Jahr ganz andere Begriffe zeitigen wird. Darunter auch: "Keine Depression mehr", "endlich wieder einen guten Job", "meine Freundin ist zuckersüß und schlau" sowie "Mach ´nen Bogen um die Arschlöcher!"

netbitch - 12. Jan, 23:24

Nanana, ich würde hier nicht von Arschlöchern sprechen - Dein eigener Arschlochfaktor ist in diesem Kontext übrigens sehr hoch - sondern von Mistverstehern. PoC ist im Übrigen ein Ausdruck, den AfroamerikanerInnen, Puertoricans und Latinos/nas sowie afro/jamaica/india-Britains sich selber gewählt haben und Afrodeutsche dann übernahmen, was ist falsch daran? WHM als Kategorie finde ich auch durchaus OK, ich kritisiere keine Antirassismus/Antisexismusdiskurse, sondern aus deren Fehlverständnis abgeleitete Moralen. Cisgender ist als Gegenpart zu Transgender schlicht eine notwendige Kategorie. Ich bin in dem ganzen Gendertroubles-Diskurs beheimatet, es schmeckt mir nur nicht, wenn aus diesem Moralvorstellungen abgeleitet werden, die selbst wieder Normen setzen. Solange es nicht um Fragen wie "Niemandem Leid zufügen" geht, bin ich gegen Verhaltensnormen AN SICH. Schon aus Selbstschutz: Mich gibt es gar nicht in der Welt der Diskurse Mainstream versus Subkkultur oder Feminismus versus Maskulinismus, Antisexismus versus Sexpositivismus usw. Ich bin eine linksradikale Feministin, heterosexuell, pro BDSM, extrem hedonistisch, proletarisch sozialisierte Karrierefrau. Für mich gibt es keine Organisation oder Bewegung, im Zweifelsfall ziehe ich mein Ding durch und sonst nichts. Was mich an den meisten online veröffentlichten Feminismusdiskursen schlicht ankotzt ist deren offensichtliche Bezogenheit auf Binnendiskurse zwischen akademischen Frauen, bei denen Klassendisposition (ja, sehr akademischer Ausdruck, weiß es ja!), Herkunftsgesellschaft (die deutsche Feministin, der afrikanische Armutsflüchtling, die thailändische Mietmöse und die iranische Lesbe sind nicht direkt vergleichbar, formulieren unterschiedlichste Positionen) ghar nicht zur Geltung kommen. Zeigte schlagend ja die letzte Diskussion zu Müttern bei Mädchenmannschaft und Che.


Ich verstehe mich als antiimperialistische Feministin mit dekadentem Lebensstil. Außer Alexandra Kollontai fällt mir da keine Identifikationsfigur mehr ein. Oder auch: Ich bin ich, das allein ist meine Schuld. Und die ganzen Diskurse können mich mal am Arsch haben. Und wenn sie den gut ficken können, umso besser.
John Dean (Gast) - 13. Jan, 10:18

re:re

"Dein eigener Arschlochfaktor ist in diesem Kontext übrigens sehr hoch"

Kann man/frau so sehen. Ich fand aber Genovas Beschreibung "neurotisches Verhältnis" dafür passender. Und, das lässt sich aber eher im Emailaustausch klären, die tatsächlichen Beweggründe lagen da noch mal ein wenig anders.

"Nanana, ich würde hier nicht von Arschlöchern sprechen"

Nach meiner Erfahrung trifft "Arschloch" in ein bis zwei von zehn menschlichen Problemfällen genau ins Schwarze. Sprachlich eleganter wäre wohl "Diskursmackertum".

"Cisgender ist als Gegenpart zu Transgender schlicht eine notwendige Kategorie."

Das sehe ich komplett anders. Mir geht die Transgenderproblematik, sorry, so ziemlich gründlich am Allerwertesten vorbei. Da gibt es nämlich so etwa 1000 Dinge, die im politischen Alltag wichtiger sind, pardon. Für die normale politische Diskussion ist "cisgender" nur eine Form der sprachlichen Kraftprotzerei, mit der dann die pseudofortschrittliche Gesinnung untermalt wird - oder es steht mitunter genau für das, was du oben beschrieben hast, wenn sich plötzlich irgendwelche akademischen Bürgerkinder repressive Verhaltensregeln (bzw. Moralvorstellungen) für ihr politisches Umfeld oder gar den Rest der Welt ausdenken.

Ich finde den Begriff "cisgender" nicht falsch - aber ich halte es für falsch, darum großes Bohei in der politischen Diskussion zu machen.

"PoC ist im Übrigen ein Ausdruck, den AfroamerikanerInnen, Puertoricans und Latinos/nas sowie afro/jamaica/india-Britains sich selber gewählt haben und Afrodeutsche dann übernahmen, was ist falsch daran?"

Falsch daran ist, mal unabhängig von Problemen dieser Begrifflichkeit an sich, zu behaupten, dass "die" Afrodeutschen diesen Begriff "übernommen" hätten. Sorry, der Großteil von schwarzen Menschen hierzulande reagiert entweder erstaunt oder verärgert (!), wenn man sie als "PoC" bezeichnet. Die Leute die ich kenne, die heißen beispielsweise "William" oder "Esther" und finden es grundsätzlich kacke, mit einem Begriff gekennzeichnet zu werden, der sie auf ihre Hautfarbe reduziert. Die allermeisten "Afrodeutsche" (auch so ein merkwürdiger Begriff) kennen PoC nicht - oder wollen es nicht kennen.

Insofern ist die Behauptung von "Selbstbeschreibung" maßlos übertrieben, und "politisches Sektierertum" trifft es - trotz aller guten Absichten - imho weit besser, jedenfalls hierzulande. Nunja, und diese singende autoritäre Tante, die zusammen mit ihrem Dutzend Unterstützern für sich auch noch die komplette Geschichtsschreibung beansprucht (und nicht, was ich richtiger finde, die Berücksichtigung von Betroffenenerfahrungen und "Nichtweißen"-Erfahrungen), ist nochmal ein unerfreuliches Thema für sich. Aber sie ist ganz pfiffig, und wenn mensch mal von ihrem Politmackertum und ihrer hohen Frequenz von absoluten Kacksprüchen absieht, schreibt sie auch eine ganze Reihe lesenswerte Dinge. Nur: Auch die dürfen kritisch gesehen werden.

Mit Dogmatikern habe ich ganz grundsätzlich meine Probleme.

netbitch - 13. Jan, 14:39

Ich halte Dich gar nicht für ein Arschloch, der Begriff "neurotisches Verhältnis" trifft es sogar SEHR gut, aber Du hast das Wort Arschloch ins Spiel gebracht, also kriegst Du es zurückgespiegelt.


@Mir geht die Transgenderproblematik, sorry, so ziemlich gründlich am Allerwertesten vorbei. Da gibt es nämlich so etwa 1000 Dinge, die im politischen Alltag wichtiger sind, pardon. Das stellt sich für Feministinnen sowie Lesben und Schwule fundamental anders, und in der Hinsicht bist Du ein Ignorant. Da ist auch alle Kritik von Momorulez an Dir sehr berechtigt, wenn ich sie auch niemals in der krawalligen Form vortragen würde wie er und dessen eigene Schrullen schon extrem finde.


@Selbstbeschreibung: Welche Hautfarbe hat denn Noah Sow? Ob es nun alle, viele oder wenige Schwarze sind, die sich mit diesem Begriff selbst beschreiben hat für die Tatsache, dass es eine Selbstbeschreibung ist erstmal wenig zu bedeuten. Die Person Noah Sow als Person kann ich nicht einschätzen, meine aber, dass Che mal sehr positiv über die sprach.
John Dean (Gast) - 13. Jan, 15:30

Nunja, mit der Ignoranz ist das ja so eine Sache. Mensch entkommt ihr nicht, jedenfalls nie vollständig. Ich komme mit Schwulen, Lesben ausgezeichnet klar, aber warum einige genderpolitisch interessierte darunter das Thema "Transgender" für so wichtig (für sich) halten, das weiß ich einfach nicht. Für mich ist das einfach nur eine, meinetwegen auch reizvolle, Extremthematik - deren Relevanz z.B. ganz weit z.B. hinter "Einsamkeit" und einer Reihe viel wichtigerer Problemlagen zurück steht. Es mag auch so sein, dass es zwischen "Cisgender" (was immer das genau bedeuten mag...) und "transgender" ein weites Feld steht, anders gesagt, normfernere Geschlechterrollen sind weitaus häufiger verbreitet (in meinen Augen: sogar "normal") als es den ersten Anschein hat. Aber das lässt sich imho viel besser diskutieren, wenn man nicht einfach Leute pauschal und unsinnig vereinheitlichend mit "cisgender" etiketiert oder sogar (wie das in bestimmten radikalen Kreisen chic ist) als quasi minderwertig umdeutet. Und wirklich, genau das gibt es, gerade seitens derjenigen sogar häufig, die auf das Wort "cisgender" großen Wert legen.

Insofern habe ich tatsächlich mit der Verwendung dieses Wortes ein kleines Problem. Ich persönlich bin typischem Mackergehabe (meistens) reichlich abgeneigt, und umgekehrt, interessieren mich Frauen erst ab den Moment, wo ich bei ihnen mehr sehe als die Vervollkommnung irgendwelcher normiertren Weibchenschemata.

Ob das am Ende aber "fortschrittlich" ist, oder nicht auch wiederum Kehrseiten hat, ist dann wieder eine ganz große Frage - und übrigens eine Fragestellung, die hinter dem vereinheitlichendem Wort "cisgender" schlicht verschwindet.

Wie auch immer - wer meint, er könne durch häufige Nutzung von "cisgender" oder gar "cisgender-Privileg" irgendwelche tollen Erkenntnisse zutage befördern, mag das ja gerne weiter glauben.

Meine Sprache ist das nicht. Und die in diesen Kreisen gerne genutzte Umdeutung von punktueller Nichtbenachteiligung in "Privileg" halte ich ich, so alles in allem, sogar für eine ausgesprochene Dummheit. Das führt dann z.B., das hat sich ja gezeigt, dass beispielsweise echt arme Schweine von "fortschrittlichen" Homo-Aktivisten als "privilegiert" etikettiert werden, während die sich, von Kind auf aufs Beste gepampert bis in die eigene privilegierte Position hinein, als Gralshüter und Idealverwirklichung emanzipativer Vorstellungen ausgeben und zugleich auch noch als übelst diskriminiert.

Ähem. Sorry, da sperrt sich etwas bei mir. Und zwar so richtig gründlich, wenn da irgenwelche privilegierten Akademiker dann auch noch auf Diskursmacker machen, während sie einen Haufen anderer wichtiger Fragen an den Rand drücken - und übrigens auch diejenigen, die tatsächlich am Rand stehen.

Solidarität, um einmal ein wichtiges positives Wort anzuführen, erfahre ich als Flaschensammler interessanter Weise eher von Punks, von Unterschichtlern, von gewöhnlichen "Normalos" und unterer Mittelschicht. Leichtes Übergewicht von Frauen. Im Alltag ist es so: Leute mit akademischen oder Szene-Habitus, und zugleich "links" und gerne im Karoviertel unterwegs, die pissen auf mich.

Ist wirklich so. Und auch daraus resultiert für mich dann eine bestimmte Perspektive.
steppenhund - 13. Jan, 14:50

PoC

kenne ich nur als Proof-of-Concept.
Wildwasserpaddeln, Motoradfahren, Sportwagen sind Begriffe, die ich verstehe.
Bei allem anderen stelle ich fest, dass das Lernen einer neuen Sprache mein Verständnis für Deutsch verschlechtert. Bahnhof verstehe ich noch gerade:)

netbitch - 13. Jan, 15:19

People of Colour, eine Selbstbezeichnung für Schwarze, Indigene, Mestizen und Puertoricans im angelsächsischen Sprachraum. Der Begriff spielte eine Schlüsselrolle in einer katastrophal entgleisten Debatte bei Momo und Che.
mark793 - 14. Jan, 00:17

Zu diesem ganzen Homo-Hetero-cis-trans-queer-und-Hegemoinial-Kladderadatsch hab ich bei heise grad noch interessanten und lehrreichen Lesestoff gefunden.

Die Linke und der Sex. Puh. Man ist zunächst versucht zu sagen: Was für eine Hirnfickerei, dieses ewige Foucault-Hinterhergewichse, diese zwanghafte Dekonstruktivitis, vorgesägt und kantengeleimt aus dem politisch korrekten Theoretiker-Baumarkt. Andererseits: Wenn die Alternative dazu die unhinterfragte Gottgewolltheit bestimmter tradierter und einengender Verhaltensweisen auf der rechten Gegenseite des Diskurses ist, dann müsste ich nicht soo lange überlegen, wo ich mich da im Zweifelsfall verorten würde, selbst wenn ich im progressiven Lager mit meiner monogamen Kuschelsex-Ehe und dem Geige übenden Kindelein wohl den Langweiler schlechthin gebe. Bei dieser Interviewfrage Warum müssen denn als Objekt linker Analyse immer S/M-Sex und homosexuelle Praktiken herhalten? Ist der 0815-Sex, welchen wir hetererosexuellen Dumpfbacken zelebrieren, etwa den Herren und Damen Linksintellektuellen etwa nicht pervers und subversiv genug?(...) musste ich daher sehr grinsen, dann zog meine Assoziationsautomatik auch noch Dr. Dean aus dem Hut, einen wackeren Mitstreiter für mehr Respekt vor dem guten alten Blümchensex. Und prompt begegne ich ihm hier wieder. Also sage ich mal noch "Frohes Neues" in die Runde!

Welche Learnings ich aus den Diskussionen rund um Momo und Che sowie um Malte und die M-Wort-Funzel ziehe, habe ich noch gar nicht so genau sortiert und analysiert. Aber für irgendwas wirds gut gewesen sein, da bin ich mir schon ziemlich sicher.

netbitch - 14. Jan, 14:39

@Mark: THX a lot! Der Beitrag ist ja wirklich hochinteressant, muss ich überhaupt erstmal wirken lassen.

@Dr.Dean, die Merkwürdigkeiten Momoscher Kommunikationsformen bestehen ja unabhängig von deiner Person. Er rechtfertigt ja seine Polemiken, Attacken und Ausfälle quasi mit einer permanenten Selbstverteidigung, zu der er als Angehöriger einer marginalisierten und bedrängten Gruppe de facto genötigt würde. Bei mir kommt da aber ganz etwas Anderes rüber: Der Habitus des Bildungsbürgersohnes, der Anderen ihre Rollen zuweist, weil er das kraft Klassensozialisation so gelernt hat ( Und jetzt kommt hier gleich Che vorbeispaziert und erzählt, dass es das Bildungsbürgertum historisch nicht mehr gäbe). Dazu gehört auch ein Logozentrismus, den es in anderen Gesellschaftsschichten nicht gibt, ein Leben in einer Welt aus Sprache. Obwohl nun selbst akademisch verbildet ist mir so etwas fremd. Ich habe als Kind und Jugendliche eine tendenziell unterschichtige Sozialisation gehabt, zu meiner Kinderstube gehörten Eltern, die "dat isso, woll" sagten, mein damaliges Milieu würde ich als ziemlich handfest beschreiben. Entsprechend bin ich: Kampfsportlerin und eine Feministin, die noch mit dem Anspruch aufgewachsen ist, Emanzipation heiße auch, das eigene Auto oder wenigstens Motorrad selbst reparieren zu können. Da unterscheide ich mich ziemlich von den höheren Töchtern, die heute so die feministischen Diskurse dominieren. I´m a material girl.
che2001 - 14. Jan, 16:18

Der Che kommt vorbeispaziert

und erzählt etwas ganz Anderes. Einer der Kritikpunkte von Momorulez, neben der Behauptung, bürgerliche Normalisierungen in der Biographie schönreden und Genderkritik in die Pfanne hauen zu wollen war ja der Verweis darauf, dass wir Ereignisse, die 15 oder 20 Jahre oder noch länger er sind so beschreiben als geschähen sie heute, und angesichts der Tatsache, dass da 6 Popkulturgenerationen dazwischenliegen ginge das nicht. Von Popkultur versteht er so viel wie kein Zweiter, umso weniger von der Bewegungsgeschichte linker Subkulturen. Da wird nämlich im Grunde seit 25 Jahren der immer gleiche Grundkonflikt ausgetragen, nur von anderen Leuten und mit wechselnden Inhalten. Es ist letztlich egal, ob wegen mangelnder Glaubwürdigkeit des eigenen Lebensstils, der "proletarisch" bzw. "ökologisch" zu sein hatte, d.h. Konsumverzicht bis zur Askese, wegen mangelnd entwickeltem Klassenbewusstsein, wegen mangelnder Bereitschaft, die RAF zu unterstützen oder wegen angeblichem sexistischem Verhalten oder der Kontaktpflege zu als sexistisch denunzierten Männern - inklusive "Vergewaltigung" ohne Körperkontakt - oder wegen "strukturellem Antisemitimus" oder wegen Fleischkonsum Leute aus linken Zusammenhängen ausgeschlossen werden oder Gruppen um solche Disklussionsthemen heruim aufgebaut und durchierarchisiert werden. Es geht um Gruppenhydraulik, nicht um die Inhalte. Und es ist dann eben signifikant, wer sich da als "Führungspersonal" seit jeher durchsetzt: Die Professoren- Lehrer- Pastoren- Juristenkinder, also diejenige, die nicht nur als Obermoralisten auftreten, sondern zugleich Moral produzierenden Haushalten entstammen. Bourdieu lebt.
AlterBolschewik (Gast) - 14. Jan, 21:41

@"Da hilft ein schrilles Gekreische, das die Entwicklung und Ausbreitung von Gedankengängen blockiert gar nichts."

Genau das ist der Punkt, der mich an momorulez am meisten auf die Palme bringt. Und in der Regel ist das, was einen auf die Palme bringt, gleichzeitig das, was einem sehr nahe ist. Die Sprachverbote und Zensuraufforderungen, die den Diskurs von momorulez permanent durchzogen, gehören leider auch zu unserem linksradikalen Erbe der 80er. Es geht nicht nur um unpolitisches Moralisieren und eine bestimmte Klassenhaltung, sondern auch darum, daß gerade zu dieser Zeit die radikale Linke verlernt hat, ihre Standpunkte diskursiv zu verteidigen.

Statt zum besseren Argument haben wir lieber zur Trillerpfeife gegriffen, statt den politischen Gegner in der Diskussion in die Defensive zu treiben, haben wir mit Buttersäure einen Schlußstrich gezogen. Die Art der Nichtdiskussion, wie sie momorulez betreibt, ist - ob ihm das bewußt ist oder nicht - ein Erbe dieser auf rein moralischen Postulaten gründenden Diskussionsverweigerung. Grenzziehung statt Auseinandersetzung: Mit Sexisten, Vergewaltigern, Rassisten, Antisemiten etc. pp. diskutieren wir grundsätzlich nicht. Und wer Sexist, Vergewaltiger, Rassist oder Antisemit etc. pp. ist, bestimmen wir. So etwas produziert bestenfalls Gefolgschaft, aber keine Aufklärung.

Wenn ich also eins aus dieser unsäglichen Diskussion mitgenommen habe: Ich werde das Recht jedes Idioten verteidigen, seine bescheuerten, vorurteilsbeladenen, reaktionären Meinungen zum Besten zu geben. Und dann werde ich das, was er gesagt hat, nach Strich und Faden auseinandernehmen, damit er mit heruntergelassenen Hosen dasteht als das, was er ist: Ein bescheuerter, vorurteilsbeladener, reaktionärer Idiot. Anders gesagt: Ich werde das ernstnehmen, was er tatsächlich gesagt hat, und ihn nicht anhand einzelner Symptome klassifizieren und dann anhand der Klassifizierung ein feststehendes Urteil aus der Schublade ziehen.

John Dean (Gast) - 15. Jan, 11:48

Überlegungen dazu

Das Verständnis

Der regelmäßige Gebrauch von Diskurstrillerpfeifen (bzw. das damit verbundene Diskusmackertum) lässt sich imho auch verstehen, und zwar nicht nur als Bequemlichkeit, Herrschaftsgehabe und sozial/ideologisch vorbestimmter Gefolgschaftsdiskurs:

Aus Sicht von Diskriminiertenaktivisten kann es nämlich extrem lästig sein, immer wieder die gleichen Argumente bringen zu müssen, oder immer wieder neue Werbemethoden für den eigenen Standpunkt ersinnen zu müssen und noch lästiger ist es, im Argumentationsfall dann auf immer die gleichen Widerstände zu stoßen.

Mechanismus

Wenn dies einher geht mit einer kompetenten, verstehenden politischen Subszene (welche die eigenen Standpunkte teilt), dann verschiebt sich die Wahrnehmung der Außerszene-"Nichtversteher" zunehmend in die einer Art Zombies - welche man dann gekonnt zunehmend aus ersten Symptomen (bzw. dem, was man dafür hält) herausdeutet.

Es ergibt sich eine Art Falle aus Expertentum, Überdruss, eine an Symptomen orientierte Vorgefasstheit anderen gegenüber sowie eine ideologische Verschärfung/Vereinseitigung, in die sich politische Aktivisten im Laufe der Jahre hineinmanövrieren können.

Unabhängig davon kann "Trillern" auch mal ganz nützlich sein.

Der Haken

Richtig blöd wird es allerdings, wenn die Trillerfrequenz am Ende so hoch ist, dass mit beiden Effekten der komplette Diskurs (und nicht nur: die Diskussion) zerstört wird bzw., im harmloseren Fall, ein geradezu sektiererisch rigides Diskursklima resultiert.

Das aber selbst erkennen zu können, aus der Position eines radikalen politischen Aktivisten, der von der Richtigkeit der eigenen Auffassungen vollständig überzeugt ist, das ist nicht gerade einfach, zumal echte und vermeintliche politische Gegner in diesem Diskursfeld (und Nichtversteher des eigenen Anliegens bzw. der verwendeten Sprache) sehr schnell eigentlich nur noch als Störer wahrgenommen werden, z.B. als "immer die gleichen Deppen" oder als "die" Mehrheitsgesellschaftler - und jede Auseinandersetzung mit diesen nur noch als gleichermaßen müßig wie lästig empfunden wird.

Die anderen (z.B. Diskursfremde oder ideologische Abweichler) sind dann erwiesen blöd (was jahrelange Erfahrung immer wieder aufs Neue bestätigt) und die eigene Bezugsgruppe quasi die einzige Rettung - tja - und so gibt es dann aus dieser Spirale rigider Diskurspraktiken kaum noch ein Entkommen.
genova68 - 15. Jan, 13:43

"Statt zum besseren Argument haben wir lieber zur Trillerpfeife gegriffen"

Das war ja gerade wieder in Göttingen der Fall, wo solche Leute meinen, den niedersächsischen Innenminister blockieren und mundtot machen zu müssen. Es ist diese Politlächerlichkeit, die mich in meinen drei Jahren Göttingen zum unpolitischen Menschen werden ließ. Ich habe das mit 17 gegen Kohl gemacht, Trillerpfeifen, das war´s dann aber auch. Deshalb verachte ich unbewusst wohl Leute, die das mit Mitte 20 oder noch später immer noch machen.

Und ein guter Text von netbitch.

"Bei Momorulez habe ich das Gefühl, er nimmt seine BlogdiskussionspartnerInnen gar nicht als richtige Individuen wahr, sondern eher als Platzhalter für gesellschaftliche Machtverhältnisse"

So ist es, und wer Platzhalter für welches Machtverhältnis ist, bestimmt der Chef himself, Widerspruch ausgeschlossen. Ich weise gerne und den Vorwurf der arroganten Klugscheißerei in Kauf nehmend darauf hin, dass ich das ähnlich schon vor gut einem Jahr in meinem Blog ausgedrückt habe.

Dean,
du bist echt ein Phänomen, bei dir blicke ich null durch. Sei´s drum.
che2001 - 15. Jan, 17:45

"Es ist diese Politlächerlichkeit, die mich in meinen drei Jahren Göttingen zum unpolitischen Menschen werden ließ." ---- Und mich ließ die in Göttingen in eine andere Szene wechseln, das ging selbst da. Um dann da 8 sehr aktive Jahre engagiert weiter zu machen. Und es ist bezeichnend, dass das eben keine studentischen Kreise waren.
John Dean (Gast) - 15. Jan, 17:45

@ genova

"Dean, du bist echt ein Phänomen, bei dir blicke ich null durch./i>"

Stell einfach ein paar Fragen, wo du gerne mehr Durchblick gebrauchen könntest. Vielleicht kann ich ja helfen.
che2001 - 15. Jan, 19:00

Um diejenigen linken Strukturen zu beschreiben, in denen Netbitch, Workingclasshero, der Alte Bolschewik und ich solch desaströse Diskussions- und Gruppenbildungsprozesse erlebt haben deren Schilderung Momorulez wiederum für grundsätzlich falsch hält schaue man sich übrigens mal Die Volksfront von Judäa in Life of Brian an. Das trifft´s schon gut.
genova68 - 15. Jan, 19:01

Che, das geht selbst da, ja, bestimmt. Dich meinte ich auch am wenigsten.

Dean,
nö, soo wichtig ist mir das nicht.

ziggev (Gast) - 15. Jan, 20:09

@ Dean
Deine "Erklärung" erinnert mich an vorpubertäre Schulzeiten. Wenn es darum ging, dass wir ja nicht anfingen zu rauchen, war oft vom "Gruppenzwang", dem wir ausgeliefert seien oder dem wir uns widersetzen müssten, die Rede. Eine Sache, die sich so ergab, ohne Akteure, welche den Zwang intendierten. Na, toll. Unsere Erzieher erklärten uns jetzt also, was sie in Pädagogik gelernt hatten. Wenn ich gezwungen werde, ohne dass mich jemand zwingt, wie soll ich den Zwang dann bemerken? Es handelte sich offenbar um einen Vorwurf, wie taten sie mir damals schon leid diese Pädagogen, nur dass denen nicht bekannt war, an wen er sich eigentlich mal gerichtet hatte - wie konnten sie sonst darauf kommen, ihn an die einzigen Adressaten zu richten, die mit Sicherheit damit nichts anfangen konnten ? Denn diese "Erklärung" war als Kommunikationsakt von jeder Sinnhaftigkeit befreit. Empörend: ich konnte nicht entscheiden? Es war eine üble Unterstellung, ein Vorwurf und als Erklärung reine Hypothese. Sollten doch meine Erzieher alleine in ihrer selbsteingebrockten Misere um sich selber kreisen.

Solch eine Erlärung in ihrer Allgemeinheit, die die Diskussion von vorneherein verunmöglicht - denn was soll geantwortet werden, wenn es heißt: du siehst einfach den Wald vor Bäumen nicht - wirkt belehrend und anmaßend, als hätte sie den einzigen Zweck, die überhebliche Haltung, sich darin zu gefallen, zu meinen, von oben auf andere herabblicken zu können, verlockend zu machen und zu stablilisieren. Oder es ist doch ein Vorwurf. Der sogar umgedreht werden könnte: Denn wenn Erklärung, dann für "Bequemlichkeit, Herrschaftsgehabe und sozial/ideologisch" vorbestimmten "Gefolgschaftsdiskurs", und nicht die generös vom Hochsitz angebotene Alternative für diese Erklärungen, weil rein strukterell nichts erklärt wird und kontingente Größen wie Bequemlichkeit etc. herangezogen werden müssen, um überhaupt etwas zu erklären. Verliebt in die angenommene, besser: fantasierte, Haltung des neutralen Blicks von "oben", wird verkannt, dass dieses Sich-Hinaufschwingen in eine objektive Perspektive sich einem billigen Taschenspielertrick, dass nun alternativ zu einem Vorwurf eine Erklärung angeboten werde, verdankt.

Unter der Voraussetung, es handele sich um eine Erklärung alternativ zum Vorwurf, erscheint nun die Diagnose des Den-Wald-vor-Bäumen-nicht-mehr-Sehens selbst als Verblendung.

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Ebenso könnte des Alten Bolschewiken Darstellung umgedreht werden.

Ich werde das Recht jedes Idioten verteidige zu einer Art der Nichtdiskussion, wie sie momorulez betreibt, und das, seine bescheuerten, ... Meinungen zum Besten zu geben. (...) Ich werde das ernstnehmen, was er tatsächlich gesagt hat, und ihn nicht anhand einzelner Symptome, die - ob ihm das bewußt ist oder nicht - ein Erbe dieser auf rein moralischen Postulaten gründenden Diskussionsverweigerung sind klassifizieren und dann anhand der Klassifizierung ein feststehendes Urteil aus der Schublade ziehen.

Momo hat übrigens selber mal erklärt, wie es zu seinem "bildungsbürgerlichen" Gehabe gekommen ist: dass er durchaus auch um gegenüber immergleichen Zumutungen immer gut vorbereitet zu sein, irgendwann einfach anfing viel zu lesen usw.
AlterBolschewik (Gast) - 16. Jan, 20:53

@ziggev

Dein Argument hätte möglicherweise etwas für sich, wenn es sich hier um eine Diskussion mit momorulez handeln würde. Leider ist es aber eine Diskussion über momorulez. Die Sache an sich ist für mich erledigt, was mir bleibt, ist daraus Lehren zu ziehen, und zwar mehr als die eine Lehre, daß ich mich mit momorulez auf keine Diskussion mehr einlassen will.

Die die darüber hinausgehende Lehre ist für mich, in Diskussionen genauer an dem zu bleiben, was jemand wirklich gesagt (oder geschrieben) hat. Und nicht gleich Vermutungen anstellen, was damit "eigentlich" gemeint sei, oder noch schlimmer, daß der Redende (oder die Schreibende) damit "subjektiv" zwar etwas meinen, "objektiv" aber etwas ganz anderes sagen würde.

Das heißt nicht, daß ich damit ignoriere, daß unser Schreiben und Sprechen immer auch daran leidet, daß es nie ganz das individuell Gemeinte ausdrückt, sondern immer auch, auf Grund der Gesellschaftlichkeit von Sprache, über das Individuelle hinausweist, daß ich immer zugleich mehr oder weniger sage, als ich zu sagen meine.

Deshalb ist die Kritik des Nörglers auch oft so wertvoll: Weil er einem mit seiner Kritik an der Phrasenhaftigkeit bestimmter Formulierungen aufzeigt, daß man tatsächlich etwas anderes gesagt hat, als man meinte zu sagen; man hat sich widerstandlos der Allgemeinheit der Sprache überlassen und damit den eigentlich intendierten Gedanken - der dann wohl doch nicht so sehr eigener Gedanke war - der Phrase ausgeliefert. Dieses Verfahren ist in meinen Augen legitim, weil ist nicht von außen über eine Formulierung urteilt, sondern direkt in die Formulierung selbst eindringt und ihren nicht intendierten, aber tatsächlich ausgesprochenen Gehalt aufdeckt.

Etwas anderes ist es, irgendeinen Begriff - oder eher: ein Wort - herauszupicken, und anhand dieses Wortes einen Sinnzusammenhang zu konstruieren, der weder intendiert war noch in der Formulierung steckt.

Um ein Beispiel aus einer völlig anderen Diskussion zu geben: In einem Text über Antideutsche habe ich einmal geschrieben, ein bestimmtes Theorem (das hier nebensächlich ist) lasse nur zwei Interpretationsmöglichkeiten übrig: Entweder sie glaubten es selber nicht, dann seien sie zynische Arschlöcher, oder sie würden es wirklich glauben, dann hätten sie tatsächlich einen an der Klatsche. Aus dem Ganzen wurde dann die lächerliche Behauptung konstruiert, der Alte Bolschewik wolle die Antideutschen in stalinistischer Manier gewaltsam in die Psychiatrie einweisen. Das war weder subjektiv intendiert noch steckt es objektiv in der Formulierung (schlimmstenfalls drückt es aus, daß sich die Angesprochenen um professionelle Hilfe bemühen sollten).

Auf derartige Anwürfe - und genau von diesem Kaliber waren momorulez Angriffe gegen Che et. al. - reagiere ich inzwischen auf die einzige Art und Weise, die meinem Blutdruck zuträglich ist: Mit Schweigen gegenüber denjenigen, die derartiges unterstellen.
netbitch - 16. Jan, 22:46

Lieber Alterbolschewik, das ist sehr gut und genau beobachtet, und wie Du da den Nörgler anführst punktgenau - der führte ja in seligen DTC-Zeiten den Begriff "Phrasendenken" höchstselbst ein. Und genau das macht Momorulez: Reiht Phrase an Phrase, steigert die weiter und weiter, erfindet irgendwann nur noch und erreicht dann einen point of no return: Er hat sich so weit hineingesteigert, dass eine Rücknahme nicht mehr drin sein kann, weil er sich sonst so umfangreich entschuldigen müsste, wie es ihm wohl unmöglich ist
che2001 - 17. Jan, 23:38

Netbitch, Süße, das stimmt Alles, was Du da schrubst, hat aber noch eine andere Komponente. Bei PI werden Schwarze, Feministinnen, Muslime und Schwule tatsächlich als Minderheiten, die die "normale" - weiße, heterosexuelle, heteronormative, christliche - Gesellschaft manipulieren würden betrachtet. Eigentlich nichts Anderes als übertragener Antisemitismus. Die Tatsache, dass in bestimmten linken Milieus das sozusagen umgedreht wurde - marginalisierte Gruppen als Positivbilder, auf die die gesamte Linke sich zu beziehen hätte, mit solchen Konsequenzen, dass ein Frauenlesbenplenum, dem Du ja selbst angehörtest nicht mehr kritisierbar ist - ist aber etwas völlig Anderes. Da wurde eine Negativspiegelung auf diesen ganzen Scheiß zur neuen Wahrheit erhoben. Die Marginalisierten als neue Helden, sie können sich nichtmal dagegen wehren.
El_Mocho (Gast) - 18. Jan, 19:58

ich denke dass euer ganzer Konflikt nicht auf den Charakter von momorulez zurückzuführen ist, oder auf irgendwelche Konstellationen zwischen den Diskutierenden, sondern dass er sich ganz logisch aus den von ihm vertretenen theoretischen Auffassungen ergibt.

Foucault sagt: ""Nicht regiert werden wollen" heißt schließlich auch: nicht als wahr annehmen, was eine Autorität als wahr ansagt, oder jedenfalls nicht etwas als wahr annehmen, weil eine Autorität es als wahr vorschreibt. Es heißt: etwas nur annehmen, wenn man die Gründe es anzunehmen selber für gut befindet." (Foucualt, Was ist Kritik?)

Genau das tut Momo, sein eigenes subjektives Befinden ist absoluter Beurteilungsmaßstab, irgendwelche Standards von Argumentation und Kommunikation treten dahinter zurück.

Und dann ist eben jedes Gegenargument eine Abwehrstrategie oder ein Versuch der Dominanzbehauptung. Und ein Angriff auf ihn ganz persönlich.

che2001 - 19. Jan, 13:51

Das wäre dann aber eine sehr schematisiert-zugespitzte Foucault-Intzerpretation, die Soooo sonst kaum jemand vertritt, und mit persönlichen Konstellationen hat das jede Menge zu tun, da ist zwischen Beteiligten im zwischenmenschlichen Bereich so Einiges abgegegangen . Und die Charaktere derselbigen kann man imho von der Auseinandersetzung gar nicht trennen.
John Dean (Gast) - 20. Jan, 08:14

@ El Mocho

Nunja. Ich glaube ja nicht, dass Focault-Lektüre das klare Denken trübt. Es gibt jedenfalls eine ganze Menge Leute, die Focault sehr schätzen, welche sich nicht immer wieder mit anderen verkrachen.

Unabhängig von persönlichen Faktoren, die sich hier zweifellos auswirken, gibt es auch so etwas wie persönliche Diskriminierungserfahrungen und daraus resultierende Umgehensweisen, und zwar imho nicht zu knapp. Ich formuliere mal einen rein hypothetischen Fall, El Mocho:

Nehmen wir einmal an, du wärest von frühester Kindheit aufgrund deines deutlich erkennbaren "Andersseins" immer geschitten worden, immer der Außenseiter, dem sein Anderssein übel genommen wurde. Deine Mutter war, sagen wir einmal, Rosemarie Pilcher, und dein Vater Mick Jagger. Und so cool, im Leben erfolgreich, wohlhabend und wohlgeachtet deine Eltern auch waren, sie hatten niemals für dich Zeit weil sie auf Tour waren, bzw., deine Mutter pilcherte dauernd mit der rum, was dir auch nicht so recht behagte. Alles um dich herum, außerhalb deiner Familie, war jedoch der reine Albtraum, denn du hattest einen hässlichen Klumpfuß (und Kinder können da sehr böse sein) und galtest bei den Nachbarskindern als "der Snob". Du warst ein verschlossenenes, geradezu verängstigtes Kind, und die Erfahrungen, die du in der Welt sammeltest, die bestärkten weniger dich, dafür aber umso mehr deine Ängste und Sorgen, die von frühauf deine Begleiter waren.

So, El Mocho - und nun sage mir, wie sich die erlittenen Diskriminierungserfahrungen bei dir konkret ausgewirkt hätten. Vielleicht wärest du trotz all dieser Erfahrungen wirklich ganz okay, sogar mehr als Okay, im Leben erfolgreich, beruflich geradezu "gesettet" (dank deines Fleißes und deiner Klugheit - und nicht dank deiner Eltern), hast eine Reihe wirklich guter Freunde, interessierst dich für das Wohl anderer, und das sogar sehr - aber bist gegenüber Fremden dann doch zunächst eher misstrauisch, vielleicht sogar etwas streitlustig, und reagierst in Diskriminierungsfragen, und alles, was deinen schwierigen Werdegang berührt, mehr als empfindlich.

Wäre es ein Wunder?
che2001 - 24. Jan, 15:40

Und jetzt wird unsereins schon unter Exlinke einsortiert, die sich von ihren Jugendsünden distanzieren würden. Durchgeknallter geht es nimmer. Eigentlich gilt die Kritik diesem Marginalisierte instrumentalisieren, um sein eigenes reines Gewissen zu pflegen, wodurch sich eine bestimmte Szenemoral auszeichnet.
netbitch - 24. Jan, 16:49

Da hat sich jemand derart in Abstraktionen und Metadiskurse hineingesteigert dass der common sense komplett aussetzt. Und weil er hier ja nicht mehr liest bekommt der auch gar nicht mit, dass seine Interpretation meiner Äußerungen bei Dir und einige der letzten Beiträge hier unvereinbar miteinander sind. Bin und bleibe Feministin and still crazy after all these years.
John Dean (Gast) - 30. Jan, 13:30

Etwas weniger hart gesagt: Da zeigt sich, gelegentlich, etwas in der Art eines Borderlinesyndroms. Wen er zu den "Konservativen", "Liberalen", "Neokonservativen" (u.ä.) rechnet oder zu sonstwelchen politischen Gegnern, der bekommt halt seine "Polemik" ab.

Das findet er auch ganz super so. Warum auch immer. Zwischendurch hat er aber auch einige helle Momente.

(das macht es ja so schade)
noergler - 24. Jan, 18:50

Wer erst mal zu den Bösen gehört, muß damit rechnen, dass ihm in fröhlicher durch die gebrochenen Dämme führender Fahrt jede nur erdenkliche Schlechtigkeit angehängt wird.
Wenn ich mich ohne Not, Sinn und Verstand vermittels eines durch mich selbst herbeigeführten Bruchs meiner besten und intelligentesten Freunde beraube, läßt der Wahnsinn dieser Veranstaltung sich nicht völlig verdrängen. Das Verdrängte kehrt zurück, und mit ihm ein Schmerz, der durch wiederkehrende Schlechtigkeitszuschreibungen übertäubt werden soll, um das Irrsinnige als das rational Gebotene erscheinen zu lassen. Da bei Schmerzmedikamenten im Dauergebrauch aber Gewöhnung eintritt, muß die Dosis erhöht werden.

netbitch - 24. Jan, 22:58

Ja, ganz recht. Kürzlich schrub er noch, ich sollte doch mal gelobt werden, lobenswertere Leute als mich gäbe es wenig. Jetzt bin ich für ihn wohl grundböse. Das kann ich Alles nur noch unter balla-balla verbuchen. Ich kann überhaupt nicht beurteilen, ob und wann Che ihm nicht zugehört und seine Standpunkte nicht wahrgenommen hat, aber die Hinweise auf Absonderlichkeiten in linken Szenen, die von Che wie mir kamen als Legitimationen von Einrücken ins Spießerlager zu werten sind völlig abstrus. Steht ja auch im Widerspruch zu dem, was auf unseren Blogs sonst so zu lesen war. Da macht wohl jemand aus eigenen Übersprungshandlungen des Stresstyps A Welterklärungen. So allmählich fallen mir da nur noch psychopathologische Erklärungsmuster ein. Wie ja auch einst bei sogenannten Liberalen.
mark793 - 27. Jan, 23:11

Stark vereinfacht und etwas überspitzt könnte man sagen: Das ist eben die Fortsetzung des Sich-selbst-neu-Erfindens mit anderen Mitteln - das neu Erfinden der Anderen.

Ansonsten muss ich gestehen, dass mich diese Vorgänge etwas ratlos zurücklassen.
netbitch - 28. Jan, 00:00

Mal ganz hart gesagt: Eindeutig psychotische Reaktionen.
workingclasshero - 31. Jan, 23:38

@mark793: Ratlos lässt mich das auch zurück. Ganz ratlos sogar. Nach jahrelangen Diskussionen müsste der so in etwa beurteilen können, wie seine DiskussionspartnerInnen so drauf sind. Tut er aber nicht. Er traut ihnen Sachen zu, die bei Menschenkenntnis und common sense eigentlich ausscheiden. Anzunehmen, dass Aussagen von Che zum Scheitern einer Männergruppe (deren Scheitern ist Legion) oder meiner Hochvielliebsten zur Dominanz ganz bestimmter Lesben innerhalb von Frauenzusammenhängen als Statements für spießige Rollenmuster und Angriff auf emanzipative Ansätze, gar PI-mäßig zu bewerten seien ist absurd, diese Leute sogar als "politische Gegner" zu definieren (was macht der eigentlich politisch - nichts) noch absurder.


@Dr. Dean: Ich finde viele Deiner Statements daneben, arrogant, paternalistisch, würde Dich auch als latent homophob bezeichnen, stimme Dir aber da trotzdem zu. Ob das nun borderline, schizo oder paranoid ist weiß ich nicht, aber der Typ hat Einen an der Klatsche.
fräulein luna (Gast) - 1. Feb, 19:53

These 1:
momo ist nicht plemplem.

Ich kenne ihn nicht. Der ist für mich nur ein unbekanntes Netzlebewesen. Da ich ihn nicht persönlich kenne, ärgert mich er auch nicht. Ich sehe Blogschlachten eher unter einem schlecht ausgebildetem ästhetischem Gesichtspunkt. Da gibt es ja viel zu erleben: Absurdität, Dramatik, Komik.


These 2:
momoismus ist eine bestimmte Sorte Ideologie, die in ein fortgeschrittenes Stadium eingetreten ist.

...und er ist nicht allein. Da gibt es noch Lantzschi, den Lantzschismus und den Radikal-Lantzschismus, zu dem kiturak u.a. gehören. Ich habe nichts gegen Lantzschi persönlich. Den Begriff "Gendertröte" finde ich daher geeigneter. Ich habe den Eindruck, das Volk hier wurde aus den typischen lantzschistischen "Schutzräumen" ausgeschlossen.


These 3:
momoismus beruht im Kern auf Moral, auf das Bestreben, Menschen zu bessern. Diese Moral richtet sich dabei meist nicht zuerst nach außen, etwa gegen Juden, Moslems, Roma & Sinti etc., wie in anderen Weltanschauungsgemeinschaften. Mit Hilfe der unvermeidbaren bekannten Diskurszerstörverfahren gelangt man auch so zu unschönen Zuständen.


Wollte der alte Bolschewik nicht etwas zu Lantzschi schreiben? Damals während der Lampenposse hat er uns das versprochen.
Wenn ich also eins aus dieser unsäglichen Diskussion mitgenommen habe: Ich werde das Recht jedes Idioten verteidigen, seine bescheuerten, vorurteilsbeladenen, reaktionären Meinungen zum Besten zu geben. Und dann werde ich das, was er gesagt hat, nach Strich und Faden auseinandernehmen, damit er mit heruntergelassenen Hosen dasteht als das, was er ist: Ein bescheuerter, vorurteilsbeladener, reaktionärer Idiot. Anders gesagt: Ich werde das ernstnehmen, was er tatsächlich gesagt hat, und ihn nicht anhand einzelner Symptome klassifizieren und dann anhand der Klassifizierung ein feststehendes Urteil aus der Schublade ziehen.
Ach! Ihr verlangt zuviel! Ich habe Katholiken in der Familie. Ich schaffe es nicht, gegen ihr bescheuertes, vorurteilsbeladenes und reaktionäres Zeug dagegenzuhalten.

John Dean (Gast) - 2. Feb, 09:44

@ Workingclasshero

Danke für die Blumen, aber an einer Stelle möchte ich dir dann widersprechen: "Nichts" ist leicht übertrieben (wobei, genau so wie du habe ich auch schon mal geurteilt). Seinen Broterwerb lässt sich vielleicht als politisch ansehen, wobei, ob die regelmäßig versendeten Arschwackelvideos nun ausgerechnet für die Politik stehen, die er in seinem Blog bewirbt, weiß ich ja auch nicht.

Andererseits kann man ihm (mit gewissen Abstrichen, s.o.) vielleicht doch vertrauen hinsichtlich seiner Ansage, dass er vorhandene (wohl eher kleine) Gestaltungsspielräume in seinem Berufsfeld für eine progressive politische Agenda nutzt.

So wenig ist das nicht, oder?

Zumal, wenn mensch dabei bedenkt, dass sein berufliches Umfeld i.d.R. wenig Raum/Zeit für andere Tätigkeiten oder gar umfassende politische Aktivität lässt. Und vielleicht war er ja mal in der Vergangenheit wirklich politisch aktiv und hat so richtig etwas dabei bewegt. Nunja, wohl eher nicht - aber was weiß ich schon?

Außerdem (zer)streitet er sich seit einigen Jahren regelmäßig mit Leuten aus dem St.Pauli-Umfeld in politischen Fragen - wer weiß, vielleicht könnte das einen positiven politischen Einfluss ausüben. Ich weiß es nicht, ganz so genau interessiert es mich auch nicht. Für mich ist sein St.Pauli-Ding einfach nur ein etwas aufgeblasenes Fangewese, weiter nichts. Vielleicht spiegelt sich darin auch ein Teil seiner Persönlichkeit, seinen Wunsch nach Anerkennung, Bedeutung, seine Streitlust und Arroganz, nunja, und wohl auch eine etwas herrschaftlich geprägte großbürgerliche Herkunft, die darauf ausgerichtet ist, andere zu steuern und zu maßregeln...

Nur, wer entkommt seiner Herkunft schon so einfach? In seinem Fall scheint es allerdings keine Reflektion darüber zu geben, welchen Zusammenhang es zwischen seinem Verhalten und eben den Prägungen seiner Herkunft gibt bzw. geben könnte. Egal, weil: Er ist einfach kein politischer Faktor, imho. Und über ihn richten bzw. ihn enträtseln? Vielleicht spannend, aber doch eher nutzlos, imho. Pardon.

Aus M´s Sicht ist außerdem sein Blog eine hochgradig (!) politische Handlung.

Vor dem Hintergrund eines doch eher sehr kleinen Leserkreises und einer tagebuchartigen Verarbeitung seines Erlebens halte ich diese Einschätzung für eher sehr fernliegend. Aber, was wissen wir schon? Vielleicht wird genau sein Blog von wichtigen politischen Akteuren gelesen, geachtet und in politische Handlung übersetzt.

Aber nüchtern betrachtet, kann man das wohl ausschließen. Und sorry to have said this, die zwei Dutzend Homosexuelle, die ich kenne und regelmäßig treffe, die lachen über ihn. Der ist für die nur ein verwöhntes, übergeschnapptes großes Kind. Die finden das auch richtig lustig, dass er mich für homophob hält. Aber nun, das belegt so rein garnichts, und ist nur eine anekdotische Anmerkung.

Insgesamt denke ich, es dauert einfach lange, bis M Vertrauen zu anderen Menschen fasst, sehr lange sogar, und sobald das der Fall ist, dann ist er nicht nur ein ziemlich intelligenter, erörterungsfreudiger Typ, sondern vermutlich auch ein töfter Typ.

Sein politisches Denken, ähem, trotz gewisser Gemeinsamkeiten, halte ich an einigen Stellen für ziemlich übergeschnappt - und empfinde es als ganz besonders skurril, wenn er als der große Morallehrer auftritt. Als Schriftsteller und Stilist ist er eine Null (übrigens: das bin ich auch), aber, das möchte ich noch einmal betonen, er hat seine Qualitäten.

(imho eher außerhalb der Welt des Politischen)

Im Übrigen, das möchte ich trotz sehr langem Herumgetexte betonen, ist er und sein "politisches" Blog mir (inzwischen) ziemlich egal - auch wenn wir in der Vergangenheit einige herzliche, wie herzlicch sinnfreie Streitigkeiten miteinander hatten.
noergler - 5. Feb, 16:51

Da ich nicht der Hausherr bin, sage ich nicht, dass ich das Wort „Gendertröte“ hier nicht zu lesen wünsche. Das ist aber auch der einzige Grund, warum ich es nicht sage.
Das könnte manchen so passen: Bloß, weil der Gender-Gedanke auch von seltsamen Leuten vertreten wird, den Gedanken, der aus ganz anderen Gründen mißliebig ist, gleich miterledigen.

Als derjenige, der die ausführlichste, härteste und schärfste Kritik gewisser Exaltationen des Momorulez formulierte, und zwar auf dessen Blog, sage ich Dir, Luna, dass Du Dir Dein jämmerliches Billignümmerchen sonstwohin stecken kannst. Jemand wie Du, die auf ihrem Blog nicht mehr leistet, als schlichte Denke und simple Meinungshuberei sparsprachlich darzubieten, ist nicht in der Position, gegenüber Momorulez auch nur eine Augenbraue zu heben.

Man muß auch sonst nicht übertreiben. Dass M. nicht gut schreiben könne, ist panne. Sorry Dean, aber um dergleichen zu bewerten, bin ich gerade mal kompetent. Außerhalb seiner abgedrehten und jenseits des Erklärbaren liegenden Anfälle des vorsätzlich-aggressiven Mißverstehens hat er hunderte von Einträgen und Kommentaren formuliert, die sich im Bereich zwischen „gut“ und „exzellent“ bewegen, gedanklich wie sprachlich. Ich werde weiterhin bei ihm lesen, weil ich mir das, was es nur dort und nicht anderswo gibt, nicht entgehen lasse.
netbitch - 5. Feb, 19:18

Da ich aber die Hausherrin bin, habe ich den Ausdruck genau einmal stehen lassen, abgesehen davon, dass "Gendertröte" nun auch eine echte Stilbüte ist (so wie "sozialverträgliches Frühableben", "Politautist" und Ähnliche). Die hohen Qualität von Momorulez´Blog hat Nörgler hier mit der ihm eigenen hohenn sprachlichen Präzision so treffend bezeichnet, dass ich dem nichts Weiteres hinzuzusetzen habe.


Wer im Übrigen von den "berechtigten Forderungen des Maskulinismus" daherbramarbasiert ist auf meinem Radar als "Feind" markiert.
bersarin (Gast) - 2. Feb, 22:21

@ fräulein luna
"Ich sehe Blogschlachten eher unter einem schlecht ausgebildetem ästhetischem Gesichtspunkt."

In der Tat. Und die schlechte Ausbildung des Herrn luna fängt bei der Sprache an. Benutze doch bitte und in Zukunft keine Begriffe, die nicht zu Dir passen! Vor allem nicht solchen Schwurbelschwupp wie "ästhetischer Gesichtspunkt".

Die Putztruppe "Ästhetik" aus dem Grandhotel Abgrund wird bei solchem Unfug sehr, sehr grantig.

bersarin (Gast) - 2. Feb, 22:30

Da habe ich oben bei meinem Namen glatt vergessen, die Url einzugeben. Das hole ich hier mal gleich nach, denn Werbung muß schließlich sein.
netbitch - 2. Feb, 23:25

Als Feminstin finde ich viele von Momorulez`Beiträgen allein schon deswegen interessant, weil Feministinnen und Schwule im Grunde eine Interessengemeinschaft haben: Gegen den patriarchalen Normalkonsens. Genau diesem aber zugeordnet zu werden, weil ich aus dem frauenbewegungsinternen Nähkästchen plauderte und auf die Binnenhierarchsierung der FrauenLesbenszene mit einer sehr speziellen Lesbenfraktion als interner Elite hinwies und sogar deswegen als homophob eingestuft zu werden geht gar nicht. Da will mir jemand, der diese Zusammenhänge offensichtlich nicht kennt erzählen, was ich sagen dürfte und was nicht.

@Klaus Hoffmann: "Und standest so oft an der Wand mit vdem hochmütigen Blick des Richters, wärest so gern beteiligt gewesen an der Spontanität der Anderen, doch hattest immer ein "Aber" bereit."
che2001 - 6. Feb, 16:58

Könnte es sein, dass Fräulein Luna uns unter anderen Namen bereits bekannt ist?
netbitch - 9. Feb, 11:48

Ja, als Claire de la lune. Ob El Mocho, Willy und Robert Michel ein und dieselbe Person und wiederum mit Luna identisch sind, darüber streitet die Fachwelt;-)


Denke aber eher an unterschiedliche Personen aus einem sehr fremden Feld der Blogosphäre.
El_Mocho (Gast) - 16. Feb, 16:17

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