Rayactson - 6. Feb, 18:34

Werte Dame!

Ich habe enorme Probleme, Ihre Einwendungen gegen eine wohlbegründete Unternehmenspraxis irgendwie mit einem sinnvollen Gedanken in Verbindung zu bringen.

Bedenken Sie doch bitte zuerst, dass SIE nicht der Eigentümer der Firma sind. Denken Sie dann darüber nach, ob SIE möchten, dass jemand anderes über IHR Eigentum verfügt.

Das möchten SIE nicht.

In einer freien Gesellschaft wird nun einmal das EIGENTUM der Firmeneigentümer geschützt. Es ist sogar maßgeblich, und nicht etwa die Frolleinblütenträume von Kommunistinnen oder Sozialistinnen.

Verzeihen Sie bitte!

Wen geht es an, wie die Verhältnisse in Ihrer Firma sind? Wen soll das interessieren? Es handelt sich doch offenkundig um FREIE VERTRÄGE. Wenn es IHNEN nicht passt, warum maulen Sie darüber in aller Öffentlichkeit, statt still und angemessen die Konsequenzen zu ziehen?

Mir scheint, hier haben Sie wieder einmal versucht, zwei Dinge miteinander zu verknüpfen (Briefe und Kapitalismuskritik), die bei Ihrer sozialistischen Klientel als Reizwort taugen. Besonders die Linken und die Gutmenschen dramatisieren ja jede popeligen und an sich völlig unproblematischen Vorgang aus der Unternehmenswelt, den geheim zu halten, Ihre Aufgabe als Arbeitnehmer gewesen wäre.

Und bei solchen Arbeitnehmern fragen Sie, warum wir in Deutschland Standortpobleme haben?

Wichtig ist mir aber, dass die jetzt als quasi einzig seligmachendes Mittel angepriesenen Rücksichten auf Ihre persönlichen Empfindlichkeiten, in Ihrer Firma wahrscheinlich nicht die sinnvollste, auf jeden Fall aber nicht die einzige zu diskutierende Alternative sind. Das geht betriebswirtschaftlich meist in die Hose weil wir es nicht gewohnt sind in Regelkreisen zu denken.

Die Eigentümer hatten sicherlich SEHR gute Gründe für die gewählte Maßnahme. Falls es sich nicht um Idioten handelt, was wir im Fall von echten Leistungsträgern doch wohl ausschließen können, also werden diese für ihr Misstrauen HANDFESTE GRRÜNDE haben.

Freiheit! Eigentum! Vergessen Sie den Sozialismus. Er ist gescheitert.

steppenhund - 6. Feb, 20:19

Verehrter Rayactson,

hier irren Sie. Ein Blog ist eine private Ausdrucksmöglichkeit mit Komponenten von Exhibitionismus und Voyeurismus. Die BloggerInnen können schreiben, was sie wollen. Es m u s s nicht gelesen werden.
Allfällige Aufrufe zu strafbarem Verhalten könnten und müßten geahndet werden.
Ich selbst bin weder Sozialist noch Kommunist, wenn man mich betiteln wollte, dann als konservativen Reaktionär, der allerdings mittlerweile sieht, wie sich der Shareholder-Kapitalismus zu Tode reitet. Er tut dies wegen unmenschlichem Verhalten. Menschen sind nur mehr Zähler in einem Excel-Sheet des Controllers. Und dann haben wir, genauso wie im Faschismus die große Ausrede, ich habe ja nur meine Pflicht getan. Der Controller weist darauf, dass man mit 2000 Personen weniger mehr Gewinn machen könnte, der CEO entscheidet, dass es gemacht wird und läßt es den Personalchef exekutieren.
Vor drei Monaten hieß es in meinem Unternehmen noch, 390 Personen müssen gehen. Dann ging der Oberboss - freiwillig, weil er einen besseren Posten gefunden hatte. (Soviel zu seiner Antrittsversicherung vor zwei Jahren, dass er bei uns die Pension erleben möchte.) Der Nachfolger hat jetzt eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2008 abgegeben.
Mittlerweile gibt es eine Urlaubssperre. Sonst laufen wir Gefahr, unsere Pflichten nicht ausreichend erfüllen zu können. So springt man heute mit den Mitarbeitern um, die Wahrung des Briefgeheimnisses ist da eher eine Kleinigkeit. Immerhin wehren sich bei uns die Leute, indem mittlerweile schon fast zehn Prozent zur Konkurrenz gewechselt sind, darunter auch Führungskräfte und excellente Techniker.
Der Hang zu immer weiter gehender Fusionierung wird den Kapitalismus schlussendlich umbringen. Nicht, dass mich das freut. Nach neun Jahren Berufstätigkeit in der Sovjetunion ist mir der Kapitalismus noch allemal lieber als ein totalitäres Regime.

Freiheit! Eigentum! sind keine Begriffe, die hier zählen, auch nicht die politischen Systeme.
Eigentümer mögen gute Gründe haben. Ich habe es einmal erlebt, dass ein Betriebsrat nach außen an die Zeitungen gegangen ist. Er hat genau das Gegenteil erreicht von dem, was er wollte, doch die Firma hatte das damals eine Mio € gekostet.
Einem Firmeneigentümer gestehe ich persönlich viele Rechte zu. Er trachtet danach, die Firma am Leben zu erhalten und nachhaltige Aktionen zu setzen.
Einem CEO, der den Firmeneigentümer vertritt und einen drei-Jahresvertrag hat, gestehe ich überhaupts nicht zu, denn nach jahrelanger Beobachtung, optimiert er nur nach seinen persönlichen Interessen.
Es ist ziemlich bezeichnend, dass sie anonym kommentieren. Damit wird ihr Kommentar in das "popelige" Räsonieren abgewertet. Ich nehme Ihnen sogar ab, dass sie sich über den Eintrag geärgert haben.
Und ich finde das sehr gut so!

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