Bersarin (Gast) - 21. Jun, 07:01

Um die Kritik zunächst auf der Ebene der Sprache zu belassen: Wo es irgend geht, versuche ich beim Schreiben von Substantiven die weibliche wie auch die männliche Form zu berücksichtigen, solange das nicht eine zu umständliche Satzkonstruktion ergibt, die aus Verständnisgründen zweimal gelesen werden müßte. Dann wird ein Text nämlich, sobald das mehrmals hintereinander passiert, meist gar nicht mehr gelesen, sondern er wird beiseite gelegt, oder Leserin und Leser wechseln die Internetseite.

Da Sprache und Sache/Gegenstand jedoch in einer Beziehung stehen und (die Form der) Sprache einer Sache eben nicht äußerlich bleibt, vermeide ich es, in Dadaismen abzugleiten oder Neologismen zu gebrauchen, wo ein finno-ugrisches Wörterbuch erforderlich ist. Neologismen passen nur da, wo sie sich aus dem Kontext erschließen. Aus diesem Blick auf Sprache heraus und bei dem Versuch, nicht allzu sinnlos zu plappern sowie einer gewissen Form nicht zu entraten, verwende ich ebenfalls den Begriff „PoC“ nicht. Diese Abbreviatur stellt ein ziemliches Unglück in der Sprache dar, dieser Ausdruck ist eine verdinglichte Kennzeichnung. Um die Probleme von Kennzeichnungen, die zugleich mit Einschluß sowie Ausschluß verbunden sind, weiß (wie passend) ich wohl.

Sprache hängt mit Gewalt zusammen. Die Gewalt der Sprache ist aber nur in der Sprache und mit ihr zu beenden. Und in einer gewaltvollen Gesellschaft samt ihrer gewalttätigen, zurichtenden Organisations- und Wirtschaftsform, wäre es absurd, eine heile und unversehrte Sprache anzunehmen. Es gibt kein draußen. Das bedeutet keinen Freibrief dafür, eine diskriminierende Sprache zu verwenden. Den Begriff PoC halte ich jedoch für fragwürdig, zumal er auch in der Binnendiskussion wohl eher umstritten ist. Ich verwende weiter die Adjektive schwarz oder farbig, insofern es aus bestimmten Gründen nötig ist, eine Kennzeichnung vorzunehmen. Wenn sich – irgendwie, irgendwo, irgendwann – bessere Begrifflichkeiten finden: um so besser.

Andererseits ist dieser Streit um eine korrekte Sprache zugleich absurd, sobald es ans Eingemachte, an die Strukturen, an die Gesellschaftsverhältnisse geht. Die Verkäuferinnen bei Lidl oder ehemals Schlecker – diese schulen jetzt wahrscheinlich nach dem Vorschlag einer Ministerin auf Kindergärtnerinnen um oder lernen Akkordeonspielen – interessieren diese Fragen eher wenig denn viel. Vor allem beim Blick auf ihren Arbeitsplatz (sofern noch vorhanden) oder den Lohnzettel nicht. Ob die männliche Verkaufskraft wohl ebenso„viel“ verdient? Insofern ist diese Diskussion um die korrekte Sprache zugleich eine, die sehr mit dem akademischen (bürgerlichen) Milieu zu tun hat, in dem auch ich eine Teil meines Lebens verbrachte – wenngleich in einer gewissen Distanz.

Allerdings hängen Sprache und Gesellschaft zusammen. Keiner wußte das besser als Karl Kraus, Walter Benjamin oder Adorno. Zu fragen bleibt, weshalb ich hier nur Männer nenne.

Die Causa Lantzsch sowie den Lantzschismus spare ich auf. Nörgler schrieb dazu bereits und auch Don Alphonso.

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