12
Okt
2015

Keine Atempause, Geschichte wird gemacht!

Zweimal hat nun schon Merkel Rot-Grün links überholt, mit einer Hauruck-Verve, gegen die der Basta-Kanzler alt aussieht: Mit dem Atomausstieg und Refugees Welcome.Weder sind die Desiderate und Resultate "links", noch sind damit emanzipative Ziele verbunden, aber es haben weder Rot-Grün noch die Linkspartei noch die eigentliche, d.h. radikale Linke schlüssige Antworten darauf. Die deutsche Staatsraison wird umjustiert, auf eine Art und Weise, die als historischer Paradigmenwechsel begriffen werden muss, von solcher Bedeutung wie Wiedervereinigung und New World Order. Eigentlich ein Thema für linke Generaldebatten, die eigentlich ganz selbstverständlich geführt werden müssten. Zumindest die bloggende Linke tut aber etwas ganz Anderes: Sie beschäftigt sich mit einer moralischen und ästhetizistischen Kritik am Verhalten der FlüchtlingsbegrüßerInnen, mit CW und PC, mit anderen Worten mit indivduenzentrierter Moral, Definitions-, Formulierungs- und Benimmfragen, denn etwas Anderes ist das nicht. Es geht nicht darum, im hochbrisanten aktuellen Kontext die Klassenfrage zu formulieren. Stattdessen beschäftigen Bildungsbürgerkinder sich mit Bildungsbürgerkindereien. Ich kotze!

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che2001 - 16. Okt, 15:29

Fein beobachtet, mia cara. Nur hat Merkel überhaupt niemanden links überholt. Die Gelegenheit wird vielmehr dazu genutzt, seit langem geplante, aber bisher nicht durchsetzbare Ayslrechtsverschärfungen durchzusetzen - die Flüchtlingsräte hatten erst kürzlich in fast allen Ländern und Kommunen die Bargeldregelung anstelle von Gutscheinen und Esspaketen durchgesetzt, nach einem zwei Jahrzehnte langen Kampf - und ebenfalls die von langer Hand geplante und durch einschlägige Gutachten seit Jahren geplante Deklarierung von Balkanstaaten als "Sichere Drittländer" durchzuziehen. Um dies zu erreichen wurden die Bürgerkriegsflüchtlinge als Manövriermasse ins Land gelassen.

Wolf-Dieter (Gast) - 2. Nov, 06:15

Reminiszenz

Die deutsche ¨politische Linke¨ hat in meinem Sichtkreis zu keinem Zeitpunkt konkrete Alternativen zum Kapitalismus aufgezeigt oder angestrebt, also eine nicht-kreditgetriebene funktionierende Ökonomie entworfen. Sondern sie beschränkt sich auf Nachtrauern des ¨Rheinischen Kapitalismus¨, der nur funktionieren konnte, solange die Märkte saugfähig waren. Ist vorbei seit den späten Sechzigern.

(Kreditbetrieben, wir erinnern uns, ist G->W->G'.) Der derzeitige Neoliberalismus ist der ¨Notschrei des verhungernden Kapitals¨. In den Dreißigern war das der Faschismus.

netbitch - 8. Nov, 16:24

Also die deutsche politische Linke der ich angehöre hat diverse utopische Konzepte ent- und wieder verworfen mit Reminiszenzen eher an Ökotopia oder dem Sommer der Anarchie in Katalonien aber auch ernsthaften Versuchen eine Gegenökomomie aufzubauen, was dann zumeist in rein kommerziellen Ökofoodläden, Fahrradwerkstätten usw. endete. Gedacht war das mal als ein genossenschaftlicher großer Wurf von Tausenden vernetzten Alternativbetrieben, um dem Kapital konkrete Gegenmacht entgegenzusetzen. Vielleicht sehr naiv, das Problem ist aber auch, dass das heute kaum noch wer weiß. Mondragon war da mal ein Vorbild. Dem Rheinischen Kapitalismus trauert in meinem Umfeld niemand nach, eher schon dem jugoslawischen Sozialismus oder der sandinistischen Revolution.
Wolf-Dieter (Gast) - 10. Nov, 22:36

Bitte nicht als persönlichen Anwurf missverstehen.

Mit alternativer Ökonomie war ein seriöser Gegenentwurf gemeint. Beispielsweise war die Planwirtschaft ein ernsthafter solcher. Dass die Planwirtschaften dieser Welt entweder niedergingen (UDSSR) ist von außerökonomischen Nebenbedingungen begleitet; es wäre neutral zu prüfen, ob diese nicht auch kausal waren.

Mal ne simple Frage - ich will niemandem zu nahe treten - hat Che einen Schimmer von der Thematik?
Wolf-Dieter (Gast) - 10. Nov, 22:37

Nachtrag - Korrektur - gemeint war:

... entweder niedergingen (UDSSR) oder zu Manchester-Kapitalismus mutierten (China) ...
netbitch - 21. Nov, 00:19

Der Che ist promovierter Historiker und Politikwissenschaftler, der hat mehr als nur einen Schimmer von der Thematik. Wenn ich zu den Kleinbäuerinnen gehöre, ist der einer von den Latifundienbesitzern.
che2001 - 24. Nov, 14:21

Wolf-Dieter, ich gehöre zu denen, die die nicht öffentlichen Expertisen und Gutachten des Auswärtigen Amtes regelmäßig lesen. Also was da von langer Hand vorbereitet wurde kann ich sehr genau nachvollziehen.

@netbitch, ich glaube nicht, dass der meine Bildung an sich meinte.
Wolf-Dieter (Gast) - 30. Nov, 17:36

@netbitch - ein Historiker ist nicht zwingend auch ein Ökonom. An meiner Frage war nichts ehrenrühriges.

che2001 - 3. Jan, 15:43

Aus gegebenem Anlass hier ein manueller Trackback. Ach ja: Und gutes Neues allerseits!


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