18
Nov
2008

Ganz großes Narrenschiff

Bei dieser Diskussion hier finden sich zwei Fraktionen liberaler Kommentatoren: Die Vernünftigeren wie Karsten, Rayson und Boche, die semantisch nicht in der Lage sind, das von ihnen Gelesene zu begreifen und aus dem Nichtbegriffenen dann die falschen Schlüsse ableiten, und die Gelegenheitskommentatoren, die schon das Nichtbegreifen nicht mehr so richtig hinkriegen, da schnittfester Schaum vor dem Mund ihre Wahrnehmung generell behindert.


Uff!!!


http://www.bissige-liberale.com/2008/11/18/es-faellt-auch-linken-auf/#comments

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Trackbacks zu diesem Beitrag

Ziat des Tages

ein Sklave, der seine Ketten selber... [weiter]
karstenduerotin - 18. Nov, 23:50

Na, dann hilf mir doch mal, zu verstehen, was ich da nicht verstanden habe...

netbitch - 19. Nov, 08:54

Jetzt mal ohne Häme

Gerne. Es geht nicht darum, dass der Ausdruck Neoliberalismus insgesamt völlig falsch sei. Die Autoren kritisieren auch nicht, was Du kritisierst. Deine Kritik ist, dass der Begriff angeblich ein Rundumschlagbegriff sei, mit dem Linke alles aus ihrer Sicht Böse bezeichneten. Demgegenüber hatten Momo und Che ziemlich genau erläutert, wie sie den Begriff Neoliberalismus verstehen und auch, dass dieser Begriff nicht beliebig, sondern eindeutig definiert und letztlich Bezeichnung für eine wirtschaftsgeschichtliche Entwicklungsperiode ist, die mit dem Abbau der alten keynesianischen Sozialstaaten seit Ende der Siebziger einsetzte und sowohl volks- als auch betriebswirtschaftliche Steuerungs- und Herangehensweisen beinhaltet. Hartmann und Geppert gehen von genau der gleichen Bedeutung des Begriffs aus, meinen aber, dass dieser viel zu kurz greift, weil der ganz soziökonomische Wandlungsprozess, der zurzeit stattfindet viel weiter geht, bis in die alltäglichen Verhaltensweisen der Menschen und ihre Art, Welt zu erleben hinein. Das hat damit etwas zutiefst Totalitäres, zugleich ist ein neuer Mensch am Entstehen, allerdings in einem negativen Sinn: Ein Mensch, der sich selbst mehr und mehr über Performance für den Arbeitsmarkt definiert, ein Sklave, der seine Ketten selber schmiedet. Übrigens ist so etwas historisch normal: Heutige Menschen und solche des Achtzehnten Jahrhunderts etwa unterscheiden sich in ihrer Mentalität ebenfalls extrem voneinander. Zu jeder Gesellschaftsformation gehören eigene Mentalitäten. Die Autoren werfen den No Globals vor, diese Dimension auch nicht erkannt zu haben, und dann werden an sich kritische Begriffe, die bezogen auf die Ära Thatcher-Reagan einmal Sinn machten, selber zu identitätsstiftendem Wortgeklingel für Linke, die in Kampagnen, Aktionen und Demos denken, aber nicht in Begriffen fundamentaler Gesellschaftskritik, die noch zu entwickeln wäre. Für Hartmann und Geppert ist die globalisierungskritische Linke nicht radikal genug. Die Kommentarstränge bei Euch deuten mir darauf hin, dass diese Kernaussagen des Hartmann-Geppert-Textes gar nicht begriffen wurden, sondern vielmehr in Richtung "jetzt nähern sich Linke liberalen Auffassungen" fehlgedeutet werden (vgl. Lina). Und weiter unten im Text schlagen Eure Gelegenheitskommentatoren auch allmählich über die Stränge. Das liest sich dann so wie "Geht erst mal arbeiten" oder "Geht doch nach drüben" von vor 1989.
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