Tief in den Sphären des verspannten Denkens
Ich will mein lesendes Publikum ja nicht mit einem Übermaß (oder nennt mensch das Habermaß?) an elfenbeintürmender Theorie langweilen, aber zu den Bizarrheiten einiger Linksversprengter möchte ich mich denn doch noch mal äußern.
Einige Randbemerkungen zu einer anderswo geführten Debatte:
Einige Leute, die sich selbst sehr links sehen, bezeichnen die Mehrheitslinke als antisemitisch. Wenn es um die Israelfeindlichkeit klassischer Antiimperialisten ginge, wäre das ja noch nachvollziehbar, aber es geht noch viel weiter und führt diese angeblichen radikalen Linken über merkwürdige intellektuelle Fallstricke eher in die Nähe der Wirtschaftsliberalen.
Sie selber sind nirgendwo in sozialen Projekten oder Arbeitskämpfen zu finden, sie begründen sogar, warum sie das als Linke nicht tun. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage der Identifikation mit sozialen Gruppen und Prozessen.
Die "Identisches" vs. "Nichtidentisches"-Auseinandersetzung setzt bei den "Elementen des Antisemitismus" und den "Studien zum autoritären Charakter" aus der Kritischen Theorie an. Da Identifikation der Massen mit dem Führer, der Partei, dem Volk, dem durch Ausgrenzung Anderer und falsche Projektion gekennzeichnetem Kollektiv zu den Elementen des Antisemitismus gehört, vertraten einige Leute, ich meine, ISF und Ca Ira-Verlag, in der Antisemitismusdebatte Ende der Achtziger die Position, jedes Sich-Identifizieren mit einem Subjekt außerhalb des eigenen Selbst, vor allem, wenn dieses idealisiert und projektiv überhöht wird, berge bereits Elemente des Antisemitismus in sich. Und damit sind all die Guten-Wilden- und Dritte-Welt-Revolutionsromantik-Klischees in dieser speziellen Sicht der Dinge potentiell antisemitisch. Ebenso wird jede Kapitalismuskritik, die willentlich Handelnde nennt und zum Beispiel bestimmte Branchen, Konzerne oder Einzelkapitalisten als Schuldige bezeichnet und Kampagnen gegen diese ins Leben rufen will, weil sie sich besonders ausbeuterisch oder rücksichtslos verhalten, als "strukturell antisemitisch" bezeichnet, weil es das Schaffen von Sündenböcken bedeute, nicht den Kapitalismus als Ganzes zu kritisieren, sondern bestimmte Auswüchse. Dieser Logik nach könne die Linke die politische Ökonomie nur beschreiben und kritisieren, aber politisch erst dann handeln, wenn der Zeitpunkt der Weltrevolution gekommen sei. Aus dieser Paralogik heraus sind alle Linken, die aktiv gegen Ausbeutung oder Sozialabbau kämpfen, strukturelle Antisemiten.
btw: Und heute ist es wahrscheinlich so, dass Leute, die "Antiimperialismus" lesen, dabei automatisch an Ulrike Meinhof & Co denken und deren Antizionismus und von der Existenz eines Neuen Antiimperialismus, der sich in scharfer Konfrontation zu den Antiimps entwickelt hat und nichts mit deren Antiisraelismus zu tun hat, grundsätzlich gar nix wissen und auch nix wissen wollen.
Einige Randbemerkungen zu einer anderswo geführten Debatte:
Einige Leute, die sich selbst sehr links sehen, bezeichnen die Mehrheitslinke als antisemitisch. Wenn es um die Israelfeindlichkeit klassischer Antiimperialisten ginge, wäre das ja noch nachvollziehbar, aber es geht noch viel weiter und führt diese angeblichen radikalen Linken über merkwürdige intellektuelle Fallstricke eher in die Nähe der Wirtschaftsliberalen.
Sie selber sind nirgendwo in sozialen Projekten oder Arbeitskämpfen zu finden, sie begründen sogar, warum sie das als Linke nicht tun. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage der Identifikation mit sozialen Gruppen und Prozessen.
Die "Identisches" vs. "Nichtidentisches"-Auseinandersetzung setzt bei den "Elementen des Antisemitismus" und den "Studien zum autoritären Charakter" aus der Kritischen Theorie an. Da Identifikation der Massen mit dem Führer, der Partei, dem Volk, dem durch Ausgrenzung Anderer und falsche Projektion gekennzeichnetem Kollektiv zu den Elementen des Antisemitismus gehört, vertraten einige Leute, ich meine, ISF und Ca Ira-Verlag, in der Antisemitismusdebatte Ende der Achtziger die Position, jedes Sich-Identifizieren mit einem Subjekt außerhalb des eigenen Selbst, vor allem, wenn dieses idealisiert und projektiv überhöht wird, berge bereits Elemente des Antisemitismus in sich. Und damit sind all die Guten-Wilden- und Dritte-Welt-Revolutionsromantik-Klischees in dieser speziellen Sicht der Dinge potentiell antisemitisch. Ebenso wird jede Kapitalismuskritik, die willentlich Handelnde nennt und zum Beispiel bestimmte Branchen, Konzerne oder Einzelkapitalisten als Schuldige bezeichnet und Kampagnen gegen diese ins Leben rufen will, weil sie sich besonders ausbeuterisch oder rücksichtslos verhalten, als "strukturell antisemitisch" bezeichnet, weil es das Schaffen von Sündenböcken bedeute, nicht den Kapitalismus als Ganzes zu kritisieren, sondern bestimmte Auswüchse. Dieser Logik nach könne die Linke die politische Ökonomie nur beschreiben und kritisieren, aber politisch erst dann handeln, wenn der Zeitpunkt der Weltrevolution gekommen sei. Aus dieser Paralogik heraus sind alle Linken, die aktiv gegen Ausbeutung oder Sozialabbau kämpfen, strukturelle Antisemiten.
btw: Und heute ist es wahrscheinlich so, dass Leute, die "Antiimperialismus" lesen, dabei automatisch an Ulrike Meinhof & Co denken und deren Antizionismus und von der Existenz eines Neuen Antiimperialismus, der sich in scharfer Konfrontation zu den Antiimps entwickelt hat und nichts mit deren Antiisraelismus zu tun hat, grundsätzlich gar nix wissen und auch nix wissen wollen.
netbitch - 22. Feb, 19:30
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