15
Jul
2012

Ostfeminismus, Post-Post-Feminismus oder postmoderner Feminismus? Hauptsache Kampf!

In meinen jungen Jahren sah die Neue Frauenbewegung zum Teil sehr alt aus. Eine trotz eigentlich sehr radikal egalitärer, biologische Geschlechtsunterschiede als etwas gesellschaftlich Gemachtes entlarvende Kritik z.B. von Alice Schwarzer kam im praktizierten Diskurs als fast biologistisch daher: Frauen als durch ihr Frausein definierte Gruppe, politische Forderungen auf den gesellschaftlichen Alltag bezogen als vor allem formale Gleichstellungsforderungen. Das Auftreten rein optisch geprägt entweder durch Unisex oder hingegen durch einen ästhetischen Minimalismus bzw. ein bewusst nichtaffirmatives Outfit - lila Latzhosen, Schlabberpullover, ja keine Körperbetontheit. Ich gehörte zu den Riot Girls, die dem etwas Neues entgegensetzten. Anknüpfen an und Bündnis mit "gemischten" sozialen Bewegungen, bevorzugt provakatives Auftreten mit Minirock, Nabelfreiheit, hohen Stiefeln und dem Bekenntnis zu gutem Sex statt einer oftmals von heterosexuellen Feministinnen "Rühr mich nicht an " und "Schwänze tun Frauen was Böses"-Haltung. Teilweise hatten wir die damaligen Frauenzusammenhänge etwas aufgemischt, ohne uns allerdings durchsetzen zu können, eine Strömung in der Strömung halt. Ungefähr zeitgleich kam mit der Rezeption von Judith Butler eineInfragestellung von Geschlecht als Kategorie an sich ein dekonstruktivistischer Ansatz, erstmals vermischte sich Feminismus mit queer-theory und Poststrukturalismus. Die fröhlich-kämpferische, die Inhalte des eigenen Lagers oftmals ironisierende Haltung von uns linken Girlies konnte sich gegenüber einem zumeist rigiden Moralismus aber leider gar nicht durchsetzen.

Inzwischen aber gibt es eine ganz neue Frauenbewegung, und die kommt vor allem aus dem Osten. Die "Alptraumtöchter Putins" und die ukrainischen "Femen" (Wortspiel aus Femmes und Feme, der Rache) inszenieren ihre weiblichen Körper äußerst offensiv und erheben zugleich Forderungen, die nicht nur feministisch, sondern allgemein-sozialrevolutionär sind. Frauenbewegung nicht als Bewegung nur für Frauenrechte, und sozialrevolutionäre Bewegung nicht als Bewegung, das von einem gesellschaftlichen Allgemeinen (das in der Vergangenheit in der Praxis-Perspektive noch immer männlichweiß war) ausgeht, sondern die die eigene weibliche Subjektivität in den Mittelpunkt eines allgemeinen gesellschaftlichen Befreiungskampfes stellt, in dem die Geschlechtszugehörigkeit einer von vielen Faktoren ist, ohne Wertung oder Hierarchien. Ich sehe unsere früheren Ansätze da sehr stark aufgegriffen, in neuem, frischem Gewand, und wünsche den jungen Kämpferinnen das Beste. Frauen (und Andere) erhebt Euch, und die Welt erlebt Euch!
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