genova (Gast) - 4. Jan, 13:46

Netbitch und Che,

Vielleicht können wir das Thema Exhibitionismus außen vor lassen. Ich würde da nur generell anmerken, dass es mir völlig fern liegt, dich, netbitch, da verbal anzurempeln. Wenn das so rüberkommt, dann nimm es mir bitte nicht übel.

Homophobie wurde mir mehrfach von Momorulez unterstellt. Dazu Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, Stalinismus, Stasiaffinität und einiges mehr. Die Links rauszusuchen, wäre eine Tagesarbeit. Interessant, dass du das nicht siehst oder sehen willst. Das ist doch gerade die Crux: Der Typ klebt in Hass und hoher Erregung diversen Leuten Etikette an die Brust, die auf dessen moralische Eliminierung abzielen, ohne einem auch nur im Ansatz eine Erklärung dafür geben zu können. Alles schon tausendmal erklärt.

Ich habe mich an den Auseinandersetzungen um Schwule in Momos Blog nie beteiligt, mich nur eingeschaltet, wenn ich wieder mal sah, welch Unsinn über mich geschrieben wurde. Da habe ich dann mal bemerkt, dass mich das Thema Homosexualität nicht in der Form interessiert, dass ich mich in Blogs lange damit auseinandersetze. Das wurde mir damals schon als unglaubliche Ignoranz und wird mir jetzt als Bräsigkeit ausgelegt. Sorry, aber worüber ich in Blogs schreibe und dafür Zeit aufwende, wofür ich mich interessiere, entscheide ich selbst. Ich sage aber gerne, dass mich die Diskussionen mittlerweile mehr interessieren im Hinblick auf gesellschaftliche Konstruktionen von Normen und Realitäten. Ebenso die Aufweichung der Geschlechterdualität etc. Aber das ist ein anderes Thema.

Diskriminierungserfahrungen Schwuler bestreite ich nicht. Das ist ja hier das Verrückte, dass man sich ständig für Positionen rechtfertigen muss, die man nie, nicht mal im Ansatz, vertreten hat. Ich würde spontan sagen, dass eine Gesellschaft mindestens solange homophob ist, solange ein Vierzehnjähriger in der Schule nicht erklären kann, Jungs zu lieben, ohne dafür auch nur eine blöde Bemerkung abzukriegen. Es ist aber nicht mein Thema, ich fühle mich da nicht kompetent. Daraus fehlende Empathie abzuleiten, ist eigentlich frech.

Die "emotionalen Statements" von Momo und diesem Baumarkttheoretiker: Was habe ich da denn konkret bestritten oder nicht gesehen?

Der Link zur Debatte mit Dean: Ja, der macht vielleicht etwas verständlicher, was du meinst. Das Minenfeld: Der, der reinrennt, ist vielleicht ungeschickt. Aber was ist mit denen, die die Minen gelegt haben? Schönes Bild, weil es offenlegt, was hier schiefläuft. Dazu später.

Von "Anhimmeln" habe ich nicht gesprochen, vielleicht Dean. Dass die Aussage ansonsten richtig ist, schreibst du. Dass sie nicht die Lebensrealität aller Homosexueller abbildet, ist doch eigentlich klar und wurde ja nie intendiert, zumindest nicht von mir. Soll man diese Aussage deshalb nicht treffen dürfen? Was sind das denn für Sprechverbote??

Ich habe mich seinerzeit in die Debatte nur eingeschaltet, weil ich mitbekommen habe, wie alle auf diesem Dean rumhacken, obwohl der, meines Erachtens sehr offensichtlich, nur devot um Anerkennung von Momorulez buhlte und sich dafür die Finger wundschrieb. Der wurde dann beschimpft, was das Zeug hält. Im Wesentlichen immer von Momorulez und dem Signum, dass er ja der arme Unterdrückte ist und Dean der Unterdrücker. Das ist objektiver Quatsch, wenn man sich die Machtverhältnisse in den Blogs ansieht. Und Machtverhältnisse sind das nun mal.

Ich bin dem Typen dann noch argumentativ beigesprungen, weil ich sein Beispiel, wie gesagt, für plausibel hielt und so auch kenne und kollektives Fertigmachen mich immer betrifft, im Gegensatz zu Homosexualität im Allgemeinen. Wird ein Schwuler dafür angegriffen, kann er sich meiner Solidarität sicher sein. Ich habe auch mal (rein verbal) drei Nazis gegen einen (angeblich) linken Mob verteidigt, ohne damit Probleme zu haben. Wer Tritte ins Gesicht bekommt, braucht Unterstützung:

http://exportabel.wordpress.com/2008/09/05/mob-gegen-mob/


Es geht hier eher um den Begriff der Solidarität. Eure Solidarität leitet ihr von allgemeinen politischen Standpunkten ab. So hat eben jemand, der schwul ist und diskriminiert wird, eure Solidarität, grundsätzlich völlig zurecht, aber das ist m.E. auch eine blinde Solidarität, die sich über Bereiche erstreckt, die mit dessen Diskriminierung als Schwuler nichts mehr zu tun haben. Und das ist auch eine Art von Nichternstnehmen mit dem sich Solidarisierten.

Che,
"Mag ja sein, dass es Kreise gibt, die Schwule für chic halten und sich mit denen schmücken. Das aber in einer Diskussion anzubringen, in der es zumindest unter Anderem um Schwulendiskriminierung geht ist etwas zwischen instinktlos und Backlash"

Aha. Du stimmst mir also, ebenso wie netbitch, inhaltlich zu. Das müsste Momorulez jetzt eigentlich ungeheuerlich finden. Es braucht in euren Kreisen Monate, bis es mal jemand fertigbringt, meiner banalen Beobachtung schlicht inhaltlich zuzustimmen. Und was ist an dieser Beobachtung "instinktlos" (was auch immer das sein soll)? M.E. nichts, zumal ich mich ja gleichzeitig gegen diese Instrumentalisierung ausgesprochen habe. Ich meinte damit das Phänomen, dass es m.E. heute deutlich weniger als beispielsweise in den Fünfzigern, Leute gibt, die Schwule offen für krank, pervers, nicht lebenswert und aussonderungswürdig erklären und Schwule eher als Beweis ihrer Weltgewandheit und Liberalität und Antispießigkeit betrachtet werden. Das ist doch alles nicht so schwer zu verstehen. Von mir aus diskutabel, aber es geht nicht um Diskussion, sondern um Eliminierung eines jeden, der die Position vertritt.

btw: Selbst wenn man das "instinktlos" findet, kann man das sagen. Stattdessen: verbale Vernichtung. Es ist das immergleiche Muster. Und zwar völlig unabhängig vom Thema Homosexualität. Da reicht es ja mittlerweile schon, Hamburg zu kritisieren.

Es ist halt unglaubwürdig, sich weltweit für Entrechtete einzusetzen und nicht die Strukturen zu sehen, die ich hier und anderswo schon x-mal beschrieben habe.

Ich werde nicht als Hetero diskriminiert. Habe ich das mal geschrieben? Es gibt aber einen Hang, jemandem, der rein formal als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft gilt (weiß, männlich, hetero, nichtbehindert, Christ oder Atheist) als automatischen Vertreter dieser Mehrheitsgesellschaft zu sehen. Ich fühle mich da nicht abgebildet und sehe mich nicht so, obwohl die obigen Attribute alle auf mich zutreffen. Aber daraus eine hinreichende Beschreibung meiner Person zu sehen, ist schon wieder sowas Unmögliches.

Die Spiegelfechtergeschichte: Das Kartenspiel ist vielleicht wirklich unter aller Sau, ich habe es nicht in der Hand gehabt, aber es liegt auf der Hand, dass sich da viele dieser Leute angezogen fühlen, die ansonsten gerne auf "Gutmenschen" rumhacken. Die "Neger"-Karte halte ich allerdings eher für so überzeichnet, dass man das nicht Ernst nehmen kann. Wirkungsvoller Rassismus, wirkungsvolle Auschließungsmechanismen laufen heute bekanntlich subtiler. Wie auch immer, mein Beitrag da war hart, ohne Frage. Angesichts des Momoruleschen Beitrags über den Spiegelfechter wird die Härte relativiert.

Hohn und Spott, ja, ok, ich würde auch da einem Betroffenen nie vorschreiben wollen, wie er zu reagieren hat, aber ich nehme mir schon raus, die Form zu kritisieren. Und eine Debatte über die Strukturen, die den Spiegelfechter bei diesem Artikel bestimmten, wird da nichts bei rauskommen. Man könnte dem Typen erklären, was einem da nicht passt etc. und davon ausgehen, dass der da empfangsbereit ist. Gerade, weil das ja jemand ist, in dessen Artikeln oft eine sensible soziale Antenne zum Einsatz kommt, sollte so eine Auseinandersetzung möglich sein. Und es ist ja nicht so, dass alle Schwule das Spiel für so unmöglich hielten. Laut queer-Forum überhaupt nicht. Statt dessen bei Momo: verbale Vernichtung.

Diese Formen verbaler Vernichtung, die sich auf einem moralischen Rigorismus gründen, halte ich für gefährlich. Und da von Leuten wie che oder netbitch oder auch T.Albert, die ich diesbezüglich für wesentlich angenehmer halte, da so eine auffällige Zurückhaltung zu beobachten ist, spreche ich von Groupieverhalten.

Ich sehe keine ernsthaften "Andockpunkte" für die Neue Rechte. Dann gäbe es ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es keine Diskriminierung oder doch, aber ich darf nicht darüber reden. Oder was?

Dass Neue Rechte sich irgendwelche Aussagen zunutze machen, na und? Wenn es Bedarf für Auseinandersetzungen gibt, dann ist das eben so. Ein komischer Ansatz, eine Diskussion abzuwürgen mit dem Hinweis, der politische Gegner könne sie missbrauchen. Da bin ich wohl politstrategisch nicht genug geschult. So eine Argumentation kenne ich eher aus "Unternehmenskommunikation", aber das halte ich nicht für vorbildlich, Gott bewahre.

netbitch - 4. Jan, 14:02

Danke für die lange Antwort.

@"Homophobie wurde mir mehrfach von Momorulez unterstellt. Dazu Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, Stalinismus, Stasiaffinität und einiges mehr." ----- Nichts von alledem wurde Dir unterstellt. Sondern, dass Du in bestimmten Diskussionen Haltungen einnahmst, die zu Diskursmustern passen, die von Sexisten, Antisemiten usw. gefahren werden. Teilweise werden bestimmte Diskriminierungserfahrungen auch schon durch Wortwahl und Ausdrucksweise abgerufen. Die Blogdiskussionen lassen sich auch nicht von dem trennen, was die Bloggerinnen im real life so erleben. Wir können uns gerne mal eine der fraglichen Diskussionen bei Metalust mal vornehmen, und ich konjugiere die Kommunikationspannen mal durch. Dazu habe ich aber jetzt nicht die Zeit.
Momo Rulez (Gast) - 4. Jan, 16:08

So, jetzt habe ich, um diesem Unfug, bei dem es ja vor allem um mich geht, hier nicht stellvertretend beackern zu lassen, mir glatt 'ne neue e-mail-adresse angelegt - weil sdas ja nicht besser wird, was der Herr Genova hier verbreitet. Mal ab davon, dass ich nicht auf die Idee käme - außer Evangelikalen in Uganda, zum Beispiel die für die Todesstrafe für Schwule plädieren - einem Gegenüber "Vernichtungswillen" zu unterstellen, was der Herr offenkundig prima findet, mit solche Dreck um sich zu schmeißen, habe ich ihm tatsächlich Homophobie diagnostiziert und sehe mich in seinen Ausführungen hier deutlich bestätigt.

Diese können auch gut belegen, wo nun in der Tat das Problem dieses pseudolinken Dozententums über die Welt als solche liegt, was ja der einzige Grund ist, immer mal auf ihn zurück zu kommen, weil er da schlicht ein Symptom für eine Haltung ist, die wirkliche eine unglaubliche Frechheit darstellt und auf der "Linken" unerträglich verbreitet ist. Zitat:
"Die "Neger"-Karte halte ich allerdings eher für so überzeichnet, dass man das nicht Ernst nehmen kann. Wirkungsvoller Rassismus, wirkungsvolle Auschließungsmechanismen laufen heute bekanntlich subtiler.
Woher weiß der Herr Genova das denn? Jahrelang über die Identifikation mit "Brot für die Welt"-Plakaten durch's Leben gelaufen?

Den Link zu dem Spiegelfechter hat mir ja ein schwarzer Kollege zugeschickt, der außer sich war angesichts dieser Karten. Und dem Expertisen bezüglich dessen, wie rassistische Muster Biographien prägen, wohl eher zuzutrauen als dem Herrn Genova, dem weißen Heterosexuellen, der übrigens mit den meisten seiner Art zum einen damit übereinstimmt, Definitionshoheiten über das, was Rassismus und Homophobie sei, zu zementieren unter vollständiger Ignoranz der Betroffenen. Also:
"Es ist halt unglaubwürdig, sich weltweit für Entrechtete einzusetzen und nicht die Strukturen zu sehen, die ich hier und anderswo schon x-mal beschrieben habe."
Dito. Würdest Du lesen können, würdest Du zu bestimmten Themen tatsächlich erst mal die Schnauze halten und ZUHÖREN - dann diese neurechte Floskel vom "Sprechverbot" zu bemühen, ist in der Tat empörend.Schwarzen erzählen, wie Rassismus funktioniert, ist schon extrem dreist. Kannst ja Netbitch demnächst Vorträge halten, wann sie einen Orgasmus hat und wann nicht.
"Es gibt aber einen Hang, jemandem, der rein formal als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft gilt (weiß, männlich, hetero, nichtbehindert, Christ oder Atheist) als automatischen Vertreter dieser Mehrheitsgesellschaft zu sehen. Ich fühle mich da nicht abgebildet und sehe mich nicht so, obwohl die obigen Attribute alle auf mich zutreffen."
Du BIST es aber, machst deshalb bestimmte Erfahrungen nicht und kannst über alle damit zusammen hängenden Priviligien verfügen. So lange Du Deine eigene gesellschaftliche Rolle nicht reflektierst, scheidest Du für mich zumindest als ernstzunehmder Gesprächspartner aus, deshalb das Wegbeißen.

In Rassismus-Kontexten wird das als "Critical Whiteness" gefordert, auch von mir, und dem habe ich mich zu stellen, weil das nicht nur morlaische Fragen betrifft, sondern sehr wohl auch Wahrheitsfragen wie auch ästhetische.

Und "Machtverhältnisse in Blogs", ich lach mich tot. Natürlich nutze ich die mir zur Verfügung stehenden rhetorischen Machtmittel, weil ich ab spätestens 14 gar keine andere Wahl mehr hatte. Dass das dann von irgendwelchen Heten permanent genutzt wird, einem irgendwelche Macken anzudiagnostizieren, die in nichts anderem gründen als deren eigenen Verhaltensweisen, auch das gehört zum homophoben Spiel dazu und ist ein verlagerter Sadismus.

Zudem es grotesk ist, dass jemand von "moralischem Rigorismus" daher quatscht, der Schwulen Vernichtungswillen andichtet, die nix anderes fordern, als zur Kenntnis zu nehmen, dass es hinsichtlich schwuler Erfahrungen keine Rolle spielen können KANN, was Heten auf Parties erleben. Dass die Behauptung der "Positivdiskriminierung" nun Lieblingsspielzeug aller Homophoben ist, habe ich Dir auch schon 20 Mal erzählt, ohne dass das durchdringt.

Die Stalinismus-Nummer ergab sich klar aus dem Diskussionskontext; wer in anderen Blogs aufschlägt, um die These "aus Marx ergibt sich Stalin" zu diskutieren, wo unter anderem bekennende Salonmarxologen unterwegs sind, sollte sich über dergleichen vielleicht nicht allzu sehr echauffieren, Du süßes Unschuldslamm, Du.

Wo ich Dir Antisemitismus unterstellt haben soll wüßte ich jetzt auch nicht; Du hast Dich mal sinngemäß - nicht bei mir - genüßlich über "schwulen Selbsthass" ausgelassen, ein Motiv, das auch im antisemitischen Kontext eine Rolle spielt als "jüdischer Selbsthass" und strukturell von Mehrheitsgesellschaftlern permanent erzeugt wird, auf dass sie sich dann darüber lustig machen können.

Im Falle Hamburgs hast Du wie üblich keine Ahnung von dem gehabt, was Du schreibst. That's all.

Aber jetzt kannst Du ja wieder beim Spiegelfechter vorbei laufen und Dich ausheulen über vermeintliche "Selbststilsierung", Du Arschloch. Gibt bestimmt auch viele andere Blogs, die sich über vernichtungswillige Schwule sehr freuen, Du Pfeiffe.
Momo Rulez (Gast) - 4. Jan, 16:10

Ach so, Danke, Netbitch, von Dir fühle ich mich immer sehr verstanden!!!

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