…heißt ja zunächst nur, daß der Staat sich aus möglichst vielem heraushalten soll — jedenfalls kenne ich den Begriff so. Die Liberalen gibt's dann in zwei Geschmacksrichtungen, nämlich links- und rechtsliberal. Wenn denn einer rechtsliberal ist (und dann vielleicht noch am Rand, nein, nicht an dem zur Mitte hin), dann verwundert es nicht weiter, wenn er die ganze Welt voll sieht von fiesen Linken.
Die erwähnte Inexistenz von Strafverfolgungsbehörden könnte man durchaus als (zugegebenermaßen extreme) rechtsliberale Position betrachten. Daß das alles fürchterliches Geschwurbel ist, ist dabei natürlich unbestritten. Ob man eine rechtsliberale Position vertreten kann, ohne zu schwurbeln, kann ich momentan auch nicht sagen; denkbar wäre es aber.
Nun ja, zu liberal gehört noch viel mehr, nämlich Gewaltenteilung, Rechtsstaat, eine Justiz, bei der Menschenwürde und Resozialisation im Vordergrund stehen, Menschen- und BürgerInnenrechte, Trennung von Religion und Staat, Respekt für Minderheiten jeder Art, Freiheit von Religionsausübung, Freiheit der sexuellen Gewohnheiten. Rechtsliberale verbinden dies dann mit Wirtschaftsliberalismus, Linksliberale hingegen mit Sozialliberalismus bzw. Sozialstaatsmodellen in der Tradition des sozialen Marktwirtschaft. Meistens steht bei Rechtsliberalen die Wirtschaft im Vordergrund, bei Linksliberalen hingegen die eben erwähnten Rechte und Prinzipien.
Und dann ergibt sich doch ein etwas anderes Bild. Leute, die wirtschaftsliberale Positionen vertreten, aber in keinem anderen der genannten Punkte liberal sind, kann mensch die noch Liberale nennen?
Am rechten Rand der Liberalen formiert sich etwas, das gleichzeitig wirtschaftsliberal ist und den Islam als Reich des Bösen betrachtet. Funktionell gehts wohl darum, Sozialabbau und Deregulierung betreiben, den Volkszorn aber auf eine klar stigmatisierte Gruppe ablenken zu können.
@netbitch: Leute, die wirtschaftsliberale Positionen vertreten, aber in Fragen Innen- und Rechtspolitik, Abtreibung, Homosexualität, Familienpolitik usw. konservativ sind, nennt man anderswo Torys oder Gaullisten und rechnet sie zu den klassischen Konservativen. Wirtschaftsliberal alleine ist kein Alleinstellungsmerkmal einer liberalen Position.
@kirjoittaessani - ist Dein Name finnisch?
noergler - 17. Mai, 18:13
Wer wird stigmatisiert?
@ workingclasshero "Am rechten Rand ..."
Schon richtig, man braucht eine klar stigmatisierte Gruppe, um die Mehrheit über den Löffel zu balbieren. Nur: Wer ist diese Gruppe? Die Muslime? Keinesfalls! Die paar islamophobischen Schreihälse, kewil und sowas, zählen nicht, denn außer uns hier haben die keinen, der ihnen zuhört. Ohne Che et al wären die hierzulande ganz alleine auf der Welt.
Gibt es etwa eine Bundestags-Partei oder Verband oder Medienkonzern, irgendeine gesellschaftlich relevante Gruppe in diesem Land, die die Muslime oder den Islam stigmatisiert? Nein.
Aber als der vorige Bundeskanzler, der große Sozialabbauer und Deregulierer, zum "Aufstand der Anständigen" gegen "Antisemitismus" und "Rassismus" aufrief, da waren alle da: die Bürger, die Parteien, sämtliche Medien, die Arbeit"geber"verbände, die Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen. Eine solche Einigkeit gab es noch nie. Erstaunlich, nicht?
Wir sehen: Die Stigmatisierten sind die Neonazis. Sie werden gebraucht, damit sie den braunen Trash abgeben, den fraglos verabscheuungswürdigen Hintergrund, vor dem die Abkocher und Abzocker, die nach unten Treter und nach oben Umverteiler glänzend sich abheben, um sich jede Sauerei und jede Noch-mehr-Aneignung leisten zu können.
Ich meine damit nicht, daß man nun für Antisemitismus und Rassismus sein soll. Aber etwas mißtrauisch werde ich schon, wenn von oben die Parole ausgegeben wird: 'Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Anti-Antisemiten und Antirassisten', und sich daraufhin das Gesamtvolk, vom Bentley-Fahrer bis zum 1-Euro-Jobber harmonieselig in den Armen liegt.
Ähem, ich muss jetzt wohl mal ganz deutlich aussprechen, was ich schon einige Zeit durch das Posten von Links versuche, was aber scheinbar nicht ankommt. Also ganz klarer Klartext: "Am rechten Rand der Liberalen formiert sich etwas, das gleichzeitig wirtschaftsliberal ist und den Islam als Reich des Bösen betrachtet. Funktionell gehts wohl darum, Sozialabbau und Deregulierung betreiben, den Volkszorn aber auf eine klar stigmatisierte Gruppe ablenken zu können." bezieht sich auf die derzeitige politische Realität in den Niederlanden, und in diesem Kontext sind Fortuyn, van Gogh und Ali/Magan zu verorten. Die neokonservativen Politautisten, die sich teilweise in der deutschen Blogosphäre tummeln,versuchen dieses Erfolgsmodell zu kopieren, was nicht klappt. Was Du bezogen auf Deutschland sagst, ist natürlich hundertpro richtig.
@netbitch: Hmja, eigentlich sollten diese Punkte wohl dazugehören, aber bei einigen weiß ich nicht so recht, ob sie bei den Rechts- oder meinetwegen Wirtschaftsliberalen so weit verbreitet sind. Wenn jemand sie dagegen alle unterschreibt, ist er dann nicht schon fast automatisch linksliberal? Zugegeben, das ist jetzt Wortklauberei. Ich wollte eigentlich nur sagen, daß liberal ein recht weites Feld abdecken kann, eben auch hin bis zu den Neokonservativen.
Liberal
Die erwähnte Inexistenz von Strafverfolgungsbehörden könnte man durchaus als (zugegebenermaßen extreme) rechtsliberale Position betrachten. Daß das alles fürchterliches Geschwurbel ist, ist dabei natürlich unbestritten. Ob man eine rechtsliberale Position vertreten kann, ohne zu schwurbeln, kann ich momentan auch nicht sagen; denkbar wäre es aber.
Und dann ergibt sich doch ein etwas anderes Bild. Leute, die wirtschaftsliberale Positionen vertreten, aber in keinem anderen der genannten Punkte liberal sind, kann mensch die noch Liberale nennen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Pim_Fortuyn
@kirjoittaessani - ist Dein Name finnisch?
Wer wird stigmatisiert?
Schon richtig, man braucht eine klar stigmatisierte Gruppe, um die Mehrheit über den Löffel zu balbieren. Nur: Wer ist diese Gruppe? Die Muslime? Keinesfalls! Die paar islamophobischen Schreihälse, kewil und sowas, zählen nicht, denn außer uns hier haben die keinen, der ihnen zuhört. Ohne Che et al wären die hierzulande ganz alleine auf der Welt.
Gibt es etwa eine Bundestags-Partei oder Verband oder Medienkonzern, irgendeine gesellschaftlich relevante Gruppe in diesem Land, die die Muslime oder den Islam stigmatisiert? Nein.
Aber als der vorige Bundeskanzler, der große Sozialabbauer und Deregulierer, zum "Aufstand der Anständigen" gegen "Antisemitismus" und "Rassismus" aufrief, da waren alle da: die Bürger, die Parteien, sämtliche Medien, die Arbeit"geber"verbände, die Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen. Eine solche Einigkeit gab es noch nie. Erstaunlich, nicht?
Wir sehen: Die Stigmatisierten sind die Neonazis. Sie werden gebraucht, damit sie den braunen Trash abgeben, den fraglos verabscheuungswürdigen Hintergrund, vor dem die Abkocher und Abzocker, die nach unten Treter und nach oben Umverteiler glänzend sich abheben, um sich jede Sauerei und jede Noch-mehr-Aneignung leisten zu können.
Ich meine damit nicht, daß man nun für Antisemitismus und Rassismus sein soll. Aber etwas mißtrauisch werde ich schon, wenn von oben die Parole ausgegeben wird: 'Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Anti-Antisemiten und Antirassisten', und sich daraufhin das Gesamtvolk, vom Bentley-Fahrer bis zum 1-Euro-Jobber harmonieselig in den Armen liegt.
Klartext
@che2001: Ja; er ist aber auf finnisch kein Name.