John Dean (Gast) - 21. Sep, 13:47

@ clair de lune

Ich vermute, dass das so seine eigene Art ist, mit Konflikten und Abweichung von der eigenen Meinung umzugehen. Wenn bei diesen Texten dann Che, Netbitch, Nörgler oder ich vorkommen, dann verstehe ich das zusätzlich als eine Art "Winke-Winke!".

Rönicke und Sarrazin in Eins zu setzen (wie es MR tut), ließe sich ggf. auch als der "Antifeminismus eines Schwulen deuten (was natürlich Quatsch ist). Vielleicht sind derartige Gleichsetzungen und grobe Verurteilungen ein Ausfluss genau ebenjener Charaktereigenschaften, die MR auf andere projeziiert. Ich tippe aber eher (super, wie wir hier gerade an MR rumdeuteln, was?) darauf, dass darin seine Ängste und auch Ablehungsgefühle zum Ausdruck kommen.

Fast alles, was ihn nervt, das wird von ihm ineinandergeworfen.

Offenkundig gibt es eine massive Differenz zwischen "sich differenziert geben" und der Fähigkeit, angemessene Differenzierungen vornehmen zu können. Trotzdem ist er irgendwie spannend - und trotzdem finden sich bei ihm immer wieder sehr interessante und mitunter auch sehr einsichtsvolle Abschnitte.

Und vielleicht ist er als Mensch, in seinem Biotop quasi, doch ganz anders, als wir ihn uns vorstellen. Oder er macht einfach tolle Dinge, und sein Blog ist einfach in erster Linie ein Ventil. Wo sich dann womöglich all die Dinge konzentrieren, die nicht so toll sind.

Ich weiß es nicht. Aber "das Rätsel Momorolez" interessiert mich eigentlich auch nicht mehr besonders. Möge er glücklich sein - oder glücklich werden. Thats all.

che2001 - 21. Sep, 14:34

Ich bin auch Foucault-geschult, habe einen Foucaultschen Ansatz in der Forschung verwendet, nämlich in meiner Dissertation, und würde trotzdem keinen solch undifferenzierten, verschwörungstheoretischen Blödsinn schreiben. Ob Distelfliege (wo bitte mißhandelt die mich?) überhaupt Foucault gelesen hat weiß ich nicht. Neben Momospezifischem und nur von ihm Produziertem findet man auch etwas, was nichtmarxistische Linke und bestimmte feministische Fraktionen auch in den Achtzigern schon gemacht haben, als es noch gar keine deutsche Foucault-Rezeption außerhalb bestimmter Fachkreise gab. Das hat nichts mit Foucault zu tun, sondern mit der Denke von hochmoralischen Uppermiddleclassakademikersprösslingen.

Und letztendlich: Die Wir-sind-von-Feinden-umstellt-und-jeder-ist-ein-Abweichler-Weltsicht der Marxistisch-leninistischen Sekten, Bakunin hab sie selig, war so ganz stark sehr viel anders nun auch nicht.
clair de lune (Gast) - 21. Sep, 16:56

Das finde ich schon eine Frechheit, einfach so fogendes insinuieren:
Ich war mal dabei, wie weiße, bieder aussehende Bildungsbürger_innen aus der “Theaterszene” einem bitter armen, illegalisierten Menschen sein allerletztes Geld aus der Tasche gepresst haben und sich dafür nicht geschämt haben! Die haben Lunte gerochen, dass der Mann keinen Aufenthaltsstatus hat und sie nur die Polizei zu rufen brauchen, und das haben sie brutal ausgenutzt. Und wenn du sowas erlebst, (und als Geflüchtete_r wirst du sowas sicher gelegentlich erleben, dass rechtlich abgesicherte Menschen deinen Status ausnutzen), wirst du vorsichtig sein mit Informationen rausgeben, mit Abhängigkeiten, mit allem. Und das erleben dann rechtlich abgesicherte Menschen als Manipuliererei, aber da gehts tatsächlich ums Überleben.
...könnte ja sein, daß che ein Schwein ist. Da kann man ihm vorbeugend eins in die Fresse geben. distels aber ist keine Sau. Die steht moralisch haushoch über che, auch und erst recht mit ihrer antideutschen Vergangenheit. Die Moslemfresserei ihrer Schwestern & Brüder ist dabei nicht halb so anstößig wie ches Bericht über soziale Manipulation in linken Zusammenhängen. Ich weiß nicht, inwieweit wirklich marginlisierte Menschen unter den Zeitgenossen waren, unter den netbitch1 und che2001 zu leiden hatten. Das ist genauso unverschämt, wie die Gleichsetzung von Sarrazin und Tsianos.
che2001 - 21. Sep, 18:37

na ja, ich fühlte mich da eigentlich nicht moralisch abgewertet, fand auch nicht, dass Leute wie ich da bei der Beschreibung der weißen Arschlöcher aus der Theaterszene mitgemeint waren. Die ZeigenossInnen, unter denen wir in der linken Szene zu leiden hatten waren alles Alphatiere, Arzt-, Lehrer-, Professoren- Pastoren- und Gewerkschaftsfunktionärskinder, die eine Ideologie, die sehr ähnlich dem waren was heute in der Mädchenmannschaft gedacht wird manipulativ einsetzten um selber Politgruppen dominieren zu können. Da wurde auch ständig über Gefühle Politik gemacht durch ständige Appelle an momentane politische Betroffenheit, und Leute, die rational anhand politischer Theorien Strategien entwickeln wollen als "Politautisten" bezeichnet.
netbitch - 22. Sep, 16:18

Was die Distelfliege auf jeden Fall mit Momo, Lantzschi uns so weiter gemein hat ist so eine gewisse Art Selbstviktimisierung, die mit meiner Art Feminismus nix zu tun hat und die ich für einen Teil des Problems und nicht der Lösung halte. Frauen sind da immer Opfer, Kerlinger auch dann Täter, wenn sie bemüht sind, sich OK zu verhalten, und sie haben nicht das Recht, selber über unangenehme Erfahrungen zu klagen. Die Welt ist schlecht und Frauen arm dran. Jammer, Jammer, Jammer.

Hier wird das zum Bleistift sehr deutlich.

http://distels.wordpress.com/2013/08/29/respekt-als-wahrung-im-fleischfachhandel-gehts-noch/



Ich weiß gar nicht, wie sich mit einer solchen Einstellung überhaupt ein positives Lebensgefühl aufbauen lässt. Wenn mir ein Tüp nachpfeift ruf ich laut dass es die ganze Straße hört "Ich weiß, dass ich nen tollen Arsch habe, deshalb musst Du nicht extra pfeifen!", aber ich käme nie auf die Idee, deshalb langatmige moralische Litaneien abzuhalten. Weil moralische Litaneien grundsätzlich panne sind. Wer mir zu nahe kommt kriegt Faust.

I´m not a victim, I´m a female warrior.
che2001 - 23. Sep, 14:39

Na ja, ich gebe da zu bedenken, dass Dein Selbstbewusstsein auch nicht etwas ist, was alle so mitgegeben bekommen haben. Und generell habe ich gerade bei Frauen so in den 20ern den Eindruck, dass die im Durchschnitt schüchterner, weniger selbstbewusst und verhaltenstechnisch, dummer Ausdruck, fällt mir aber jetzt kein Anderer ein, "klischeeweiblicher" sind als sie es in dem Alter in Deinem oder meinem Jahrgang waren. Seit den 80ern und 90ern haben sich die Dinge eher nach hinten entwickelt. Und von da her ist es vielleicht auch gar nicht verwunderlich, dass sich auf feministischen Blogs Anklänge an eine PC-Betroffenheitsmoral finden, die wir aus unserer eigenen Vergangenheit in ganz anderen Verknüpfungen kennen. Dafür, dass die Zeiten beschissener geworden sind sollten wir nicht diejenigen kritisieren, die selber Kritik daran üben.

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