Es leben die Vorurteile, oder wie sagt man sonst zu solchen Artikeln ? Als erstes würde ich mal darum bitten, dieses Land zu besuchen oder alternativ sich ein wenig damit zu beschäftigen. Dann würde man relativ schnell feststellen, daß es dort ein etwas anderes Wertungssystem gibt als auch ganz andere Probleme. Mal bewusst machen, in China leben 20% der Weltbevölkerung. Weiterhin ist es nicht korrekt, daß dort nur minderwertige Waren hergestellt werden. Dieses Land versucht gerade, eine Zeitdifferenz von 40 Jahren Industrieentwicklung aufzuholen, damit es auch was sagen darf. Die Methoden als auch die Beziehung zu Menschenrechten mögen uns an vielen Stellen nicht in den Kram passen, Ihre Kultur ist jedoch mindestens 1000 Jahre älter als unsere. Sie werden dort die gesamte Bandbreite an Produktionsbedingungen und Menschen antreffen, die es in der Welt gibt, von links bis rechts, von bitter arm bis scheiß reich.
Es gilt nicht China zu boykottieren, sondern wenn Sie schon was machen wollen, müssen Sie über die Besitzverteilung in diesem Land nachdenken, und vor allen Dingen, warum das so ist. Denn dort, und nur dort liegt die Ursache.
Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass ich geschäftlich in China gewesen bin. Und über Besitzverteilungen in einem Land nachdenken und warum das so ist, das mache ich permanent. Ich reduziere China ja nicht auf den Aspekt, um den es mir in diesem Beitrag geht, aber der ist nichtdestotrotz wichtig.
Btw: Man hätte ja auch im Jahr 1720 in Fußeisen auf das Schiff nach Westindien wartenden Sklaven etwas von der Schönheit und Vielschichtigkeit der spanischen Zivilisation erzählen können.
Es gibt tatsächlich eine Debatte darüber, ob es eine Moral oder viele Moralen gibt und ob europäische und asiatische Werte zueinander im Widerspruch stünden. Der Konfuzianismus ist wahrscheinlich ein Hauptgrund dafür, dass China als einzige Kultur der Antike bis heute überlebt hat. Aber relativiert das Menschenrechtsverletzungen? Sicher nicht. Eine ökonomische Vernutzung von Zwangsarbeit ist im Übrigen nichts China-Spezifisches (Galeerenstrafe und Verschickung von Straftätern in Bergwerke und Steinbrüche in unserer frühen Neuzeit wurde damit begründet, dass man die irregeleiteten Kräfte des Landes nutzen wolle, den End- und Höhepunkt der Zuchthausarbeit stellte dann die "Ökonomie der Endlösung" dar), und wie man ein Land wahrnimmt, nun, das ist von vielen Faktoren abhängig. Als ich mal aus einem Tunesien-Urlaub nach Hause kam und meinte, das wäre ein nettes Land mit gastfreundlichen Leuten erwiderte eine Mitstreiterin ziemlich kiebig, dass das ein beschissener Folterstaat wäre. Worauf ich sie dann fragte, ob sie der Meinung wäre, dass japanische Touris, die deutsche Kulturdenkmäler besichtigen oder in Berchtesgaden Ski laufen sonderlich viel von der Realität im Hochsicherheitstrakt von Stammheim oder der berühmten "Folterwache" in Bremen mitbekämen und das ihr Deutschlandbild präge.
Das Ägypten der herrlichen Sonnenaufgänge über der Wüste und der großartigen ehrwürdigen Tempel und gigantischen Pyramiden und gemütlichen Straßencafés und das Ägypten der Müllkinder und der Verhörten, die nackt mit den Händen an einen Fleischerhaken gehängt werden und gleichzeitig Stockhiebe auf Rücken und Fußsohlen und Stromstöße in die Genitalien bekommen ist dasselbe Land. Nicht weit vom Traumstrand von Antalya gibt es Polizeiwachen mit einem Raum, auf dessen Tür "Hinter diesen Wänden gibt es keinen Gott" steht und wo man die Verdächtigen auf die Herdplatte setzt.
Es leben die Vorurteile
Es gilt nicht China zu boykottieren, sondern wenn Sie schon was machen wollen, müssen Sie über die Besitzverteilung in diesem Land nachdenken, und vor allen Dingen, warum das so ist. Denn dort, und nur dort liegt die Ursache.
Btw: Man hätte ja auch im Jahr 1720 in Fußeisen auf das Schiff nach Westindien wartenden Sklaven etwas von der Schönheit und Vielschichtigkeit der spanischen Zivilisation erzählen können.
Das Ägypten der herrlichen Sonnenaufgänge über der Wüste und der großartigen ehrwürdigen Tempel und gigantischen Pyramiden und gemütlichen Straßencafés und das Ägypten der Müllkinder und der Verhörten, die nackt mit den Händen an einen Fleischerhaken gehängt werden und gleichzeitig Stockhiebe auf Rücken und Fußsohlen und Stromstöße in die Genitalien bekommen ist dasselbe Land. Nicht weit vom Traumstrand von Antalya gibt es Polizeiwachen mit einem Raum, auf dessen Tür "Hinter diesen Wänden gibt es keinen Gott" steht und wo man die Verdächtigen auf die Herdplatte setzt.