genova68 - 12. Aug, 10:50

Zwei Bemerkungen

Vorweg: Dass der Beitrag von Nörgler, der hier gerade noch stand, gelöscht wurde, finde ich sehr angemessen. Da könnte man jetzt eine Menge sagen zu dem Thema, inwieweit alles Private öffentlich sein muss und zu der hier schon vorgetragenden (und meiner Meinung nach ziemlich pubertären) Haltung, dass man jedes noch so private Gefühl in einem öffentlichen Blog vortragen sollte. Offenbar gibt es auch für den einschlägigen Kreis hier Grenzen. Beruhigend zu wissen.

Was ich eigentlich schreiben will: Was mein Zitat da oben in diesem Zusammenhang soll, weiß ich nicht. Aber eine Collage ist ja Kunst, und Kunstdidaktik ist möglich, aber nicht zwingend. Ich erkläre mein Zitat gerne (allerdings ohne den Collagenbezug), da es auf ein grundlegendes Problem von Momorulez und auch dieses Threads hinweist.

Momorulez halte ich, soweit ich das aus der Online-Welt beurteilen kann, für einen sensiblen, empfindsamen und intelligenten Menschen, der ein feines Radar für Rassismen, Homophobie und Ungerechtigkeiten anderer Art hat. Unter anderem deshalb sind seine Artikel für mich lesenswert. Aus diesem feinen Radar entspringt jedoch ein Gefühl des ständigen Angegriffenwerdens, und da wird es problematisch, denn daraus resultiert sein in Teilen sehr einseitiges Herangehen an die Kommentare. Natürlich kann ich diesen Katzenblogger oder Dean als dämlich oder Homosexualität gegenüber unbewusst bezeichnen, aber ich kann auch versuchen, das, was er mit "schick" meint, nachzuvollziehen. Natürlich ist es mittlerweile in Teilen der Gesellschaft schick, sich mit Schwulen zu umgeben, sie im Freundeskreis zu haben, sich mit ihnen zu schmücken, sie dahingehend zu instrumentalisieren, dass man an ihnen die eigene Aufgeklärtheit zeigt. Ein moderner Metropolenfreundeskreis hat bitteschön auch Homosexuelle und Schwarze zu beinhalten (Türken nur vielleicht, das ist wohl noch Avantgarde). So kann man sich vermeintlich hervorragend von diesem Bionade-Biedermeiertum vom Prenzlauer Berg absetzen und wird doch nur Teil davon. (Nörgler sieht das wohl ansatzweise auch so)

Also, wenn ich Katzenblogger so verstehe, dann finde ich seine Postings nicht weiter tragisch, auch wenn ich glaube, dass diese Gesellschaft in weiten Teilen in der Tat homophob ist. Das Katzenblogger-Posting ist misslungen, in der Tat, aber ich würde ihm das nicht dermaßen zum Vorwurf machen, höchstens Nachhilfeunterricht geben.

Momorulez allerdings interpretiert das Posting extrem einseitig, und das führt ihn dummerweise zu einem Vernichtungswillen, den ich auch schon erlebt habe und sich beispielhaft oben in dem Stalinismusvorwurf ausdrückt. Meiner Meinung nach schlägt da der Vernichtungswille, den er gegen sich verspürt, komplett um: Er will auch vernichten, also das aktiv gestalten, was er an sich angerichtet fühlt. Der real vielleicht Marginalisierte legitimiert seinen Vernichtungswillen eben damit. Seine Groupies sind selbst dann noch bedingungslos dabei.

Diese Ebene blendet ihr mit eurem intellektuellen Tralala aus. Es ist natürlich einfacher, sich ein bisschen über Butler zu unterhalten und wie man sie interpretieren könnte.

Der zweite Punkt ist das Verhalten von Katzenblogger im Nachhinein. Der biedert sich ja sichtbar an, will unbedingt mit euch diskutieren, erniedrigt sich geradezu, fleht ganz offen nicht nur um Freundschaft, sondern sogar um Gnade. DAS ist ist interessante an der Geschichte, nicht die Frage, ob der jetzt homophob ist oder sonstwas. Daraus dann abzuleiten, das sei "großes Kino", hat etwas voyeuristisches und sehr unbarmherziges.

Also: Meine kleine Psychostudie zu Momorulez ist nicht neu, in diesem Kontext aber von Interesse, und euer Verhalten Katzenblogger gegenüber (weniger hier, mehr in dem Thread bei Momorulez) finde ich menschlich unangenehm.

Um Homophobie geht es da nur nebenbei.

Gruß vom Durchblicker genova

netbitch - 12. Aug, 11:37

Welcher Beitrag vom Nörgler soll denn hier gelöscht worden sein? Das ist wohl eher Deine Schwierigkeit, mein Blog zu lesen. Zum Rest sage ich besser nichts, Nixchecker Genova.
netbitch - 12. Aug, 12:39

Kommentar von momorulez

Aber zu solchem Schmonz:


„aber ich kann auch versuchen, das, was er mit „schick“ meint, nachzuvollziehen. Natürlich ist es mittlerweile in Teilen der Gesellschaft schick, sich mit Schwulen zu umgeben, sie im Freundeskreis zu haben, sich mit ihnen zu schmücken, sie dahingehend zu instrumentalisieren, dass man an ihnen die eigene Aufgeklärtheit zeigt. Ein moderner Metropolenfreundeskreis hat bitteschön auch Homosexuelle und Schwarze zu beinhalten (Türken nur vielleicht, das ist wohl noch Avantgarde).“

Sagt ein erkärter Intellektuellenfeind und attestiert „Vernichtungswillen“, wird sie wahrscheinlich mit obigen Text zu belegen versuchen. Das sind schlicht Rachefantasien, keine politischen Forderungen, in die sich übrigens, ohne, dass ich es beim Schreiben merkte, das AIDS-Thema eingeschlichen hat – das ist ja selbst ein Kapitel für sich, was das in Psychen angerichtet hat begleitend zum Sterben einer ganzen Generation von Schwulen. Gleichzeitig zum Coming Out mit wem auch immer ständig über AIDS quatschen zu müssen, als ersten journalistischen Auftrag selbstverständlöich den AIDS-Report zu erhalten, das hat durchaus Spuren hinterlassen.

Während er selbst einmal mehr symbolisch vernichtet, ohne es zu merken, durch dieses widersinnige Geschreibsel, das strukturell identisch ist mit diesem hier, das ist noch eine nachzuliefernde Quelle:

„Einzige offene Frage zum Thema „Ausreißer der Natur“ und „Panne der Humanevolution“ in den offenbar derzeit zwischen CDU und NDP in Chemnitz stattfindenden Koalitionsverhandlungen scheint, wer der oder die Erste sein wird, der die „Penetration von Kindern mit dem abstoßenden Schwulen- und Lesbenkult“ vor Gericht brächte.“

Ob man den vermeindlichen „Schwulen- und Lesbenkult“ nun so oder so bewertet, die Diagnostik als solche ist das Problem. Immerhin ist da schon der Lerneffekt eingetreten, das ist ja schon mal was, dass von „Instrumentalisierung“ die Rede ist. Die Realität sieht dennoch folgendermaßen aus:

„Eine Zumutung ist dieser – wohlgemerkt: auch von Heteros praktizierte – “Homonationalismus” jedoch vor allem im Hinblick auf lesbisch-schwule Jugendliche, deren erschreckende Situation von Leuten wie Hamann systematisch verharmlost und unter den Tisch gekehrt werden muss, um die Welt an den “Errungenschaften” des Westens zu blamieren. Dass einer Studie der Berliner Senatsverwaltung zufolge2 60% dieser Jugendlichen in der “liberalen” Hauptstadt der BRD schon einmal an Suizid gedacht haben (Hauptgrund Einsamkeit); dass 20 bis 40% der 1,6 Millionen obdachlosen Teenager in den USA vor der Homophobie ihres Herkunftsmilieus geflohen sind (oder aufgrund ihrer sexuellen Identität vom Pater familias verstoßen wurden) – all dies wird hinter einem Selbstbild versteckt, in dem “unsere Nationen” als Hort der Akzeptanz und Leuchtfeuer der Freiheit erscheinen. Eine solche Perspektive schließt Solidarität mit Gruppen in Ankara und Istanbul auf der Basis gemeinsamer Gewalt- und Exklusionserfahrungen jedoch gerade aus, um sie durch eine “Zivilisierungsmission” zu ersetzen, die zur Not auch einmal helfen muss, die zahlreichen westlichen Angriffskriege noch für den letzten linken Studenten zu rechtfertigen.“

Es sei zudem ergänzend erwähnt, dass es hierzulande noch nicht vorgekommen ist, das Schwule systematisch Heterosexuelle vernichteten. Das ist die selbe Denkfigur wie die berühmte „deutschenfeindliche Gewalt“ von Frau Schröder.

Es ist schlicht ein Akt der psychischen Notwehr, sich diesem Gebrabbel von Leuten wie Katzenblogger oder Genova nicht mehr zu stellen. Manchmal muss man nämlich ganz schön alt werden, bis man merkt, was das mit einem gemacht hat, dass man das 20 Jahre geduldig getan hat. Was DIE mit einem machten, die einem solche Scheiße aufprägten.

Che hat das schön auf den Punkt gebracht:

„Und um Schwulität als Solche geht es bei der aktuellen Auseinandersetzung ja nicht, sondern darum, wie falsche Projektion, Vereinnahmung subjektiver Sichtweisen durch ein konstruiertes Allgemeines,“
noergler (Gast) - 13. Aug, 07:53

Um diesen Spitzenscheiß auszuloten, müßte man Karl Kraus sein und 50 Seiten schreiben, um dem gerecht zu werden:

Momorulez allerdings interpretiert das Posting extrem einseitig, und das führt ihn dummerweise zu einem Vernichtungswillen, den ich auch schon erlebt habe und sich beispielhaft oben in dem Stalinismusvorwurf ausdrückt. Meiner Meinung nach schlägt da der Vernichtungswille, den er gegen sich verspürt, komplett um: Er will auch vernichten, also das aktiv gestalten, was er an sich angerichtet fühlt. Der real vielleicht Marginalisierte legitimiert seinen Vernichtungswillen eben damit. Seine Groupies sind selbst dann noch bedingungslos dabei.
Diese Ebene blendet ihr mit eurem intellektuellen Tralala aus. Es ist natürlich einfacher, sich ein bisschen über Butler zu unterhalten und wie man sie interpretieren könnte.


„(...) das führt ihn [Momorulez] zu einem Vernichtungswillen, den ich auch schon erlebt habe und sich beispielhaft oben in dem Stalinismusvorwurf ausdrückt.“
Dein unterkomplexes Schrumpfhirn wird das nie begreifen, Genova, dass es eben diese Sorte des von Dir hier schulmäßig abgelieferten Umkehrdiskurses ist, welche zum Kernbestand der Diskriminierung gehört, die den Diskriminierten zerstört.

Vernichten wollte ich Dich nie, ich halte Dich nur für einen Esel. Dass einige Leute hier partout nicht in das von Dir bereitgehaltene Stalinismusaufarbeitungs-Umerziehungslager wollten, könntest Du noch eher verzeihen, als den Umstand, dass – nach vieler Mühe, die man sich mit Dir gab – mittlerweile keine Sau mehr zuhört, wenn Du wie der Barde bei Asterix Deine Aufarbeitungsarien kakophonierst.
Aber das läßt Dich nicht los; da bohrt und brodelt es in Dir, und als der Deckel mal wieder vom Druckkessel flog, hast Du erstmal mit dem Wort „Momorulez“ angefangen, um dann in fröhlicher Fahrt auf „Vernichtungswillen“ und „Stalinismus“ zu kommen; das ganze recht flott in einem einzigen Satz.
Momorulez „verspürt“ einen gegen sich gerichteten Vernichtungswillen; er „fühlt“, dass ihm etwas angetan wird; er ist „vielleicht“ marginalisiert. Dann sollte er, nicht wahr, doch mal an seinen Empfindungen arbeiten, als übertrieben rumzuzicken.
Die Lesben und Schwulen wären hocherfreut, wenn sie „vielleicht“ marginalisiert wären, nur kann da von „vielleicht“ leider keine Rede sein. Solche scheinbar kleinen Dinge, wie Deine Wortwahl sind es, die Momorulez meint, wenn er davon spricht, dass ihm diese linken „Klar bin ich gegen Schwulenhass, eine ganz schlimme Sache!“-Dummbatzen den Magen umdrehen.

Die Verwendung des Begriffs der „Groupies“ unterstellt eine irrationale Gefolgschaft, was angesichts der häufig und hart geführten Auseinandersetzungen nur von jemandem diagnostiziert werden kann, der zu dumm ist um aus dem Bus zu gucken.
Die Butler-Debatte kennst Du gar nicht. Etwas mehr als Tralala war das schon. Du kannst gerne bei Deinen blitzgescheiten „Psychostudien“ über Schwule, Stalinisten und stalinistische Schwule bleiben.
Eine andere Frage ist es, ob irgendjemand hier auch nur den Arsch hat, an dem es ihm vorbeigeht.

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