Daß moralisieren bei Dir nicht geht, dachte ich mir, und das ist gut.
Gut ist es auch, die Sinnlichkeiten zu steigern, denn wer mag schon Dosenravioli, wenn man ein Mehrgängemenü bekommen kann. Und wie ein gutes Essen eine abendfüllende Angelegenheit sein sollte, die sogar, wenn man zu zweit ißt, sich in eine weitere Stufe des Sinnlichen transformiert, so sollte auch guter Sex in Praktiken „eingebettet“ werden, die einen unendlichen Aufschub gewähren. Das sich transformierende Begehren, was am Ende eruptiv, ausgiebig und freigiebig seine Erfüllung findet. (Sublimiert dargestellt wird dies etwa in Hanno Buddenbrooks Klavierspiel, sozusagen als Beispiel par exellence.)
Allerdings habe ich mit den von Dir geschilderten Praktiken nicht so viel – ach das ist schön euphemistisch geschrieben: nicht so viel – also: gar keine Erfahrung. Auch neige ich bei Frauen ein wenig zum Theoretisieren und bin so verpeilt, daß ich manchmal nichts merke. Wie selbstverständlich konnte ich seinerzeit nach einem Seminar die Verbindungen zwischen Adorno, Derrida über Heidegger zurück zu Benjamin darlegen, während eine attraktive Frau mit mir den alten Universitätsgang schlendert. Das Körper-Geist-Problem löste ich häufig gekonnt zu einer Seite hin auf.
Als Beispiel dafür dieses: In Bordeaux, wo ich mich für eine kurze Zeit aufhielt, gab es ein Universitätskino. Ich schaute dort, zusammen mit einigen Kommilitonen und einer Frau, die ich sehr begehrenswert fand – ihre kurzen schwarzen Haare, ihren sinnlichen Mund, ihre Intelligenz und noch ein paar andere Dinge –, einen Film von Claude Sautet mit Michel Piccoli sowie Romy Schneider. Als wir die Vorführung verließen, regnete es. Wir redeten über den Film. Ich ging neben jener Frau her. Wir sprachen über Romy Schneider, über Michel Piccoli, über die Schlußszene: jene Blicke. Wie es so ist, kam ich vom Hölzchen aufs Stöckchen, über die Strukturalität der Struktur des Filmes ging es zu Godard über: was er in diesem Film besser inszeniert hätte. Als wir die nasse Straße betraten und sie so mit ihren Espadrilles dastand, fragte sie unvermittelt: „Und wer trägt mich jetzt nach Hause?“ Erst als wir am Ende des Weges angekommen waren, dämmerte mir, daß mit diesem Satz womöglich ich gemeint war.
Ach, ich liebe diese Augenblicke, und in der Erinnerung das süße Gift der Melancholie, wenn das Zu-Spät den Körper durchströmt. Ja, soviel zu einem verpaßten Moment. Damit läßt sich gut ein Sonntagmorgen eröffnen. Erst recht, wenn die einzugebende Buchstabenkombination "vins" lautet.
Nachdem ich das nochmal las würde ich sagen, Du bist, ähnlich wie Che, ein Mösenverpasser. Da bist Du an Toppmöglichkeiten einfach vorbeigetappt. Wirklich, wirklich schade. Ich bin ja auch permanent genervt durch unattraktive Männer, die mich blöd anbaggern und tolle Männer, die sich nicht trauen zu reagieren oder ihre eigene Courage schlimm finden und sich im falschen Augenblick zurücknehmen.
Gut ist es auch, die Sinnlichkeiten zu steigern, denn wer mag schon Dosenravioli, wenn man ein Mehrgängemenü bekommen kann. Und wie ein gutes Essen eine abendfüllende Angelegenheit sein sollte, die sogar, wenn man zu zweit ißt, sich in eine weitere Stufe des Sinnlichen transformiert, so sollte auch guter Sex in Praktiken „eingebettet“ werden, die einen unendlichen Aufschub gewähren. Das sich transformierende Begehren, was am Ende eruptiv, ausgiebig und freigiebig seine Erfüllung findet. (Sublimiert dargestellt wird dies etwa in Hanno Buddenbrooks Klavierspiel, sozusagen als Beispiel par exellence.)
Allerdings habe ich mit den von Dir geschilderten Praktiken nicht so viel – ach das ist schön euphemistisch geschrieben: nicht so viel – also: gar keine Erfahrung. Auch neige ich bei Frauen ein wenig zum Theoretisieren und bin so verpeilt, daß ich manchmal nichts merke. Wie selbstverständlich konnte ich seinerzeit nach einem Seminar die Verbindungen zwischen Adorno, Derrida über Heidegger zurück zu Benjamin darlegen, während eine attraktive Frau mit mir den alten Universitätsgang schlendert. Das Körper-Geist-Problem löste ich häufig gekonnt zu einer Seite hin auf.
Als Beispiel dafür dieses: In Bordeaux, wo ich mich für eine kurze Zeit aufhielt, gab es ein Universitätskino. Ich schaute dort, zusammen mit einigen Kommilitonen und einer Frau, die ich sehr begehrenswert fand – ihre kurzen schwarzen Haare, ihren sinnlichen Mund, ihre Intelligenz und noch ein paar andere Dinge –, einen Film von Claude Sautet mit Michel Piccoli sowie Romy Schneider. Als wir die Vorführung verließen, regnete es. Wir redeten über den Film. Ich ging neben jener Frau her. Wir sprachen über Romy Schneider, über Michel Piccoli, über die Schlußszene: jene Blicke. Wie es so ist, kam ich vom Hölzchen aufs Stöckchen, über die Strukturalität der Struktur des Filmes ging es zu Godard über: was er in diesem Film besser inszeniert hätte. Als wir die nasse Straße betraten und sie so mit ihren Espadrilles dastand, fragte sie unvermittelt: „Und wer trägt mich jetzt nach Hause?“ Erst als wir am Ende des Weges angekommen waren, dämmerte mir, daß mit diesem Satz womöglich ich gemeint war.
Ach, ich liebe diese Augenblicke, und in der Erinnerung das süße Gift der Melancholie, wenn das Zu-Spät den Körper durchströmt. Ja, soviel zu einem verpaßten Moment. Damit läßt sich gut ein Sonntagmorgen eröffnen. Erst recht, wenn die einzugebende Buchstabenkombination "vins" lautet.