2
Nov
2011

Gender

Angeregt durch anderswo geführte Diskussionen


http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1925316/#1926271

http://medienelite.de/2011/10/31/der-gaze-effekt-und-feminismus



http://metalust.wordpress.com/

schreibe ich mal ein paar Takte zum Thema Gender.
Ich mache das mal biografisch orientiert, weil die eigene Erlebnisebene etwas darüber aussagt, wie ich mir das Thema angeeignet habe und warum ich es wie sehe, aber auch, um an eine sonst sehr abstrakte, im real life aber dennoch konkrete Thematik hermeneutisch (wegen mir: einfühlsam, empathisch, das warum von Begrifflichkeiten erläuternd) heranzuführen.

Das, was ich bis so etwa 1990 an feministischen Positionen kannte (jetzt nicht akademisch, sondern in Frauenzusammenhängen) lässt sich grob in vier Grundtendenzen aufteilen: Bürgerliche Frauenbewegung, die einfach mehr Mitspracherechte will, sozialistische Frauenbewegung, die anknüpfend an Engels "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats", Simone de Beauvoirs "Das Andere Geschlecht" und den Positionen Emma Goldmans die patriarchale Familie als Basis des Kapitalismus bekämpft, weibliche Subjektivität als Erkenntnisperspektive betrachtet, fragt, wie die HERRschende Gesellschaftsstruktur dieser in den Köpfen verankert wird und welche emanzipativen Potenziale sich dagegen mobilisieren lassen. Diese Frauenbwegung forderte, die Frauenfrage nicht als Nebenwiderspruch im Kapitalismus, sondern als dessen eigentlichen Grundwiderspruch zu behandeln: Am Anfang, noch vor der Sklaverei, stand demzufolge seit der Jungsteinzeit das Verfügen von Männern über Frauen als Basis des Privateigentums, seit es dieses gibt. Dann ein antiimperialistischer Feminismus, der Selbstbefreiung von Frauen als einen Dekolonialisierungsprozess analog den Befreiungsbewegungen in der "Dritten Welt" begreift und schließlich einen Bauch-Feminismus, bei dem Hexen, weise Frauen usw. mystische Urständ feierten.


So ab etwa 1990 kam aus dem angloamerikanischen Bereich die Gender-Theorie neu hinzu, die teilweise diese Ansätze aufgriff, teils aber auch völlig Neues hinzufügte. Zentral war die Unterscheidung zwischen sex und gender: biologischem und sozialem Geschlecht. Das griff einmal zurück auf geschichtliche Forschungen, denen zufolge Geschlechtsrollen in früheren Zeitaltern anders gesehen wurden als heute und zum Anderen auf Erkenntnisse aus der Völkerkunde. Kurz gesagt: Die strenge Unterteilung in Weiblein und Männlein, die von der heutigen Biologie vorgenommen wird hat es nicht immer gegeben. Das Verschieben von Merkmalen vom weiblichen zum männlichen Pol, Transgender, wurde in früheren Epochen zum Teil als weit weniger dramatisch angesehen als heutzutage. Zum Teil auch nur: Es gab Phasen in der frühen Neuzeit, in denen Geschlechstwanderung als Teufelswerk galt, und es gab Phasen im Mittelalter, in denen das sehr entspannt gesehen wurde - da ist halt M;artin zu Martina geworden, kann passieren.


Bei manchen außereuropäischen Völkerschaften gibt es bis heute mehr als zwei Geschlechter, weil Transen, Lesben, Schwule und Menschen außerhalb des gebähr- und zeugungsfähigen Alters als eigenständige Geschlechter angesehen werden, für die es auch eigene Fürwörter gibt (also: mehr als sie und er, ihr und ihm).


Die Unterscheidung zwischen zwei Geschlechtern mit ihnen zugeschriebenen Rollen (bei den antiken Sarmaten gehörte es zum Beispiel eine Zeitlang zum Rollenverhalten einer Frau, im Krieg zu kämpfen) ist also keine konstante anthropologische Bestimmung, sondern an eine bestimmte Gesellschaftsformation geknüpft.


Daran knüpfte die Genderdebatte dann an: Es geht weniger darum, ob bestimmte Verhaltensweisen deshalb erwartet werden, weil ich eine heterosexuelle Frau oder Don Alphonso ein heterosexueller Mann, Momorules schwul oder Somlu lesbisch ist, sondern darum, welche Verhaltensweisen progressiv oder reaktionär sind. Und darum, in welchem Maße individuelle oder kollektive Verhaltensweisen emanzipatorische oder unterdrückerische Strukturen reproduzieren. Damit beschäftigt sich ein Teil feministischer Gesellschaftskritik und die Genderforschung.
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