15
Mrz
2009

Blick nach vorn im Zorn

Ich raffs nicht, die Verhaltensweisen sind mir schleierhaft. Die Situation der Weltwirtschaft ist so, wie radikale Linke es vorausgesagt haben. Das System kackt ab. In meinem Business erlebe ich totale Verunsicherung, man fürchtet den GAU, Leute werden gefeuert, Verträge in den Schornstein geschrieben, die Angst regiert.

Eigentlich eine Situation, die zum Aufbegehren geradezu auffordert, Stand up and fight the enemy!

The times, they are changing.

Linke, gesellschaftskritische Blogs aber verkündigen eher Resignation

http://somluswelt.wordpress.com/2009/02/25/diskussion-erwunscht/


Wenn die Weltwirtschaftskrise tatsächlich ihren Höhepunkt noch vor sich hat, wäre es wirklich Zeit, mit dem Bedränger reinen Tisch zu machen. Krawalle in Griechenland verstehe ich. Eine deutsche Linke, die keine Empörung gegen das, was gerade passiert, entwickelt, verstehe ich nicht. Bei den Protesten gegen den Gipfel in Heiligendamm war ich dabei und ging davon aus, dass sich eine neue Bewegung entwickelt. Wieso es bisher hierzulande nicht gedröhnt hat kapiere ich nicht.

Genau das passiert gerade

http://www.youtube.com/watch?v=fbe76DlASY8,


und so isses gerade

http://www.youtube.com/watch?v=GINVB_Dj8zc

Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich im großen Stil öffentlich zu empören. Aber nicht mit einer Linken, die eine auf die Schlange starrende Maus ist.

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Trackbacks zu diesem Beitrag

Selbstbezügich

Da beschwert sich jemand bitter -... [weiter]
somlu - 15. Mär, 07:50

Yep, es ist längst Zeit, überfälltig, viertel nach zwölf oder auch schon 13 Uhr in allen Bereichen. Und auch hier, gesellschaftskritisch ja gerne, linkes politsches (schon gar gegenwärtiges) Spektrum nein danke.

Wieso aber auch nichts, was eine Bewegung werden könnte, sich weiterentwickelt hat, ist mir auch unklar. Seit Ende der 80er fühlen sich aufkeimende Bewegungen an als wären sie in einem endlosen Sumpf aus Diskussionen versunken.

blogger.de:media_addicted - 15. Mär, 14:55

Keine Konzepte

"Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich im großen Stil öffentlich zu empören."

Stimme ich dir zu. Das Problem ist, die Linke in Deutschland hat keine Gegenkonzepte, nicht mal ansatzweise. Und es geht uns allen noch immer viel zu gut, die Krise ist viel zu abstrakt. Da geht niemand auf die Straße. Wenn wir 6 oder 7 Mio. Arbeitslose hätten / haben, dann vielleicht.

Das einzige, was die Linke in den letzten Jahren teilweise aufgegriffen -wohlgemerkt nicht selbst entwickelt- hat, war ein halbherziges "ey, Bürgergeld wär doch ne klasse sache, du".

somlu - 15. Mär, 16:13

Die Linke soll eine Antwort haben? Die "Linke", "Mitte" und "Rechte" brauchen einander doch, um sich zu erkennen. Man sagt ja auch, das Gegenteil von etwas ist mit diesem Etwas strukturell und dynamisch identisch. Also kann von dort keine Antwort kommen.
netbitch - 15. Mär, 17:13

Amazonas-Box, wieso kannst Du hier nicht kommentieren, musst Dich doch nur einloggen.

*Wunder*

Media_Addicted, da stimme ich Dir zu, was die letzten paar Jahre angeht, aber da ist schon wieder sehr die Frage, wer denn diese Linke eigentlich ist. Für mich (für den von mir gerade angepfiffenen, aber an sich sehr geschätzten Che auch, ebenso den hier oft kommentierenden workingclasshero) ist das vor allem ein Spektrum von Leuten, das, neben Antifa, Solidaritätsarbeit für Flüchtlinge und Asylsuchende gemacht hat und dabei komplette Infrastrukturen aufgebaut hat. Und eigentlich müssten diese Leute in der Lage sein, jetzt und hier politische Kampagnen zu entwickeln und mal sozialen Druck gegen unsere tollen Eliten aufzubauen. Mensch, Bundestagsblockade 1993, Parteibürobesetzungen, habt Ihr keinen Schneid mehr, you know, were we stand, children, together we are strong, children!
che2001 - 16. Mär, 00:17

Somlu, ich sehe nicht, wo der Kapitalmarkt, die Staatsmacht oder die Industrie mit Flüchtlingssolidarität, Antifa oder Subkulturen strukturell und dynamisch identisch sein sollten. Netbitch, Du kannst einen ja vielleicht an der Ehre packen, aber das sind Themen, die wirklich nicht blogöffentlich diskutiert werden sollten, oder wenn, dann in einem ganz großen Rahmen. Und eine Änderung der Mentalität ist nichts, was beschlossen werden könnte, sondern sich über lange Zeiträume entwickeln muss.
textexter - 16. Mär, 17:37

Ach ach

Solange Gardasee-Klaus noch in so großem Stil ungeniert zulangen und 20 Mio. abgreifen kann und es geht niemand auf die Straße, solange tut es noch nicht richtig weh. Arbeitsminister "Hirnlos" Scholz, dem BertelsmannMohn Reden und Gesetze schreibt, hat doch grad im TV verkündet, welch grandiose Rentenerhöhung den 20 Mio. Rentnern grad bevorsteht. Und die Hartzler bekommen 7 Euro mehr im Monat. Wie soll denn angesichts dieser himmlischen Fülle (bei Rentnern ist die Erhöhung eine ganz logische Folge der Mehreinnahmen der Rentenkasse) Protest aufkommen? Wir leben doch im Paradies und Jungdynamiker von zu und weg Guttenberg wird mit der Erahrung aus der Führung eines 3-Mann-Familien - betriebes alles zum Gutten wenden. Mehr Mut, Schönheit! Immerhin regiert Dr. Angela Dorothea "IM Erika" Murkel dieses Land und ist laut Bundeshorst eine "begnadete Rouladenköchin". (Was wohl eher das Geschreibsel irgendeiner armseligen PR-Agentur ist).

Sehen Sie, die Zukunft dieses Landes ist nicht gelb wie Bananen oder FDP sondern schwarz. Rabenschwarz. Darauf einen dreifachen Po fallara, Po fallara, Po fallara! Auf solche Menschen kann man bauen. Die würden ihne auch noch das letzte Unterhöschen wegpfänden.

che2001 - 16. Mär, 18:18

Na ja, wenn nach der nächsten Bundestagswahl ein paar Gemeinheiten kommen, um die Kosten der Bankenrettung zu deckeln und die Sozialdisziplinierung weiter zu fördern (Mehrwertsteuererhöhung, Autobahnmaut für PKWs, Hartalkverbot in Restaurants und Kneipen, die keine ausgewiesenen Bars sind, Schokoladensteuer, nach 2 Jahren Alg2-Bezug Auszahlung in Warengutscheinen statt Bargeld, für die man keinen Alkohol und keine Zigaretten kaufen darf), dann werden wohl schon die Proteste kommen. 2004 gab es anfänglich ja auch eine große Welle von Demos und Kundgebungen gegen die Einführung von HartzIV. Kein Problem, wenn dann schwarzgelb regieren und die SPD, darin hat sie Erfahrung, die Proteste kanalisieren kann. Funktioniert halt gut, unsere Pseudodemokratie. Oder heißt das Demokratur?
netbitch - 18. Mär, 23:43

Wer mir das Unterhöschen wegpfänden will, kriegt einen Abstrich meiner Gynäkologin in den Mund gewrungen mit dem falschen Bescheid "Hepatitis C". Ich halte zwar überhaupt nichts von Amokspinnern, aber eine Beretta als probaple Antwort auf Gerichtsvollzieher wäre ja ein Anfang. Es reicht auch ein Tritt. Eigentlich bin ich eine gut bezahlte Marketingmanagerin einer trotz allem noch immer funktionierenden Firma. Und dennoch kann ich nicht verleugnen, dass ich meinen Job zwar gut machen will, dem Gesamtsystem aber Pech und Schwefel wünsche und unsere Oberen mit einem Bajonett im Arsch am richtigen Platz sehe. Ich bin eigentlich eine harmoniebedürftige Frau, doch die Disharmonien der bestehenden Welt sind so Scheiße, dass ich denke, "I think the time is right for violent revolution" oder "make it new, disregarding the rest" sind die einzig sinnvollen Antworten.


Sorry, aber die Welt, wie sie ist, geht nicht mehr, und nichts von Wert kommt ohne eine Art von Kampf.
Macsico - 23. Mär, 18:16

Woran es liegt? Mal gucken ...

Mangelndes Selbstbewusstsein der Linke? Fehlende Führungsfigur? Eigenes Versorgungsdenken vor Gemeinwohl? Oder deutsches Untertanentum? Von allem etwas? Nichts von alle dem?

Nein, ich habe keine umfassende oder gar abschließende Antwort auf Deine Frage. Ich weiß nur, das es von links bis rechts extrem umpopulär ist, am bisher erreichten eigenen Lebensstandard zu rütteln, der zu einem nicht geringen Teil seinen Ursprung in der kapitalistischer Wirtschaftsform hat. Und wenn man nun konsequent alle eigenen linken Forderungen der Vergangenheit umsetzen würde, ginge da vor allem den Besitzenden deutlich was verloren.

Merke: wer nichts zu verlieren hat, geht auf die Strasse und rebelliert laut und heftig. Alle anderen sorgen sich um ihren Besitzstand.

So schwer ist Verzicht aber eigentlich nicht, wie ich letztes Jahr auf einem Vortrag hier in Hamburg hören durfte.

Lemmy Caution - 27. Mär, 16:47

wieso

Wenn man immer voraussagt, dass es 6 Uhr ist, hat man 2 mal am Tag recht. Genauso ist es mit dem "wie die radikalen Linken es vorausgesagt haben"? Welche radikalen Linken überhaupt. Da gibts eine Menge Sorten von.
Leute, die sehr fundamental (und manchmal auch fundiert) jegliche Hierarchien ablehnen bis zu gewissen Gesellen, die sich für (proto-)faschistische Typen wie Putin oder Chávez begeistern.

Für einen konstruktiven Diskurs wie diese Welt nach den Vorgängen geordnet werden soll, sind beide nicht sonderlich zielführend.

Dies ist ein Epochen-Wechsel. Die Zeit des übertriebenen Glauben in die Macht der Märkte geht zu Ende. Märkte werden ein wichtiges Mittel bleiben. Nur ist eben die Magie pfutsch. Gottseidank. Am Ende werden wir eine langweiligere, reguliertere aber auch in gewissen Punkten sicherere Welt haben. Die Initiative liegt aber nicht auf der Straße. Das wird in übrigens recht transparenten Expertendiskursen verkaspert.

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