9
Dez
2013

Zu Assange, den Vergewaltigungsvorwürfen und der Rudelbildung im Netz

Der Don bringt es hier gut auf den Punkt

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2352051


die Kadda ebenso.


http://blog.katrin-roenicke.net/?p=2731

Ich habe wirklich nullkommanix Verständnis für Vergewaltiger, und ich habe selbst bei "Vergewaltiger wir kriegen euch" mitgemacht. Das war eine Einschüchterungskampagne, das war in Teilen Selbstjustiz, und das war richtig so. Die männlich dominierte Justiz viktimisierte ja die Opfer ein zweites Mal.

Imho, das ist heute anders, und in Schweden war es schon immer anders. Es gibt bei jedem Verbrechen eine Unschuldsvermutung, und es gibt den Grundsatz in dubio pro reo. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Definitionsmacht darüber was eine Vergewaltigung ist beim Opfer zu liegen hat, dies aber innerhalb bestimmter Grenzen. Ich bin selbst schonmal von einem Tüpen, von dem ich eigentlich nichts wollte auf die harte Tour genommen worden, das war keine Vergewaltigung, eher eine Verführung im Grauzonenbereich, verbunden mit Sex der Marke quick and dirty, aber benutzt gefühlt hatte ich mich da sehr wohl - wobei selbst das nicht immer schlimm sein muss. Auch assymetrische Unterwerfung kann ja lustbringend sein. Andererseits: Hätte ich keinen Spaß gehabt, in der Umgebung, in der ich mich damals bewegte hätte es in solch einem Fall sehr leicht zu einem Vergewaltigungsvorwurf gereicht.

Aus linken Szenen kenne ich es ja zuhauf, dass mit Vergewaltigungsvorwürfen ein Malefizbrimborium, ein fürchterbares Gebimse und Gefantel gemacht wird.

Da gab es eine Frau, die auf einer Party einen Mann kennenlernt und mit dem noch in der gleichen Nacht Sex hatte. Der nagelte sie nicht sehr gefühlvoll durch und sie meinte hinterher, das nächste Mal sollte er bitte zärtlicher sein. Er erwiderte, es würde kein nächstes Mal geben, das sei ein reiner ONS gewesen. Da das Politische privat und das Private politisch ist kam die Sache vor ein Plenum. Auf diesem Plenum erklärte eine andere Frau, dass ihr im Plenum anwesender Tüp sich am Anblick seiner scheinbar, aber nur scheinbar schlafenden Freundin einen runtergeholt hatte, dass sie das problematisch fände und dass das auch im Plenum thematisiert gehöre. Das Plenum beschloss, dass eine Männergruppe gebildet werden sollte, die beide Männer zu therapieren hätte. Als die sich weigerten, sich therapieren zu lassen entstand erst der Vergewaltigungsvorwurf. Er wurde strategisch aus dem Hut gezaubert, als die Kerlinger ihre Therapieunwilligkeit äußerten. Die wurden dann geoutet mit resultierenden unbefristeten Hausverboten in sämtlichen linken Zentren, Kneipen und Buchläden. In einem anderen Fall wurde die Definitionsmacht so inflationär gedehnt, dass jemand als Vergewaltiger geoutet wurde, wo gar kein Geschlechtsverkehr stattgefunden hatte. Es begab sich auch schon, dass nicht Vergewaltigungs- sondern sexuelle-Belästigungs-Vorwürfe gegen Musiker ins Spiel gebracht wurden (mit dem Resultat Auftrittsverbot), wo es eigentlich um den Verteilungskampf um Probenräume ging, eiskalt instrumental.

In der gleichen Szene wurde eine toughe, coole, große und kräftige Frau mit forschem Mundwerk von nem Kerlinger bewusstlos geschlagen und geschändet (der Ausdruck passt hier mal würglich). Das hat ihr niemand geglaubt, der Tüp stand so oben in der offiziell inexisten Hierarchie der Szene, dass sie keine Chance hatte, Gehör zu finden, im Geigentiel, ihr ganzer Habitus wurde zum Argument gemacht, dass das sehr unwahrscheinlich sei, einer Frau wie ihr passiere das nicht.

Als die ersten Vergewaltigungen in linken Zusammenhängen bekanntgeworden war hatte es sich bei den Tätern um Schlägertypen gehandelt, denen jedeR so etwas zugetraut hätte.Von da an gab es eine Kampagne "Brecht das Schweigen über Vergewaltigung", deren Anliegen hervorragend war, deren späterer Verlauf aber fast den Charakter eines Wetteiferns zwischen unterschiedlichen Stadtszenen annahm (Berlin, Freiburg, Bremen, Mannheim, da sind Fälle bekanntgeworden, jetzt müssen aber Gießen, Marburg und Kassel nachziehen, so in der Art).


Mit solchen Erinnerungen im Hinterkopf und der Tatsache, dass es bei Assange um die strategische Dimension geht, dass er bei einer Inhaftierung in Schweden hochwahrscheinlich an die US and A ausgeliefert würde möchte ich einfach vor Vorverurteilungen warnen.



Andererseits verstört aber auch die Verve, mit der Hacker und CCCler gegen die Feministinnen dissen, die einen öffentlichen Auftritt Assanges verhindern wollen. Und im Unterschied zur Argumentation von Kadda reduziere ich die Motivationslage da nicht auf die Wahrnehmung von Assange als "Helden". Dazu hat es einfach schon zu viel aus der Ecke gegeben. Dieser Danischer oder wie der hieß mit seinen nerdcorigen Kannitverstan-Texten, dieser Kerl mit dem geschmacklosen Video, in dem die Mädchenmannschaft mit Hitlers-Führerbunker-Truppe verglichen wurde usw. Da scheinen echte Frauenhasser unterwegs zu sein. Ich werde jetzt mal politisch unkorrekt ausfallend: Liegt das daran, dass das überwiegend picklige Nerds sind, die keine attraktive Frau abgekriegt haben und nie abkriegen werden, und haben die Schwierigkeiten mit Feminismus, weil sie generell Schwierigkeiten mit Frauen haben? Die nicht wissen, wie mit Frauen umzugehen ist, weil sie keine Betriebsanleitung dazu gefunden haben?

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John Dean (Gast) - 11. Dez, 02:40

Nunja, beim Danischen ist es wohl einfach zu erklären. Pardon, mit Charakterfehlern und psychologischen Defiziten. Anders eben nicht. Einmal haben wir da deutliche Züge einer narzisstischen Aspergerpersönlichkeit inklusive Unfähigkeit des Einfühlens in den Standpunkt anderer. Als sonderlingshafter und ganz generell zu "Beschwerden" neigender Typ hat er sich ausgerechnet am Thema Feminismus verbissen, vermutlich hier auch eigene Defizite spürend (als Frauenheld würde ich den Danischen nun nicht gerade einschätzen - auch wenn er ganz ansehlich sein sollte) - und in der ihm eigenen, völlig bornierten Weise verfolgt. Anders gesagt, der Typ ist ein totaler Trottel, vielleicht wirklich ein Frauenhasser (einige Hinweise darauf gibt es) und das gibt es in Informatik/Hackerumfeld durchaus mal. Beim Typen, der das Video gemacht hat, schätze ich die Lage anders ein. Der hat einfach einen schlechten Scherz gemacht - und dabei ein in seinen Kreisen beliebtes "Mem" verwendet, das anderen Leuten, die damit nicht vertraut sind, sehr übel aufstößt. Etwas versimpelt betrachtet: Das war imho im Wesentlichen nur eine verpatzte Spaßaktion, zu deren Grundlage allerdings das Reiben an bestimmten Hardcore-QueerFeminstinnen gehörte.

Ähem: Das es in diesem Lager auch ein paar offenkundig gründlich verstrahlt "Aktivistinnen" gibt, mit ständiger höchstmoralischer Verurteilung aller anderen Menschen - und andererseits auch einen mitunter schlicht übergeschnappten Umgang mit Männern, die feminismusfern sind, das ist in dem Zusammenhang auch eine Erwähnung wert.

Wer für seinen Standpunkt werben möchte (auch wenn die radikale Queerfeministin ohnehin von der Richtigkeit und Nichthinterfragbarkeit ihrer Ideologismen überzeugt ist), muss (ja: muss) anders auftreten.

Aber es geht eher darum, Eklats auszulösen. Das fühlt sich für diese - pardon - Spezialfeministinnen einfach viel geiler an. Zählt vermutlich auch zur Feindbildpflege.

Und dann, nach herbeigekreischen Eklat, dann lässt sich wunderbar - im beinahe gleichgeschaltet denkenden radikal queerfeministisch denken Kreise - über alle möglichen tollen Dinge sprechen, über Intersektionalität etc.

Ohne dies auch nur ein Wort lang wirklich Ernst zu meinen...

Tolle Erfolge, die dieses Feminismuskonzept erzeugt. Grandios. Als Typ ist mir das beinahe egal, aber als Frau würde ich kotzen.

netbitch - 11. Dez, 18:51

Was die Intersektionalität nennen kenne ich noch als "Teilbereichskämpfe übergreifend". Nur dass ich gar nicht weiß, ob da überhaupt gekämpft wird oder nur noch Distinktionswettbewerbe stattfinden. Im Soliplenum des Frauenbüros habe ich von Solchen noch nie eine gesehen, die tingeln höchstens über Off-Culture-Bühnen und lesen aus seltsamen Büchern.
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