genova (Gast) - 3. Jan, 18:11

netbitch,

das geht leider drunter und drüber.

1. Ich habe dir nie abgeraten, über deine sexuellen Erlebnisse zu berichten. Ich habe gesagt, dass ich nicht über meine berichte, weil Internet nicht anonym etc. Nicht "man" spricht darüber nicht, sondern "ich" tue es nicht. Ein ziemlicher Unterschied. Ich habe dein Verhalten nie kritisiert. Wie käme ich dazu?

2. Dass ich dir Exhibitionismus unterstellt habe, ist mir neu, aber immerhin hast du dich selbst als Exhibitionistin bezeichnet, in einem deiner letzten Artikel hier. Warum regst du dich über eine Unterstellung auf, die keine ist?

3. Die Schilderung individueller Erlebnisse von Momo und Loellie kriege ich ehrlich gesagt kaum mit. Ich kriege deine hier viel eher, konkreter mit oder Berichte von che. Bei Momorulez läuft das meines Erachtens auf einer allgemeineren Ebene (was ich völlig in Ordnung finde). Kann aber auch sein, dass ich mich täusche, ich lese das nicht gezielt. Aber selbst wenn ich das nicht zur Kenntnis nehme: Warum mir daraus einen Vorwurf machen? Ich bestreite doch keine individuellen Erlebnisse, und genau darum geht es. Schlimmer: Aus einer individuellen Beobachtung das Prädikat "homophob" angehängt zu bekommen, ist verleumderisch.

4. Am Schluss deines Postings kommt es zu ganz interessanten Verschiebungen, wo ich mich frage, ob du die bewusst vornimmst oder ob das so passiert, damit du die Ansicht, ich sei der große Momo- und Schwulenvernichter, noch irgendwie aufrecht erhalten kannst. Ich hätte also geschrieben, dass mein "dolles subjektives persönliches Erlebnis" Momo und andere Schwule "so zu akzeptieren hätten". Das ist schlicht falsch. Ich habe diese Erfahrung nicht als doll geschildert, sondern geschildert und die Haltung der Beschriebenen kritisiert. Das kann man akzeptieren, tolerieren, ignorieren oder sonstwas. Man kann eine andere Beobachtung dagegen halten und vieles mehr. Daraus aber den Vorwurf der Schwulenfeindlichkeit zu basteln, ist so lächerlich, dass ich weder dir noch den anderen Vereinskollegen abnehme, das ernsthaft so zu meinen. Was dahintersteckt, ist etwas anderes.

Auf die Schilderung einer Erfahrung, die ich selber kritisiert habe, mit "Wut und Hohn" auf den Schildernden zu reagieren, halte ich in der Tat für dämlich und intellektuell so bekloppt, dass das wohl nur noch psychologisch erklärbar.

Zusammenfassend: Nicht nur der arme Schwule hat ein Recht auf seine Individualität, alle anderen haben das auch. Aber mir ist schon klar, dass man mir jetzt wieder Gejammer eines heteronormativen Privilegierten vorwirft. Nur zu.

Vielleicht siehst du dich ja als Ausübende nichtnormativer Sexualpraktiken in einer ähnlich unterprivilegierten Stellung wie der schwule Momorulez? Und missverstehst mich deshalb, wie in Punkt eins dargelegt? Ein angenommener, weil schon oft erlebter Rechtfertigungsdruck?

netbitch - 3. Jan, 19:06

Schwulenhass oder Homophobie hat Dir doch überhaupt nie jemand unterstellt. Sondern eher eine Mischung aus Ignoranz und mangelnder Empathie, so eine gewisse Bräsigkeit, die aber so angelegt ist, dass sie den tatsächlich Homophoben nützt. Ohne Dein Wollen.


Ansonsten, zu 1), OK, stimmt, nur kam das bei mir so rüber wie ein guter Rat aus einer verschämten "Darüber spricht man nicht" Perspektive heraus. Ich kann mich ja täuschen, aber das haben auch Andere so wahrgenommen.


2) Es ist ein Unterschied, ob ich mich ausstelle oder ob Du einen Reiz des Erwischt/Entdecktwerdens unterstellst (den es nicht gibt), nicht nur für mich, sondern gleich für die ganze Personengruppe, die hier diskutiert und also insgesamt einen speziellen Exhibitionismus mit einem speziellen Kitzel lebt, den es aber gar nicht gibt.


3) Das ist ja das Drama, dass Du nun monatelang oder noch länger die ganzen sehr emotionalen Statements und Stellungnahmen von Loellie und Momo, die extrem viel mit schwuler Subjektivität und Diskriminierungserfahrung zu tun haben gar nicht begreifst und nicht zur Kenntnis nimmst.

Und daraus ergibt sich dann auch 4).




Vielleicht macht diese Debatte hier etwas klarer, worum es eigentlich geht:

http://netbitch1.twoday.net/stories/6459063/comments/6462959/comment
che2001 - 3. Jan, 19:29

@Genova, wieso soll es"intellektuell dämlich" sei, mit Wut und Spott angesichts der Diskriminierung durch den Spiegelfechter wie auch auf die Behauptung zu kritisierender Positivdiskriminierung inmitten einer Diskussion rund um Homophobie zu reagieren? Schwule, die sich mit Stürmer-artigen "Karrikaturen" auf einer gemeinsamen Quartett-Liste mit Juden und "Negern" befinden haben genug Anlass zu Wut und Spott (der Spott ist sogar ein Zeichen für den ihnen abgesprochenen Humor), und Positivdiskriminierung von Schwulen als "chic" ist im Kontext einer Diskussion um Homophobie schlichtweg dämlich. Mag ja sein, dass es Kreise gibt, die Schwule für chic halten und sich mit denen schmücken. Das aber in einer Diskussion anzubringen, in der es zumindest unter Anderem um Schwulendiskriminierung geht ist etwas zwischen instinktlos und Backlash. Und wieso bildest Du Dir ein, als Hetero diskriminiert zu werden?


Wenn Du beim Spiegelfechter Vorträge darüber hältst, wie MR angeblich sei, und zwar in einem ziemlichen Starkdeutsch mit unterstelltem Vernichtungswillen und der Titulierung einer kompletten, untereinander eigentlich äußerst streitbaren und meinungspluralen Community als "Groupie" der Denunzierung höchst komplexer Diskussionsprozesse mit einem Hintergrund, der etwas mit Genderdebatten und dekonstruktivistischen Theorieansätzen zu tun hat als "Selbstaufwertung auf Kosten fast aller Anderen" und bei MR darüber, wie Isi ist hat das auch einen Hauch, nein nicht direkt von Verleumdung, aber doch von haltlosem Ablästern über Leute, die man gar nicht erst verstehen will. Und da bieten sich dann schon Andockpunkte für die Neue Rechte. Denn die behaupten ja, dass Schwule, Migranten, Feministinnen und Linke die Medien beherrschen würden und sie selber eine verfolgte Minderheit wären. Rassistische und sexistische Parolen werden als Form von "Meinungsfreiheit" abgesondert, man würde das ja nochmal sagen dürfen. Da passen dann Deine Tiraden, die im Prinzip darauf hinauslaufen, wir hätten sie im Grunde nicht alle und würden Dich und Andere übel diskriminieren, hervorragend. All diese Tabuverletzungen von Linken in Richtung Sexismus, Rassismus und Homophobie, ob nun Wilglaf Droste, der Spiegelfechter oder Finkielkrauts Holocaust-Industrie wirken aus der Perspektive der Neuen Rechten wie linke Zeugenaussagen für ihr Weltbild, für die von ihnen behauptete umfassende PC-Verschwörung.


Linkes Wasser auf rechte Mühlen.

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