che2001 - 17. Jan, 11:45

"Die linksradikale Frauenbewegung" ist allerdings etwas hochgegriffen für den Binnenhorizont eines einzelnen Frauenzentrums in der Treibhausathosphäre eines Szenesumpfs.

netbitch - 17. Jan, 16:15

@Che: Ich ziehe mir den Schuh "4 Leute im JUZI" doch nicht auch noch mutwillig selber an;-)


Dass das ganz und gar unrepräsentativ war stimmt schon, aber es drückt als Teil eines Ganzen ja schon Stimmungslagen aus, die weit verbreitet waren. Die Phase des im eigenen Saft schmoren und politische Nabelschau betreiben habt Ihr ja nun auch gehabt, und so, wie erneute Kapitallektüre oder das Winterpapier des ARAB die Absprungsteine waren, die Euch dann weiterbrachten war das bei uns Gender Trouble.

@Pipapo: ROFL!!!!
che2001 - 17. Jan, 23:49

Na ja, so rein deskriptiv umreisst Du da aber schon die krudesten Erfahrungen, die Du da gemacht hast, und plötzlich kommt Butler und alles wird gut;-)


Früher schrubst Du mal, Du hättest im Gegensatz zu mir die studentische Phase Deiner Szene-Zeit ganz überwiegend positiv und fast als Dauerparty erlebt. So liest sich das nicht.
netbitch - 18. Jan, 16:18

Ach Gottchen, die geballten Absurditäten haben mich zumeist eher amüsiert als genervt. Auf morbide Art hatte das ja auch Unterhaltungswert. Stimmt aber, dass ich weit häufiger als Partygirl unterwegs war als mir diese krassen Debatten vertieft anzutun. Natürlich waren die Moraltrinen auch nach Beginn der Dekonstruktivismus-Debatten noch Moraltrinen, und natürlich waren auch vorher schon jede Menge gut draufe, vernünftige, toughe oder fröhliche Frauen dabei, aber so ab der Butler-Debatte fand da eine wirkliche Phasenverschiebung statt. Es wurde wieder nach vorne diskutiert.
netbitch - 18. Jan, 18:45

Und sowas wie Spaß und Orgie hat es in Teilen der Kreise ja durchaus gegeben. "Dekonstruktionen" nannten wir die wilden Spiele mit naiven 17Jährigen;-)
che2001 - 19. Jan, 15:09

So ändern sich die Zeiten, bei uns hieß das noch enteignen;-))
che2001 - 19. Jan, 16:00

Aber im Ernst, so meinte ich das nicht. Die meisten Leute ohne Szenebio würden mit "Frauenbewegung" Alice Schwarzer, Frauenbeauftragte und Frauenhäuser, vielleicht noch Hochschullehrerinnen für Genderforschung verbinden und sich unter "linksradikale Frauenbewegung" entweder gar nichts vorstellen können oder an schrille Walpurgisnachtdemos denken oder an angstbeladene Klischeevorstellungen von Furien mit Schwanzabschneidefantasien. Mir war tatsächlich die Meinung mitgeteilt worden, der erste Teil dieses Postings läse sich so, dass dem auch Kristina Schröder zustimmen könnte. Mir ist nun auch eher schnuppe, was Otto Normal so denkt, aber für Dein eigenes Anliegen förderlich dürfte so ein Beitrag trotz Schulterklopfen und Lachern unter InsiderInnen nicht wirklich sein.
tarares (Gast) - 20. Jan, 17:23

also ohne Szenebio glaubte ich immer, die Frauenbewegung sei "mein Körper gehört mir" ... und die Auswirkungen; höhere Scheidungsraten bei gequälten Frauen, Mari Marx, Henner-Haare, Alice Schw., auch so eine Auswirkung, und dass im großen und ganzen "Frauenwahl" bestend, es war nicht erforderlich den Macho zu spielen. Aber ich gehörte zu einer anderen Generation, wiewohl Eltern noch Kriegs-, bzw. Nachkriegsgeneration sind, sodass diese kurze Phase in den 70ernff an mir leider vorbeigegangen ist. (Danach gings wireer nur darum, sich einen reichen Kerl zu ergattern, vorübergehend, mit dem größten Lustgewinn.)

Was die "Biologisierungen und Naturalisierungen" angeht, kann ich es zum ersten Mal nachvollziehen, dass Butler ff tatsächlich was gebracht hat, zumal ich, trotz verklemmter Eltern, es immer verabscheut hatte, auf die "männliche" Rolle fesgelegt zu werden.
netbitch - 20. Jan, 18:02

@ Aber ich gehörte zu einer anderen Generation, wiewohl Eltern noch Kriegs-, bzw. Nachkriegsgeneration sind, sodass diese kurze Phase in den 70ernff an mir leider vorbeigegangen ist.


Kurze Phase in den 70ern ff? Was ich oben geschildert habe spielte sich in der ersten Phase der 1990er ab. Und für linke Frauen in Unistädten war diese Szene durchaus, nun ja, vielleicht nicht prägend, aber doch zumindest sehr präsent. Mit Entwicklungen und Brüchen, aber doch einer Entwicklungskontinuität von 1968 bis in die späten Neunziger.


Meine Eltern sind übrigens Generation Beatles.
netbitch - 20. Jan, 18:53

@Che, es ist mir völlig wuppdich, was Rechtskonservative über dieses Blog denken. Ich führe hier auch keine großen gesamtgesellschaftlichen Debatten (außer manchmal), sondern verwusele mir wichtige Inhalte mit Alltagsbeobachtungen und anekdotisch erzählten Lebenserfahrungen. Zielgruppengerecht und ausgewogen kommunizieren muss ich schon im beruflichen Leben. In meiner Freizeit möchte ich nicht strategisch damit umgehen, was ich poste. Das würde sonst etwas zwischen PR und Prawda - die Wahrheit da berichten, wo sie dem eigenen Anliegen nützt und sonst nicht.

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