Es ist schon 15 Jahre her, da besuchte ich mit einem Freund zusammen meine sehr moralische, sehr konservative Mutter, also so etwas wie das weibliche Pendant zu Genova.
Meine Mutter hatte zu der Zeit einen Hund, einen Boxer. An der Wand im Flur hing daher eine überbordene Fülle von Gerätschaft: Leinen und Ketten unterschiedlicher Ausführung, darunter auch ein schrecklich aussehendes Stachelhalsband. Dazu kamen noch Gegenstände für den Pferdereitsport: diverse Reitgerten und Stiefelsporen.

Mein Freund wirft einen langen interessierten Blick auf das alles (meine Mutter stand dabei), und sagt: "Aha, nicht schlecht! Aber diese Dinge gehören doch ins Schlafzimmer."

Oh ja, geritten wurde dabei auch;-)

Flogger sind was für Blümchensex. Ich bin schon ein großes Mädchen!

"Flogger sind was für Blümchensex." Verstehe ich jetzt nicht ganz. Gemessen an dem, was da an der Wand hing, sind die von Dir hier abgebildeten Sachen eher mild. Insbesondere die Verwendung stahlstachelbewehrter Würgeeisen ginge über die übliche Antiverblümung doch deutlich hinaus.

Die Antwort bezog sich auf Che, nicht auf das, was Du da beschrieben hattest. Unter dem Begriff Flogger sind Spielzeugpeitschen im Handel, die wie eine nachgemachte neunschwänzige Katze aussehen, aber aus Seide, Latex oder Weichleder bestehen und nicht besonders durchziehen. Ein Teil der hier abgebildeten Instrumente ist hingegen ziemlich gemein.

"Ein Teil der hier abgebildeten Instrumente ist hingegen ziemlich gemein." OK, da glaube ich der Fachfrau. Ich halte allerdings den Devotheitsfaktor für höher, wenn eigentlich für Tiere bestimmte Gerätschaft zur Anwendung gelangt.

Halt dich einfach raus und mach weiter den Staatskümmerer. Bully Herbig-Witze kommen hier eher weniger gut.

Nörgler, es geht hier weniger um Dressurspiele als um Peitschensessions mit stufenweiser Steigerung als eine Art stundenlangem Vorspiel zu "Normalsex", der durch die Vorbereitung in einer Intensität erlebt wird, die sonst nicht möglich wäre.

Das lässt sich auch in einem Stadtteilnamen ausdrücken, wenn der als Imperativ gelesen wird: Poppenbüttel.

Meine Antwort bezog sich auf den Devotheitsfaktor, der hier nicht im Mittelpunkt steht, und um Alkoholprobleme geht es hier nirgends gar nie nich. Wozu brauche ich übrigens eine Tawse oder ein Martinet, wenn ich eine neunschwänzige Katze, wenn auch nur in der Billigst-Light-Version, aber mit 2m langen Lederschnüren habe. Kochlöffel? Lächerlich! Wir sind hier nicht bei Prügeleltern.

Ich habe das Rück(en)spiel übrigens 2:1 gewonnen. Wenn ich jemals ein Lager leiten sollte habe ich Fachhinterngrund;-)

"Kochlöffel? Lächerlich! Wir sind hier nicht bei Prügeleltern."

naja, das kannste von deinen utensilien aber auch sagen...nix für ungut.

was ich nicht als vorwurf meinte - was ihr treibt hat mit dem, womit sich herr mixa die zeit vertrieb, nichts zu tun -, sondern als die tatsache, die sie ist. alles, was die sm-szene für ihre lustvollen inszenierungen verwendet, war natürlich irgendwann irgendwie irgendwo auch schon einmal als menschenschinderinstrument in einsatz. meine ich nicht vorwurfsvoll, ist einfach so. und wie schon gesagt: ich habe, ist schon etwas her, auch ein wenig sm-erfahrung, also so what.

Ganz im Ernst: Mit diesen Instrumenten könnte ein Mensch zerbrochen werden. Passiert auch ständig in der Welt, wobei z.B. im Iran aber lieber doch gleich zu Telefonkabeln gegriffen wird. Che schrubtete irgendwann irgendwo mal sinngemäß, dass der Einsatz der Nine-o-taled-Cat-Whip aus der Hand eines bulligen Matrosen, der gewohnt ist, mit dem Säbel Arme abzutrennen etwas völlig Anderes wäre als aus der Hand einer zierlichen Domina, und dass unter der Folter auch Masos zerbrechen würden. Recht hat er. Ich habe Eure Diskussion um Prügel in der Kindererziehung gelesen, und Leid tun mir alle, die so etwas erlebt haben. Ich gehörte zu meinem Glück nicht dazu. Außerdemingens gehöre ich nicht zur SM-Szene, die bizarren Ledermasken- und Totalunterwerfungsrituale, die da angesagt sind, finde ich für mich - ich will denen nicht meine Meinung aufdrücken - lächerlich. Dennoch muss ich, wir haben ja einen Bildungsauftrag, darauf hinweisen, dass diese Instrumente in den Händen von tumb-brutalen Prügelbolden ebensowenig etwas verloren haben wie bei Leuten, die gar nichts von Anatomie verstehen.

oh scheisse, netbitch, habe mir lange überlegt, was zu schreiben hierzu, weil man ja immer gleich in eine verteidigungshaltung gedrückt wird als jemand, der sm praktiziert. weil die pawlowschen reflexe ja gleich wieder kommen (da ist in meinen augen viel neopietismus, viel verlogenheit dabei). dass i h r es so seht wie von dir beschrieben ist mir schon klar, ich würde dich sonst ja kaum verlinken.

Das ist doch alles völlig OK. Ich präzisiere das einfach mal: Ich bin keine Domse und auch keine Sub, sondern praktiziere so etwas als zusätzliche sexuelle Stimulierung, wenn auch auf einem sehr heftigen Level mit wechselnden Rollen. Die oben gezeigten Spielzeuge haben sehr unterschiedliche Wirkungen. Unten liegt eine in der Reiterei sehr häufig eingesetzte Springgerte, die eigentlich dazu dient, Pferden Signale zu geben, nicht, ihnen Schmerzen zuzufügen. Nun ist der nackte Menschenarsch weder mit Lederhaut noch mit Fell bezogen, entsprechend herber ist die Wirkung. Unter Umständen schmerzhafter als ein Rohrstock, bei dem es aber, warum auch immer, einen Nachgeschmack gibt, der bei dieser Reitgerte nicht auftritt. Die Dressurgerten, alle abgestuft untereinander, darüber sind sehr viel schmerzhafter, es kann bei deren Gebrauch durchaus zu Hämatomen kommen, und da sind wir dann im Bereich der ernsthaften Körperverletzung. Also Vooooorsicht!

Die Neunschwänzige zeichnet sich dadurch aus, dass alle ihre Schnüre einen Körper komplett umfassen können, und das ist nochmal was ganz Anderes. Ich liebe dieses Ertragen plötzlichen heftigen Schmerzes und das sich dann Einstellen eines warmen, wohl durchbluteten Gefühls in der Rückpartie, vor allem, wenn ich anschließend gefickt werde, und mein Partner liebt das ebenso von mir, aber wer sich damit nicht auskennt und einfach mal so lospeitschen möchte: Finger weg!

P.S. Versteht Ihr jetzt, wieso ich die in Sexshops erhältlichen Flogger als Blümchensex bezeichne?

ah, die fachfrau. siehste, meine 17 jahre alten erfahrungen beschränken sich auf kochlöffel und rohrstock (9 mark, frisch vom kiez), wobei es auch noch galt, eine lederhose zu durchdringen. also nix sonderlich aufregendes... (beide gerätschaften kamen allerdings relativ problemlos durch) also, zum fachsimpeln reichen meine erfahrungen ausm vorigen jahrtausend beim besten willen nicht aus.

klare durchsage: im erotischen bereich gibt es nichts, was es nicht gibt. ich werde da niemanden verlachen, niemanden belehren. selbst bei pädophilen empfinde ich mitleid, nicht abscheu (weil sie ihre erotischen träume - die sich sich ja nicht ausgesucht haben - nun einmal beim besten willen nicht ausleben dürfen; selbiges gilt auch für serial killer und andere asoziale aberrationen). sm ist nicht asozial.

ich las kürzlich mal von einer seltsamen variante: es gibt wohl menschen, die es - sie können natürlich sehr gut gehen- erregend finden, sich bei meyra einen rollstuhl zu kaufen, in eine fremde stadt zu fahren und dort als "querschnittsgelähmter" durch die stadt zu zwitschern. hm. asozial? im zweifel nicht, obwohl ich schon schlucken musste. sehr sehr grenzwertig war jener schotte, der als stumpf-fetischist einen gesunden arm amputiert bekommen wollte. ich weiß gar nicht, wie der rechtsstreit ausgegangen ist...

der langen rede kurzer sinn: wenn jemand waschmaschinenfetischist ist, wünsche ich ihm das beste Miele-Modell, das es auf dem markt gibt - und das meine ich empatisch so, ohne klammheimliches glucksen und kichern.

Und dabei ist die nette Bitch eine ganz, ganz Liebe.

@Hartmut: Angesichts der von Dir zuletzt geschilderten Praktiken komme ich mir wirklich Mainstream vor;-)

@Genova: Und Dich finde ich so richtig Mainstream. Links ja, aber eine Definition von Marxismus, die den Marxismus-Leninismus als Standardmodell nimmt und nicht damit klar kommt, dass andere Linke das anders sehen und damit nichts anfangen können, die eigene Definition aber für die einzig gültige hält. Und auch ein damit nicht Klarkommen, dass andere Leute über Sexualität und damit zusammenhängende Probleme blogöffentlich diskutieren oder mitteilen, wie sie sich da austoben. Lass mich raten: Du bist Lehrer, Sozialpädagoge oder Streetworker?

@Che: Das musst Du aber nicht immer so betonen. Meine bösen Seiten kennst Du ja gar nicht.

Ich fühlte mich da auch sehr meinstriemig, und zwar stante pene!

Genova, ungewollt bestätigst Du ja, was nicht nur ich über Dich denke, sondern z.B. auch der Nörgler. Die Diskussion um Marx, das Verhältnis zu Öffentlichkeit/Offenheit im Umgang mit privaten/intimen Dingen wie u.a. Sex und die partiell sadomasochistischen Praktiken, die ich mitunter lebe sind drei verschiedene paar Schuhe. Das jetzt zur Unkenntlichkeit zusammenzurühren macht einfach keinen Sinn.

@Bitte zügig ändern: Ich code doch kein PHP und habe auch keinen Zugang zum Server von twoday net. Die Funktionen dieses Blogs sind fixe Bestandteile der Allpikation.

Lieber Genova, ich habe es nicht zusammengemixt, sondern hintereinander aufgeführt. Und eigentlich und im Ursprung ist ein Blog eine Art Tagebuch. In einem Tagebuch werden sehr wohl intime Dinge notiert. Und der Reiz des Bloggens liegt eben auch in der Anonymität - obwohl hier eher von Oligoanonymität die Rede sein müsste, ein Teil der DiskutantInnen kennt sich ja.

Ich stelle jetzt mal eine Frage, die ich mir bisher nicht zu stellen traute (nennt mich gern verklemmt oder Blümchen, das hier ist für mich eine völlig neue Welt): wie wirken diese Peitschen? Und wieso kann eine neunschwänzige Katze, die eigentlich mal dazu da war, Matrosen oder Soldaten schwer zu bestrafen Lustgewinn bringen? Und selbst wenn das geil ist: Gibt es Narben? Was muss man denn von Anatomie verstehen, um das nicht falsch zu dosieren? Ich wüsste das einfach gern. Stehe auf sehr zärtlichen Sex, manchmal auch auf harte Nummern mit einem sehr vertrauten Partner, oral, ich wäre nie auf die Idee gekommen, es mit Prügeln zu versuchen, weiß aber, das viele Leute das tun. Übrigens gerade sehr gebildete und geschmackvolle, die ich nie im Leben mit sexistischen Brutalos in Verbindung bringen würde. Und Dich, Netbitch, bewundere ich ja sehr. Ich würde Dich übrigens eigentlich für sehr dominant halten, nicht für Eine, die so Etwas mit sich machen lässt. Also wo liegt der Reiz?

Uff, das ist ja jezze ein ganzes Bündel! Danke mal erst für die Komplimente. OK, zur Wirkung: Der Hauptunterschied zwischen einvernehmlichen Schlagpraktiken und Züchtigung/Körperstrafen liegt, neben neben der Einvernehmlichkeit in der Vorbereitung. Gerten- oder Peitschenhiebe mit voller Kraft auf eine unvorbereitete Heckpartie sind nicht nur extrem schmerzhaft, sondern können auch ernste Wunden (Hämotome, Platzwunden, Schnittwunden ähnliche und schlecht verheilende lange Striemen mit Blutverlust und Narbenbildung) verursachen. Der Witz liegt in der langsamen Vorbereitung: Erst sanfte Hiebe, die zunächst die Durchblutung von Rücken und Arsch beflügeln, dann etwas härtere, die aufwärmen, dann die eigentliche Peitschung. Das kann über Stunden mit größeren Intervallen gehen. Niemals auf Körperteile schlagen, die wenig geschützt sind, z.B. Schulterblätter oder Wirbelsäule, sondern da, wo Fett- und Muskelgewebe ist, z. B. Hintern, Rückseite der Oberschenkel, Seiten oder Bauch, Rücken von Leuten, die nicht zu schlank sind. Möglichst wenig Zuschlagen mit vollem Ausholen, eher Rückhand als Vorhand. Aufhören, sobald Blut fließt. Das kann dann sogar lebensgefährlich sein: blutige Hiebe können Fettzellen freisetzen, die zu einer Thrombose oder Embolie führen können. Stöcke können Prellungen verursachen, die bis auf die Knochen gehen und tagelang zu spüren sind, Gerten und Peitschen verursachen kurzfristig sehr viel heftigere Schmerzen, die aber kaum Langzeitwirkung haben. Die neunschwänzige Katze lässt mich erzittern, im ganzen Körper zusammenzucken und bringt mich zum Weinen, aber verursacht keinen bleibenden Schaden. Aber nur, weil mein Liebster sie gebraucht und der weiß, wo er aufzuhören hat und ich weiß das auch bei ihm. Und bei uns ist dann immer auch ein toller Fick das Ende dieser Session. Bei Peitschenhieben im Strafvollzug geht es um Vernichtungswillen und unbegrenzten Schmerz, bei Peitschenhieben als SM-Praxis um sehr sehr wohl dosierten Schmerz als Lustgewinn. So verständlich?

Ja, das verstehe ich. Ich verstehe trotzdem nicht, wieso so etwas Lustgewinn bringt, lerne aber gerne hinzu. Worin liegt der Reiz gegenüber konventionellem Sex?

Entweder, frau hat bestimmte sexuelle Neigungen oder frau hat sie nicht. Dabei gibt es im Lauf des Lebens allerdings immer noch Neues, und ich praktiziere solcherlei Dinge erst seit wenigen Jahren. Habe für mich auch den Anspruch, meine sexuellen Praktiken und Bedürfnisse ein Leben lang zu erweitern und betrachte das Leben als ein ständiges Experiment. Anders könnte ich nicht sein.