John Dean (Gast) - 13. Jan, 10:18

re:re

"Dein eigener Arschlochfaktor ist in diesem Kontext übrigens sehr hoch"

Kann man/frau so sehen. Ich fand aber Genovas Beschreibung "neurotisches Verhältnis" dafür passender. Und, das lässt sich aber eher im Emailaustausch klären, die tatsächlichen Beweggründe lagen da noch mal ein wenig anders.

"Nanana, ich würde hier nicht von Arschlöchern sprechen"

Nach meiner Erfahrung trifft "Arschloch" in ein bis zwei von zehn menschlichen Problemfällen genau ins Schwarze. Sprachlich eleganter wäre wohl "Diskursmackertum".

"Cisgender ist als Gegenpart zu Transgender schlicht eine notwendige Kategorie."

Das sehe ich komplett anders. Mir geht die Transgenderproblematik, sorry, so ziemlich gründlich am Allerwertesten vorbei. Da gibt es nämlich so etwa 1000 Dinge, die im politischen Alltag wichtiger sind, pardon. Für die normale politische Diskussion ist "cisgender" nur eine Form der sprachlichen Kraftprotzerei, mit der dann die pseudofortschrittliche Gesinnung untermalt wird - oder es steht mitunter genau für das, was du oben beschrieben hast, wenn sich plötzlich irgendwelche akademischen Bürgerkinder repressive Verhaltensregeln (bzw. Moralvorstellungen) für ihr politisches Umfeld oder gar den Rest der Welt ausdenken.

Ich finde den Begriff "cisgender" nicht falsch - aber ich halte es für falsch, darum großes Bohei in der politischen Diskussion zu machen.

"PoC ist im Übrigen ein Ausdruck, den AfroamerikanerInnen, Puertoricans und Latinos/nas sowie afro/jamaica/india-Britains sich selber gewählt haben und Afrodeutsche dann übernahmen, was ist falsch daran?"

Falsch daran ist, mal unabhängig von Problemen dieser Begrifflichkeit an sich, zu behaupten, dass "die" Afrodeutschen diesen Begriff "übernommen" hätten. Sorry, der Großteil von schwarzen Menschen hierzulande reagiert entweder erstaunt oder verärgert (!), wenn man sie als "PoC" bezeichnet. Die Leute die ich kenne, die heißen beispielsweise "William" oder "Esther" und finden es grundsätzlich kacke, mit einem Begriff gekennzeichnet zu werden, der sie auf ihre Hautfarbe reduziert. Die allermeisten "Afrodeutsche" (auch so ein merkwürdiger Begriff) kennen PoC nicht - oder wollen es nicht kennen.

Insofern ist die Behauptung von "Selbstbeschreibung" maßlos übertrieben, und "politisches Sektierertum" trifft es - trotz aller guten Absichten - imho weit besser, jedenfalls hierzulande. Nunja, und diese singende autoritäre Tante, die zusammen mit ihrem Dutzend Unterstützern für sich auch noch die komplette Geschichtsschreibung beansprucht (und nicht, was ich richtiger finde, die Berücksichtigung von Betroffenenerfahrungen und "Nichtweißen"-Erfahrungen), ist nochmal ein unerfreuliches Thema für sich. Aber sie ist ganz pfiffig, und wenn mensch mal von ihrem Politmackertum und ihrer hohen Frequenz von absoluten Kacksprüchen absieht, schreibt sie auch eine ganze Reihe lesenswerte Dinge. Nur: Auch die dürfen kritisch gesehen werden.

Mit Dogmatikern habe ich ganz grundsätzlich meine Probleme.

netbitch - 13. Jan, 14:39

Ich halte Dich gar nicht für ein Arschloch, der Begriff "neurotisches Verhältnis" trifft es sogar SEHR gut, aber Du hast das Wort Arschloch ins Spiel gebracht, also kriegst Du es zurückgespiegelt.


@Mir geht die Transgenderproblematik, sorry, so ziemlich gründlich am Allerwertesten vorbei. Da gibt es nämlich so etwa 1000 Dinge, die im politischen Alltag wichtiger sind, pardon. Das stellt sich für Feministinnen sowie Lesben und Schwule fundamental anders, und in der Hinsicht bist Du ein Ignorant. Da ist auch alle Kritik von Momorulez an Dir sehr berechtigt, wenn ich sie auch niemals in der krawalligen Form vortragen würde wie er und dessen eigene Schrullen schon extrem finde.


@Selbstbeschreibung: Welche Hautfarbe hat denn Noah Sow? Ob es nun alle, viele oder wenige Schwarze sind, die sich mit diesem Begriff selbst beschreiben hat für die Tatsache, dass es eine Selbstbeschreibung ist erstmal wenig zu bedeuten. Die Person Noah Sow als Person kann ich nicht einschätzen, meine aber, dass Che mal sehr positiv über die sprach.
John Dean (Gast) - 13. Jan, 15:30

Nunja, mit der Ignoranz ist das ja so eine Sache. Mensch entkommt ihr nicht, jedenfalls nie vollständig. Ich komme mit Schwulen, Lesben ausgezeichnet klar, aber warum einige genderpolitisch interessierte darunter das Thema "Transgender" für so wichtig (für sich) halten, das weiß ich einfach nicht. Für mich ist das einfach nur eine, meinetwegen auch reizvolle, Extremthematik - deren Relevanz z.B. ganz weit z.B. hinter "Einsamkeit" und einer Reihe viel wichtigerer Problemlagen zurück steht. Es mag auch so sein, dass es zwischen "Cisgender" (was immer das genau bedeuten mag...) und "transgender" ein weites Feld steht, anders gesagt, normfernere Geschlechterrollen sind weitaus häufiger verbreitet (in meinen Augen: sogar "normal") als es den ersten Anschein hat. Aber das lässt sich imho viel besser diskutieren, wenn man nicht einfach Leute pauschal und unsinnig vereinheitlichend mit "cisgender" etiketiert oder sogar (wie das in bestimmten radikalen Kreisen chic ist) als quasi minderwertig umdeutet. Und wirklich, genau das gibt es, gerade seitens derjenigen sogar häufig, die auf das Wort "cisgender" großen Wert legen.

Insofern habe ich tatsächlich mit der Verwendung dieses Wortes ein kleines Problem. Ich persönlich bin typischem Mackergehabe (meistens) reichlich abgeneigt, und umgekehrt, interessieren mich Frauen erst ab den Moment, wo ich bei ihnen mehr sehe als die Vervollkommnung irgendwelcher normiertren Weibchenschemata.

Ob das am Ende aber "fortschrittlich" ist, oder nicht auch wiederum Kehrseiten hat, ist dann wieder eine ganz große Frage - und übrigens eine Fragestellung, die hinter dem vereinheitlichendem Wort "cisgender" schlicht verschwindet.

Wie auch immer - wer meint, er könne durch häufige Nutzung von "cisgender" oder gar "cisgender-Privileg" irgendwelche tollen Erkenntnisse zutage befördern, mag das ja gerne weiter glauben.

Meine Sprache ist das nicht. Und die in diesen Kreisen gerne genutzte Umdeutung von punktueller Nichtbenachteiligung in "Privileg" halte ich ich, so alles in allem, sogar für eine ausgesprochene Dummheit. Das führt dann z.B., das hat sich ja gezeigt, dass beispielsweise echt arme Schweine von "fortschrittlichen" Homo-Aktivisten als "privilegiert" etikettiert werden, während die sich, von Kind auf aufs Beste gepampert bis in die eigene privilegierte Position hinein, als Gralshüter und Idealverwirklichung emanzipativer Vorstellungen ausgeben und zugleich auch noch als übelst diskriminiert.

Ähem. Sorry, da sperrt sich etwas bei mir. Und zwar so richtig gründlich, wenn da irgenwelche privilegierten Akademiker dann auch noch auf Diskursmacker machen, während sie einen Haufen anderer wichtiger Fragen an den Rand drücken - und übrigens auch diejenigen, die tatsächlich am Rand stehen.

Solidarität, um einmal ein wichtiges positives Wort anzuführen, erfahre ich als Flaschensammler interessanter Weise eher von Punks, von Unterschichtlern, von gewöhnlichen "Normalos" und unterer Mittelschicht. Leichtes Übergewicht von Frauen. Im Alltag ist es so: Leute mit akademischen oder Szene-Habitus, und zugleich "links" und gerne im Karoviertel unterwegs, die pissen auf mich.

Ist wirklich so. Und auch daraus resultiert für mich dann eine bestimmte Perspektive.

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