9
Jul
2017

Sind die Autonomen wirklich noch autonom und wenn ja, warum nicht?

Die Auseinandersetzungen um den Weltwirtschaftsgipfel in Hamburg haben Eines im Wortsinn schlagend gezeigt: Linksradikaler Widerstand eskaliert einerseits in eine Richtung, die von den vorbereitenden Gruppen weder gewollt ist noch beeinflusst werden kann, und andererseits nützt das genau den Kräften, die nach starkem Staat und Polizeigewalt schreien. Mir kommt das vor wie eine Inszenierung, bei der die vermeintlichen Akteure nichts weiter waren als Schachfiguren. vgl. hier

http://www.huffingtonpost.de/flo-smith/die-presse-ist-hier-nicht-sicher_b_17434624.html?ir=Germany

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https://netbitch1.twoday.net/stories/1022625856/modTrackback

80er-Militanter (Gast) - 10. Jul, 22:43

Toens

Danke für den "First Dr.Noske" nebenan.
Ich schau da ja nur noch selten rein da dürfen sich solche Leute und willys zu sehr in den Kommentarspalten austoben. kann ich auch gleich die in der Welt oder der FAZ lesen.

Zu Hamburg. Deutsche Kopflinke sollten sich mal damit abfinden das es halt anders aussieht wenn tausende Militante aus Italien, Spanien und Frankreich anreisen, Ländern mit einer langen Tradition proletarischer Militanz. Die ist nicht immer kompatibel mit den deutschen bürgerlichen Seminarlinken, die Konzerne wie Budnikovski nicht angreifenswert finden weil die auch Mate-Bionade verkaufen oder schon mal einen Appell für den Trikont unterschrieben haben.

willy56 (Gast) - 11. Jul, 13:34

"Proletarische Militanz", ich lach mich scheckig! Leute die bei Mutti wohnen und von der Stütze leben.

https://www.tag24.de/nachrichten/gewalt-verfassungsschutz-studie-92-prozent-berlin-linksradikalen-wohnen-bei-mutti-42335
netbitch - 11. Jul, 23:30

Willy, das ist Komplexitätsreduktion mit der Stichsäge!

Die Tatsache, dass es diese peinlichen Leutchens gibt sagt nicht so viel über den Riot in seiner Gesamtheit aus. Fakt ist, dass die Plünderer des Budnikowski-Markts bei der Aktion griechisch und italienisch sprachen. Und es gibt eine harte Fraktion italienischer Autonomer, die seit Genua europaweit, wenn nicht weiter, von Großdemo zu Großdemo zieht um, wahlweise betrachtet, für die erfahrene brutale Polizeigewalt von Genua Rache zu nehmen oder eine neue antiimperialistische Front aufzubauen, wie realistisch oder illusionär-verpeilt das auch immer bewertet werden mag.

Und in Griechenland bezeichnet sich ein ganzes soziales Milieu als "Generation 400 Euro", weil die Leute davon ausgehen, in ihrem Leben nie wieder mehr als monatlich diese Geldsumme zu verdienen, da sie sozial abgehängt sind - trotz Hochschulreife oder gar Hochschulabschluss stehen ihnen keine anderen Jobs offen als prekäre oft saisonale Arbeit in Gast- oder Landwirtschaft. Aus diesem Milieu heraus wurden die harten Haudruff-Aktionen spätestens seit der Griechenland-Krise 2008 unternommen, die in Griechenland aufgrund der Kämpfe gegen ein faschistisches Regime (Obristen-Diktatur) und die bis heute in einer entsprechenden Tradition verwurzelten Repressionsinstanzen in einer hierzulande unbekannten Tradition stehen. Das waren auch die Leute, die vor noch nicht langer Zeit z.B. in Athen Banken stürmten und Tresore wegschleppten. Sowohl von den Aktionsformen her als auch bezüglich der sozialen Lage ist das sehr vergleichbar mit Hungerrevolten im europäischen Vormärz als auch mit den Brotpreisaufständen ("IMF-Riots") in Schwellenländern in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
che2001 - 12. Jul, 00:18

Bravo, Lady Shalimar!

Du hast in jeder Beziehung völlig Recht. Und zugleich bestätigt das die Analyse der Materialien für einen Neuen Antiimperialismus wie auch das, was ich 2008 zur Griechenlandkrise und den zu erwartenden Folgen schrieb. Auch damals meinte ja auch ein Spektrum, das von Dr. Dean über Momorulez bis zum Antibürokratieteam reichte, diese Riots hätten keinen Modellcharakter für künftige Auseinandersetzungen, während ich genau das postulierte: https://che2001.blogger.de/stories/1285111/
Überzeugungslinker - 14. Aug, 13:20

Deswegen muß man aber trotzdem nicht irgendwelche mühsam zusammengesparten Gebrauchtwagen abfackeln
Überzeugungslinker - 14. Aug, 13:18

Ich gebe dir völlig recht, wobei die welcome to hell demo gezielt angegriffen wurde und selbst linksliberale Kommentatorinnen die Frage nach einer Gesellschaft ohne Polizei stellen. Hast du den Artikel in der Frankfurter Rundschau gelesen?

Überzeugungslinker - 14. Aug, 13:22

Ich war zwar nicht vor Ort, aber ich fand die Auseinandersetzungen in den 80er Jahren wesentlich härter.

netbitch - 16. Aug, 23:06

Das waren Sie. Allein schon die damaligen Schwarzen Blöcke - uniform behelmt und mit Knüppeln ausgerüstet, hinter den Knüppeln Leute mit Stangen, regelrechte Schlachtordnungen, es gab Situationen, in denen Einsatzleiter der Bullen Rückzugsbefehle gaben, und andererseits Hubschrauberangriffe mit Abwurf von Tränengasbomben und Toten. Weiß niemand mehr.
Überzeugungslinker - 21. Aug, 08:28

Du hast völlig recht, liebe netbitch, ich nehme an, du spielst auf Wackersdorf an , wo es tatsächlich Auseinandersetzungen gab, bei denen es für beide Seiten ums Überleben ging. Die Diskussion um Hamburg zeigt, dass die Autonomen in einer viel defensiveren position als in den 80ern sind

netbitch - 31. Aug, 17:19

Wackersdorf und Brokdorf 1986, Kreuzberger 1. Mai 1989, IWF-Gipfel 1988.
Überzeugungslinker - 21. Aug, 08:35

Vorallem war der gesellschaftliche Rückhalt für die Autonomen deutlich größer, beim Bundesparteitag der Grünen in Hannover gab es standing ovations, als Nachrichten aus Wackersdorf verlesen wurden.

che2001 - 1. Sep, 17:21

Und wir Autonomen hatten noch ein politisches Selbstverständnis, das an das Verhältnis IRA/Sinn Fein bzw. ETA/Erribatasuna Fedayin/Al Fatah angelehnt war: Wir der militante Flügel, die Grünen der legale, beides eine Bewegung. DAS waren Zeiten.....


In der Tat heute alles Geschichte. Niemand käme mehr auf die Idee so zu denken.
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