Über den Flurfunk bekam ich mal wieder mit, was über mich so geflüstert wird - nein, nicht eigentlich geflüstert, sondern in meiner Abwesenheit getratscht. "Die S., die geht doch in Swingerclubs, praktiziert SM, und dabei ist sie eine Führungskraft und sollte Vorbild sein!" "Die ist doch wirklich schön, DAS hätte sie nicht nötig!" "Wieso ist die überhaupt mit einer verkrachten Existenz liiert, die könnte doch einen Chef haben!" "So mit an die 40 müsste die doch mal unter der Haube sein, irgendwas stimmt da nicht." "Na ja, das liegt wohl daran, dass sie auf perverse Sachen abfährt, so eine Frau nimmt niemand richtig ernst."
Abgesehen davon, dass ich noch nie einen Swingerclub von innen gesehen habe und nicht einmal weiß, ob und wo es in Kassel einen gibt und auch nur auf Haue für ihn&und mich als erweitertes Vorspiel, nicht aber auf SM in der ganzen damit zusammenhängenden Komplexität, die die Spießer sich nicht mal vorstellen können, aber nicht mein Ding ist stehe sehe ich meine Vorbildfunktion ja mal mehr darin, Menschen zu unspießigen Dingen und Erweiterungen des Erlebnishorizontes zu stimulieren, nicht als Normalisierungsinstanz. Mein Liebster ist ein wahrer Lebenskünstler, unser Flurprogrammierersekretärinnenlebenderanrufbeantworterbereich lebt scharweinlich gar nicht wirklich, sondern ist eher so eine Art Kafkauniversum. Und Chefchen nimmt mich sehr ernst, weil ich die bin, die ich bin, und die Lästerer sind z.T. meine Untergebenen. Die Haube, unter der ich nicht bin, ist die preußische Pickelhaube. Sollen sie Pickel kriegen, während ich mein Programm durchziehe. Niemand von denen dürfte so viel Spaß am Leben haben wie ich selber. Warum sollte ich das Lästerpack, das ich gut behandle, eigentlich weiter schonen? (Ein paar von denen lesen das)
netbitch - 20. Jun, 23:28