24
Jun
2011

Feminismus, Hedonismus, BDSM und der ganze Rest

In den letzten Wochen fühlte ich mich mehrfach herausgefordert. Meine Beiträge zu sexuellen Erfahrungen und Sexperimenten kommentieren meistens, außer dem Kreis der "Getreuen" wie Nörgler, Che, Momorulez und Co die Stammleser wie Textexter, Steppenhund und Mainbube, wenn ich etwas zu Klassenfragen oder linken Inhalten schrub waren bissige Liberale allzeit bereit und beim Thema Vergewaltigung so in etwa die Runde, die auch bei Hartmut kommentiert, und ach ja, Derselbige woanders auch. Aber das insgesamt in einen Zusammenhang zu bringen bekommt wohl kaum jemand der Kommentierenden hin. Die linksintellektuelle sexperimentierfreudige Feministin findet außerhalb ihrer selbst nicht statt. Kein Zufall!

Trackback URL:
https://netbitch1.twoday.net/stories/29757240/modTrackback

lunachod (Gast) - 25. Jun, 07:13

...vielleicht, weil Du das einzige lebende Exemplar der Gattung "linksintellektuelle sexperimentierfreudige Feministin" bist?

...oder weil "linksintellektuelle sexperimentierfreudige Feministinnen" ungesellig sind.

Mit freundlichen Grüßen

Lady Gaga


p.s.: Bei Hartmut diskutieren die Leute nicht Vergewaltigung, sondern menschliche Abgründe, die bei Kriminalfällen zu Tage treten. Liebstes Interesse finden dort falsche Juden, falsche Auschwitzüberlebende, falsche Kindersoldaten, und eben auch alle anderen Sorten falsche Opfer. Der Hartmut gerät deshalb andauernd mit momo aneinander, weil weiße männliche Heten wie Hartmut nicht Opfersichten definieren dürfen, Hartmut das aber momos Meinung nach ständig tut.

moonlight shadow (Gast) - 25. Jun, 09:05

(eine Einführung in den sexpositiven Feminismus)

Ach, Lady Gaga! Du hast von Tuten & Blasen keine Ahnung! Komm, ich erklär Dir es! Feminismus ist nichts anderes als eine spezielle Sorte BDSM. Jawohl! Geht es da doch nur darum, Männer lustvoll zu quälen. So wollte das bisher niemand sehen. Darauf wollte netbitch1 hinaus.
Mondfahrzeug (Gast) - 25. Jun, 09:56

Ach, so meinst Du das! Feministen haben gar nichts gegen Männer. ...wirklich überhaupt nichts...!...?...
netbitch - 25. Jun, 12:39

Goergi, abgesehen davon, dass es "Feministen" ebensowenig gibt wie Riesenpygmäen oder mastlose Vollschiffe lösche ich Deine Multinicks nur deswegen nicht, weil sie mein Eingangsposting bestätigen. Was nichts Anderes als eine Aussage darüber ist, wie panne ein Großteil der Männerwelt ist.
georgi (Gast) - 25. Jun, 16:04

Sind momo und che keine Feministen sondern Feministinnen?
Woher weißt Du denn, daß ich ein Mann bzw. weiße heterosexuelle Hete bin? Ich könnte doch auch schwul, lesbisch, Afrikaner, osteuropäische Prostituierte sein.
netbitch - 25. Jun, 17:04

Momorulez und Che sind keine Feministen, weil es nicht möglich ist, Feminist zu sein. Wer Feministin ist muss in einem weiblichen Körper leben.
georgi (Gast) - 25. Jun, 17:17

Na, Du bestimmst den Begriff auf interessante Weise. Ich dachte immer, Feminismus sei eine politische Strömung, die die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft ermöglichen möchte.

Was ist denn Feminismus? Lifestyle, eine Kultgemeinschaft (wie die Freimaurer, die Frauen ausschließen) oder noch was anderes.
netbitch - 25. Jun, 18:24

Georgi, damit hast Du schon im Grundzug Recht, wobei die feministische Strömung zu der ich mich rechne allerdings auf Überwindung des Kapitalismus abzielt, nur: Wie andere soziale Bewegungen auch ist Feminismus eine Bewegung in erster Person, eine "Wir-Selbst-Bewegung". Männer, die sich für Frauenrechte oder Genderfragen engagieren heißen Antipats, Antisexisten oder Bewegte Männer. So, wie die weißen UnterstzützerInnen von Flüchtlingen oder allgemein People of Colour Antiras Bzw. AntirassistInnen genannt werden. Und über die Verwendung dieser Begrifflichkeiten herrscht in der westdeutschen Linken breiter Konsens.
georgi (Gast) - 25. Jun, 23:23

Diejenigen, die auf die Überwindung des Kapitalismus abzielen, heißen Sozialisten, Marxisten, Kommunisten und pflegen die anderen Bewegungen als ihre Feinde anzusehen (war zumindenstens in der DDR so). Alle Erscheinungen wie Rassismus und wirtschaftliche Schlechterstellung der Frau hatten ihrer Meinung nach ausschließlich ökonomische Gründe.

Die subjektivistischen Strömungen wie Antipat etc. sind nicht einmal dazu geeignet, Politik im Rahmen der kapitalistischen Demokratie zu gestalten. Denn ein einfaches Bekenntnis gegen Rassismus und Frauenbenachteiligung reicht ja schließlich nicht aus, um an diesen unglückseligen Zuständen etwas zu ändern. Da muß man schon in Verbänden und Parteien gesellschaftliche Analysen und Lösungen vorlegen, die aber die kapitalistische Wirtschaftsordnung nicht infrage stellen dürfen. Das nennen die Sozialisten Opportunismus.

Abgesehen davon, beruht Pat auf einer falschen Analyse. Genau so wie die persönliche Herrschaft durch Fürsten und Grafen durch die sachliche Herrschaft ökonomischer Sachzwänge abgelöst wurde, hat sich auch die persönliche Herrschaft von Gatten und Vätern (= Patriarchat) abgeschwächt und wurde durch ökonomische Sachzwänge ersetzt, die eine wirtschaftliche Ungleichheit von Frauen bewirken.

Der gute Herr Dr. Albrecht versucht ja schon die ganze Zeit, das feministische Netzvolk (Isi, Piratenweib) von seiner Sicht zu überzeugen. Ich glaube, man sollte ihm zuhören.
che2001 - 25. Jun, 23:30

georgi, das, was Du alles von linken Debatten und Positionen der letzten 50 Jahre nicht mitgekriegt hast geht auf keine Kuhhaut.

Basis von allem, was in der autonomen Linken nach 1980 so diskutiert wurde ist schwerpunktmäßig das hier:


http://deu.anarchopedia.org/Triple_Oppression
georgi (Gast) - 26. Jun, 12:34

Ebenda:
Von kritisch-marxistischer Seite wird am Triple-Oppression-Ansatz kritisiert, dass dieser den Kapitalismus eher als bloßes Unterdrückungsverhältnis zwischen Bourgeoisie und Proletariat und nicht als Gesellschaftsformation oder Produktionsweise analysiert, in welcher Patriarchat, Rassismus, etc. unlösbar eingebundende beziehungsweise konstitutive Bestandteile seien und dass der Ansatz die Verbindungen zwischen den spezifischen Formen von Unterdrückung und Ausbeutung eher verschleiere.
So sehe ich das halt auch (und oben erwähnter Richard Albrecht und Frau Prof. Wirth auch).
che2001 - 26. Jun, 14:46

Zum politischen Hintergrund mehrerer hier Debattierender ist das hier vielleicht ganz hilfreich:


http://che2001.blogger.de/stories/382362/



Wobei wir Autonomen die orthodoxen Kommunisten, von Detlef Hartmann "Kasernenhofkommunisten" genannt von uns aus gesehen rechts einordneten. Nicht nur, weil unsere eigene position eine linksextreme war, sondern auch aufgrund der tatsache, dass ihr Autoritarismus und ihr spießig-engstirniger Horizont sich ja tatsächlich in nichts vom konservativsten Teil des Kleinbürgertums unterschied.
XraY (Gast) - 25. Jun, 17:09

Die linksintellektuelle

sexperimentierfreudige Feministin mag irgendwo in der Welt stattfinden, also Gott sei es gedankt "außerhalb unserer selbst".
Bei dir allerdings ist vermutlich zumindest die Intellektualität auch etwas, was ausserhalb deiner selbst stattfindet. Deine (einzige) Sorge nicht als etwas wahrgenommen zu werden, das du gern sein würdest, ist demnach durchaus begründet. Die Welt dreht sich auch ohne selbsternannte "linksintellektuelle sexperimentierfreudige Feministinnen".
Du schrubst wieder nur herrlichen Schwachsinn.

che2001 - 26. Jun, 00:32

Na ja, Deine intellektuelle Gesamtsubstanz würde ich ja eher unter der Rubrik "dämlicher Dumpfmacker" oder "Vertreter des Phrasendenkens" abspeichern. Momorulez´s Ansicht, subjektive Sichtweisen von Frauen, die nicht dem Mainstream entsprechen würden eh von den meisten Männern nicht ernstgenommen hielt ich bis dato ja für übertrieben, aber Du lieferst da gerade einen schlagenden Beweis.
XraY (Gast) - 26. Jun, 01:45

Nunja,

wenn das deine intellektuelle Gesamtsubstanz widerspiegeln sollte, bester Che, dann ist es damit auch nicht weit her.
che2001 - 26. Jun, 11:14

Nö, hat nur für eine Doktortitel magna cum laude in zwei verschiedenen Fachbereichen gereicht, ich Dummbaz, ich.
XraY (Gast) - 26. Jun, 11:30

Dummbaze

mit Doktortitel gibt es ja zuhauf. Da musst du dich jetzt nicht unbedingt für schämen. Aber immerhin scheint ja die Erkenntnis zu reifen.
netbitch - 26. Jun, 16:10

@Georgi

Abgesehen davon, beruht Pat auf einer falschen Analyse. Genau so wie die persönliche Herrschaft durch Fürsten und Grafen durch die sachliche Herrschaft ökonomischer Sachzwänge abgelöst wurde, hat sich auch die persönliche Herrschaft von Gatten und Vätern (= Patriarchat) abgeschwächt und wurde durch ökonomische Sachzwänge ersetzt, die eine wirtschaftliche Ungleichheit von Frauen bewirken.

-> Genau umgekehrt wird ein Schuh draus. Die feministische Sichtweise, die ich vertrete, setzt, mann wirds kaum vermuten, sehr stark bei Friedrich Engels "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats an" und interpretiert diesen in dem Sinne, dass das Patriarchat der allen anderen zugrundeliegende Kernwiderspruch der Gesellschaft ist: Vor Kapitalismus, vor Feudalgesellschaft, vor Sklavenhaltung kam zunächst die Verfügung des Mannes über den weiblichen Körper. Und ohne Frauenbefreiung, die nur wir Frauen selbst machen können, wird es auch keine soziale Revolution geben. Das Patriarchat hat ja auch in männerdominierten "sozialistischen" Gesellschaften fortgewirkt, ein Symptom für die Unvollständigkeit und Mangelhaftigkeit bisheriger sozialer Revolutionen. Selbst das positivistische Denken moderner Rationalität ist nichts als der verabsoutierte männliche Blick, dem andere Perspektiven entgegenzusetzen sind.
georgi (Gast) - 26. Jun, 18:05

Liebes netbitch!

Ich glaube, Du interpretierst zuviel in Friedrich Engels' Schrift hinein. Ja, der Übergang zum Patriarchat ging in der Frühgeschichte der Menschheit vonstatten, lange bevor der Kapitalismus sich entwickelt hat. Inhaltlich geht es in der Schrift darum, den Übergang zum Patriarchat mit der Entstehung der Klassengesellschaft, dem Staat und dem Privateigentum an Produktionsmitteln in einen Zusammenhang zu stellen. Er sagt aber auch, daß im Proletariat, d.h. der revolutionären Klasse in der sozialen Revolution, sich das Patriarchat überlebt hat, einfach, weil die Frauen auf eigenen wirtschaftlichen Füßen stehen, und die wirtschaftliche Basis des Patriarchat damit abhanden gekommen ist.

Zitat aus besagter Schrift:
[...] die Hausarbeit der Frau verschwand jetzt neben der Erwerbsarbeit des Mannes; diese war alles, jene eine unbedeutende Beigabe. Hier zeigt sich schon, daß die Befreiung der Frau, ihre Gleichstellung mit dem Manne, eine Unmöglichkeit ist und bleibt, solange die Frau von der gesellschaftlichen produktiven Arbeit ausgeschlossen und auf die häusliche Privatarbeit beschränkt bleibt. Die Befreiung der Frau wird erst möglich, sobald diese auf großem, gesellschaftlichem Maßstab an der Produktion sich beteiligen kann und die häusliche Arbeit sie nur noch in unbedeutendem Maß in Anspruch nimmt. Und dies ist erst möglich geworden durch die moderne große Industrie, die nicht nur Frauenarbeit auf großer Stufenleiter zuläßt, sondern förmlich nach ihr verlangt, und die auch die private Hausarbeit mehr und mehr in eine öffentliche Industrie aufzulösen strebt.
Mit anderen Worten: Gegen das Patriarchat muß man gar nicht mehr kämpfen. Das löst sich von selbst auf, sobald die Frauen arbeiten und ihre Kinder in Kinderkrippen unterbringen.

Friedrich Engels sieht sich als Dialektiker und Materialist. Er verteidigt die moderne Rationalität. Männliche und weibliche oder sonstwie durch subjektive Merkmale bestimmte Wahrheiten erkennt der Marxismus gar nicht an.
netbitch - 26. Jun, 18:46

Ach, danke, georgi, dass Du mir im schönsten Jargon der Eigentlichkeit erklärst, wie ich meinen Engels zu lesen habe. Abgesehen mal davon, dass das Volumen feministischer, strukturalistischer, poststrukturalistischer, anthropologischer und linksradikaler Literatur, die zu Fragestellungen wie der aktuellen Struktur des Patriarchats, Verknüpfung subjektiver Perspektiven und der Klassenfrage, Queer Theory und Revolution so geschrieben wurde ganze Bibliotheken füllt, dir aber mit Sicherheit gänzlich unbekannt ist, sonst würdest Du nicht so einen platten SDAJ-Vulgärmarxismus daher brabbeln.
momorulez (Gast) - 26. Jun, 18:58

Das Georgi hat gerade geschafft, das "Putzfrauenprivileg" Besserverdienender aus Engels heraus zu verteidigen, obgleich es doch in der ihm üblichen DDR-Nostalgie eigentlich "Frauen in die Produktion rufen" wollte. Das Lustige an das Georgi ist ja, dass es sich ach so marxistisch-objektiv gibt, aber ständig wie die Bissigen Liberalen ohne Gnade argumentiert. Objektiv-Historisch ist das Georgi zumindest nicht notwendig, sondern irgendein sich selbst karrikierender Ideologiefetzen.

Was ich aber tatsächlich auffällig finde, ist, dass mir, der ich ja irgendwie immer mal erwähnt werde, noch so was wie Argumentation von den ganzen versammelten Liberalen hier zugestanden wird, während auf Dich, Netbitch, mit unverhohlener Aggression und Abwertung los gegangen wird. Das sind wirklich Symptome eine derart tief sitzenden Frauenverachtung in dieser Gesellschaft, die überall da, wo Frauen sich politisch äußern, zum Ausdruck kommen, da wird mir nur noch ganz schummerig. Was geht in diesen ganzen Soziopathen eigentlich vor? Woher kommt das?
XRay (Gast) - 26. Jun, 19:46

Was willst du machen momorulez?
"Abgesehen mal davon, dass das Volumen feministischer, strukturalistischer, poststrukturalistischer, anthropologischer und linksradikaler Literatur, die zu Fragestellungen wie der aktuellen Struktur des Patriarchats, Verknüpfung subjektiver Perspektiven und der Klassenfrage, Queer Theory und Revolution so geschrieben wurde ganze Bibliotheken füllt, dir aber mit Sicherheit gänzlich unbekannt ist..."
ist halt mal auch nur brabbeln.
Aber klar braucht es da dann einen Patriarchen wie dich, der das gesund bettet und anderes für krank erklärt, ganz bestimmt braucht es das, oder?
che2001 - 26. Jun, 19:56

Ich habe gerade vor Minuten ein Telefonat mit einer alten Freundin geführt, die darüber klagte, dass keine einzige ihrer Leistungen von Männern anerkannt würde, und die hat weißgott viel auf der Pfanne. Was hier abgeht steht ja spiegelbildlich zu dem, was im real life passiert. Ich bilde mir ein, dass das in den 1990ern mal alles viel entspannter war. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man im Geschlechterdemokratie-Diskurs der Heinrich-Böll-Stiftung unterwegs oder in eine expandierenden Handelsunternehmen, dennoch: Der Tonfall wird schärfer und die Privilegienverteidiger hysterischer.
XraY (Gast) - 26. Jun, 20:30

solche Logik mag dem Herrn Che gerecht werden, aber nicht der Realtität. Dass nämlich jemand irgend etwas auf der Pfanne hat, bedeutet nicht, dass ein Unternehmen den Inhalt der Pfanne auch ver- oder bewerten kann. Arbeitnehmer, auch männliche, haben durchaus häufig das Problem, dass sie sich schlecht bewertet und zu wenig anerkannt fühlen. Selbst bei frauengeführten Positionen in rein weiblich besetzten Bereichen ist zu verzeichnen, dass eine auch gegenseitige Wertschätzung der individuelllen Leistung als unzureichend gesehen wird. Das Ego will häufig mehr. Von daher ist eine gewisse Frustrationstoleranz sicherlich notwendig, auch bei Frauen. Sicher ist das, wo du in deinen Sessel furzt, ganz anders.
georgi (Gast) - 26. Jun, 21:51

Es war nicht meine Absicht, irgendjemanden hier zu beleidigen, abzuwerten oder aggressiv anzugehen, auch netbitch nicht. Ich halte netbitch auch nicht für dümmer als momo. Derjenige, der hier am härtesten angegangen wird, ist doch hier wohl das Georgi. Dabei wurde das Georgi nie persönlich und ausfallend. Mir ist schleierhaft, warum man Leute damit verärgern kann, indem man feststellt, daß Friedrich Engels das Patriarchat als eine ökonomische Kategorie bestimmt.

Objektiv-historisch notwendig ist das Georgi deswegen nicht, weil es noch nicht so gnadenlos argumentieren kann, wie es die Jesuiten Pater Ignacio Loyolas konnten. Diese Geister der Gegenreformation wurden ja herangezogen, damit sie den Genien der Aufklärung etwas entgegensetzen konnten. Noch gelingt es dem Georgi aber nicht, seinen Gegnern ihre falschen Illusionen zu nehmen, und sie zu lehren, ihre Argumente zu schärfen, daß sie Disputen standhalten, ohne persönlich oder ausfallend werden zu müssen. (Ha, jetzt darf momo mich als Geist der Gegenreformation schelten!)

p.s.: Wenn ihr mal die Blogroll meines kleinen bescheidenen Blögken studieren würdet, dann würdet ihr sehen, daß der Frauenanteil 36% beträgt. Der lag zwar schon mal bei 44%. Aber auch 36% liegen weit über dem Durchschnitt. Es ist also zwar nicht so, daß ich Frauen ganz genau dieselbe Aufmerksamkeit zuteil kommen lasse wie Männern, aber ich schließe sie auch nicht von vornhinein aus. Die Minderheit der Moslems ist sogar deutlich überrepräsentiert in der Blogroll, und das, obwohl ich ja atheistisch eingestellt bin. Deren Blogs verfolge ich, weil mich deren subjektive Perspektive interessiert, also im Prinzip gerade deshalb, weil ich kein Moslem bin. Für ganz besonders verdienstvoll halte ich den o.g. Vortrag von Frau Prof. Wirth, also einer Frau. Und wenn ich mich unter Euch umschaue (bersarin, che, genova, hf99, loellie, momo, netbitch, nörgler, t.albert, ziggev), dann schätze ich den Frauenanteil auf etwa 10%. Das ist eine Schätzung, weil ich nicht weiß, wer von Euch weiblich, männlich oder sächlich ist. Es gibt unter ihnen zwar Homosexuelle, und solche, die es ein bißchen doller treiben. Im Prinzip dürften Eure Perspektiven aber sehr homogen ausgerichtet sein. Hartmut, genova, nörgler und gar das Georgi sind da nur Ausreißer. Um Gottes Willen! Ich möchte jetzt nicht gesagt haben, daß ihr die Perspektive von Frauen geringschätzt!
che2001 - 26. Jun, 21:53

das, Herr XY gänzlich verstrahlt, wirst Du kaum beurteilen können. Und als selbstständiger Unternehmer mit vollem Risiko und 50-60-Stunden-Arbeitswoche führe ich ein Berufsleben auf der Überhholspur.
XraY (Gast) - 26. Jun, 22:04

Na toll Herr Che, was hindert sie denn daran die von Ihnen so hoch geschätzte Freundin mit so viel auf der Pfanne zu beschäftigen und ihr die Wertschätzung zukommen zu lassen, die sie (derzeit) für gerechtfertigt halten?
che2001 - 26. Jun, 23:17

Die Tatsache, dass wir in völlig verschiedenen Branchen tätig sind, ich ihr Gehalt nicht bezahlen könnte und wir Hunderte Kilometer auseinander wohnen.

Eine Consulting beschäftigt ja auch keine Chemiker, eine Bank schenkt kein Bier aus und eine Werbeagentur repariert keine Autos.

@"Das Ego will häufig mehr. Von daher ist eine gewisse Frustrationstoleranz sicherlich notwendig, auch bei Frauen." ---- ist übrigens mal wieder so eine allgemeine abstrahierende Feststellung, die von der empirisch erfahrenen Tatsache, dass sehr viele Frauen gleiche Leistung nicht als gleich gewertet erfahren und es umgekehrt massive Genervtheitsreaktionen von Männern gibt, wenn Frauen im Mittelpunkt stehen ablenkt. Und diese Situation über die sie mir berichtete war genau so etwas, ganz konkret.

@Georgi, den Norgler würde ich keiner Gruppe zuordnen, er ist ein Solitär, im Allgemeinen aber eher dem Kreis Bersarin bis Ziggev zugetan, nur in der letzten Debatte andere Standpunkte vertretend.
XRay (Gast) - 27. Jun, 17:17

Wow

wir stellen halt mal ganz intellektuell "empirisch erfahrenen Tatsache" (Empirie von griechisch empeiria ‚Erfahrung) gegen eine "allgemeine abstrahierende Feststellung" und finden, dass..
..du das Gefühl hast, du wüsstest etwas.
XRay (Gast) - 27. Jun, 17:56

Übrigens

anders als in deiner Klitsche, bester Che, gibt es in größeren Unternehmen in der Regel Vertrauensleute, Betriebsräte und dgl. mehr, die sich gerne und insbesonder für benachteiligte Mitarbeiterinnen ins Zeug legen. Nicht nur einmal habe ich erlebt, dass Frauen so trotz nachweislich minderer Leistung die gleiche Entlohnung erreichen konnten, wie ihre männlichen Kollegen (nicht erst seit gestern, sondern auch schon vor ca. 30 Jahren).
Auf die Idee sich dort hin zu wenden, darauf sollte jemand mit "viel auf der Pfanne", alleine kommen. Man/frau sollte da allerdings Fakten in der Hand haben und nicht nur Blabla.
Sich bei dir ausweinen, da genügt sicherlich Blabla, von daher ist das natürlich bequem und vielleicht irgendwie tröstlich, aber kaum sachdienlich.
che2001 - 27. Jun, 23:17

An was für einen Betriebsrat soll eine freischaffende Journalistin sich denn wenden?
XraY (Gast) - 27. Jun, 23:22

Selbstverschuldet ist Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht aus Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. (Kant)
che2001 - 28. Jun, 00:28

Und das bedeutet auf meine Frage bezogen nun genau was, Herr sich selbst persiflierende Realsatire?

Das ist ja das dauernde Drama, dass die "Freien", damit LeiharbeiterInnen gleichgestellt, aber noch mehr als die eigenverantwortlich wirtschaftend keine eigenen Vertretungen haben.

Obwohl, letztendlich läuft es darauf hinaus:

Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche, Ernesto Che Guevara bzw. Michail Alexandreiowitsch Bakunin, Diejenigen, die immer nur das Mögliche fordern, erreichen gar nichts.
Diejenigen, die aber das Unmögliche fordern, erreichen wenigstens das Mögliche, und: Nur dann bin ich wahrhaft frei, wenn alle Menschen, die mich umgeben, Männer und Frauen, ebenso frei sind wie ich. Die Freiheit der anderen, weit entfernt davon, eine Beschränkung oder die Verneinung meiner Freiheit zu sein, ist im Gegenteil ihre notwendige Voraussetzung und Bejahung.

Unterm Kapitalismus ist das nicht möglich, und da schließt sich der Zusammenhang von Antikapitalismus/Sozialismus/Kommunismus/Feminismus bzw. radikaler Kritik. Blödmachotum ist da so hilfreich wie Westerwelles Nichtreaktionen auf die arabische Revolution oder phrasierende Pseudokantianer.
XRay (Gast) - 28. Jun, 22:38

sag ich doch. Dreschen von Phrasen reicht eben nicht, bei dir nicht und bei deiner Freundin mit "viel auf der Pfanne" auch nicht.
"Da kann man nichts machen" ist wahrscheinlich nicht richtig, aber es trifft zu, wenn man dieser Meinung ist, weil man aufhört darüber nachzudenken.....und bleibt unmüdig.
Aber wie käme ich Prolet dazu, den Intellektuellen hier das Denken abzunehmen?
steppenhund - 28. Jun, 08:32

ja, wass soll ich denn mit linksintellektuell anfangen

Wie war das noch mit Tucholsky? Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer mit 30 noch Kommunist ist, hat keinen Verstand.
-
Auch wenn ich den Kapitalismus als genauso gescheitert (noch nicht final) wie den Kommunismus ansehe, fehlt mir die Alternative. Links allein tut es nicht. Sozialismus per se tendiert entweder in die eine oder in die andere Richtung. Der Klassenkampf hat sich in einer gewissen Weise überholt. Er müsste heute von Hartz-IV-Empfängern getragen werden.
Statt dessen werden heute Demonstrationsaufwände in Stuttgart gegen das Bahnhofsprojekt verschleudert, das es eigentlich nicht verdient hat. Denn wofür da die Leute auf die Straße gehen, sind nicht Umwelt oder Einsparung sondern die Interessen der großen Automobilindustrie. Dass Grüne dabei demonstrieren, ist sowieso ein Witz. Die sollten froh sein, wenn die Bahn-Infrastruktur gestärkt wird.
Aber was soll ich zu politischen Aussagen kommentieren, die sich in erster Linie auf Deutschland beziehen? Ich bin Österreicher und geniere mich für unsere Politiker. Doch es geht uns noch (?) sehr gut. In Deutschland kenne ich seit Schmidt kaum mehr einen Politiker vor dem ich den Hut ziehen würde.
Aber die Pauli hat mir gefallen, die hätte ich doch gerne einmal "durchgezogen":)
Und BDSM ist halt nicht meines. Ich verstehe zwar, dass er eine reizvolle Komponente darstellen könnte, aber nicht für mich. Ausgeliefert sein ist für mich eher abturnend. Und meinen Sadismus versuche ich, so gut es geht, abzulegen.
Zum Experimentieren bin ich mittlerweile zu träge geworden. Und außerdem war ich da sowieso immer die treibende Kraft.
Wenn ich aber wie gerade jetzt erlebe, dass ich keinen Begleiter oder Begleiterin (ohne Sex oder mit Sex im Falle einer Sie) finde, die sich mit 2 Tagen Vorlauf auf eine Reise nach Prag und Besuch des Theaterstücks "Alma" bereitfinden kann, dann frage ich mich sowieso, wo die Abenteuerlust geblieben ist. Die einzige Freundin, mit der ich 14 Jahre lang in einer Ehe zu dritt gelebt habe, entschuldige ich explizit. Die kann ihre derzeitigen Prüfungen nicht ignorieren. Die war auch immer in 15 Minuten ausgehfertig, wenn irgendetwas Überraschendes angestanden ist.
Experimentieren hat für mich etwas mit Freiheit zu tun. Egal ob sexuell oder anderweitig.
Links hat für mich nichts mit Freiheit zu tun, weil linke Ideologien bis jetzt nur zu ähnlich restriktiven Systemen geführt haben wie rechte.
Ich kann verstehen, wenn man sich für einen Rechner um €5000 begeistert. Ich kann verstehen, wenn man sich von mehreren Männern hernehmen lässt. Ich kann verstehen, wenn Frauen lieber unter sich bleiben. Gewalt kann ich nicht einmal im spielerischen Sinn verstehen.
Außer bei einer Schachpartie. Kasparov oder Karpov hat einmal gesagt, dass man bei einer Schachpartie nur dann gewinnen kann, wenn man den Gegner umbringen will. Dem stimme ich zu. Da kann ich auch meine gewalttätigen Gelüste ausleben. Und wenn ich dabei verliere, freut es mich keinesfalls. Also mit dem M-Teil kann ich wirklich nichts anfangen.
Und wenn ich den Sadismus etwas gepflegter haben will, spiele ich allenfalls eine Partie Go mit jemanden, der schlechter spielt. Den kann ich dann fertig machen, ohne dass er versteht, warum er verlieren muss.
Und zum netten Abschluss. Ich strebe nicht nach Macht. Das lässt sich jetzt anhand meiner gerade stattgefundenen Geburtstagsfeier anhören, bei der ich kund tat, dass vier meiner Chefs oder Ex-Chefs anwesend waren. Darauf ist einer aufgestanden und hat gemeint, dass es sehr angenehm ist, "unterm Hans der Boss zu sein".
Vergewaltigung an sich lehne ich ab. Aber vielleicht nicht in der Weise, dass ich da gerne skandalträchtige Prozesse sehen möchte. Nein, jemanden, von dessen Schuld ich überzeugt bin, weil er sich sogar damit brüstet, sollte man kurzfristigst abmurksen.
Und wenn mich jemand tätlich bedroht, was bis jetzt erfreulicherweise nie vorgekommen ist, hätte ich keine Hemmungen, ihn nicht nur unschädlich zu machen sondern ihn kalt zu stellen. Es gibt kein "Ich hab das ja nicht so gemeint.", wenn es um Gewalt geht.

aynur (Gast) - 28. Jun, 09:52

Wart es mal ab, lieber Steppenhund! Ich distanziere mich schon mal vorsichtshalber von linker oder rechter Gewalt, die von http://axtimwalde.wordpress.com/ ausgeht. Eine revolutionäre Situation braucht halt eine Weile, bis sie wirksam wird.

Um nochmal auf das Eingangsposting zurückzukommen: Welchen Zusammenhang gibt es denn zwischen BDSM, Feminismus und linker Intellektualität? BDSM ist Privatsache, und kommt quer durch alle gesellschaftlichen Schichten und Gefolgen unterschiedlicher politischer Weltanschauunngen vor. Die Tea Party kommt ziemlich feministisch daher. Sarah Palin bezeichnet sich ja selbst als Feministin. Uschi von der Leyen würde ich auch nicht links nennen und die Tea Party auch nicht intellektuell. Welchen Zusammenhang gibt es denn nun?
netbitch - 28. Jun, 14:46

Lieber Steppenhund, danke für diesen schönen und stimmungsvollen Beitrag! Mit links freilich meine ich und meinen Leute wie Workingclasshero, Che und Momo dann doch noch einmal etwas Anderes als klassischen Sozialismus oder Kommunismus - mehr eine Lebenshaltung, die etwas mit Partei ergreifen für die Schwachen, Autoritäten hinterfragen, Hierarchien nicht akzeptieren usw. zu tun hat, als das Linkssein programmatischer Parteien.


@Aynur: Die Tea Party feministisch? Bisher habe ich die als einen Haufen von leibfeindlichen Evangelikalen erlebt. Und Feminismus als eine politisch-soziale Bewegung in den Traditionen Simone de Beauvoirs, Kate Millets und Judith Butlers. Wie Palin da andocken soll ist mir so gar nicht ersichtlich.
netbitch - 28. Jun, 22:46

@Welchen Zusammenhang gibt es denn zwischen BDSM, Feminismus und linker Intellektualität? BDSM ist Privatsache, und kommt quer durch alle gesellschaftlichen Schichten und Gefolgen unterschiedlicher politischer Weltanschauunngen vor. ->

Doch, den gibt es, ich hatte die Bekanntheit dessen so sehr vorausgesetzt, dass ich tatsächlich in Erklärungsnot bin. Da, wo Feministinnen nicht nur als rein politische Bewegung, sondern als Subkultur, als Frauen-Lesben-Szene ("lifestyle" bei Georgi) auftreten sind sehr normierte Vorstellungen von Sexualität weit verbreitet. Die Auffassung, weibliche Sexualität sei weitgehend unaggressiv, sexuelle Aggressivität bis hin zu BDSM hingegen tendenziell bei heterosexuellen Männern eher vertreten und in dem, was in dieser Gesellschaft als "Männlichkeit" eingeübt und gelebt wird auch strukturell angelegt kann als feministischer Mainstream angesehen werden. Für Alice Schwarzer gibt es gar keinen weiblichen Sadomasochismus und wenn doch, dann nur als Masochismus unselbstbewusster Frauen, die sich rollenkonform dem Mann unterordnen. BDSM wird als Rückzugsbasis tumben Männlichkeitswahns angesehen, nicht als eine von vielen möglichen lustbringenden Praktiken. Was analytisch zur Beschreibung von Verhältnissen im Rotlicht- und Pornomilieu oder auch des Trieblebens einer bestimmten Art herkömmlicher Manager durchaus etwas taugt, wird grundfalsch, wenn es erwachsenen Menschen im Allgemeinen übergestülpt wird.

Ein bestimmter Teil der Lesbenszene im engeren Sinne, der sich teilweise als feministisch versteht und teilweise auch nicht ist da ganz anders gepolt. Es herrschte zumindest in den Zeiten, da ich da noch Zugang hatte ein wilder sexueller Hedonismus, und BDSM war da partiell "guter Ton".


Unter heterosexuellen Linksradikalen herrscht meistens, das war nicht immer so, ein rigider Moralismus, der wilde triebhafte Exzessivität, unsymmetrische, Unterwerfung beinhaltende Rollenspiele und latürnich BDSM "böse" findet und auf bloße Reproduktion gesellschaftlicher Machtstrukturen reduziert.

Und da komme dann ich ins Spiel. Ich komme aus der Bewegung der Riot Girls (oder Riot GRRRRls), das waren/sind heterosexuelle, ihre Heterosexualität positiv sehende und lustbetonte (in feministischer Begrifflichkeit "sexpositive") Frauen, die in einer Mischung aus Girlie-Look und Punk-Outfit umherliefen und feministische Positionen vertraten und dafür von den Altfeministinnen schief angesehen wurden/werden bzw. auch politisch als so eine Art Spaltpilz kritisiert.


Und als BDSM in wechselnden Rollen praktizierende, heterosexuelle sexpositive linke Frau und Feministin mit Führungsjob, Sportwagen und Motorrad bin ich tatsächlich zwischen sämtlichen Stühlen, im richtigen Leben wie in der Blogosphäre.
momorulez (Gast) - 29. Jun, 12:22

Was ich ja ergänzen wollen würde als zum Teil Außenstehender, zum Teil referierend, was mir so erzählt wurde:

- Für mich haben viele Feministinnen in den späten 80er, frühen 90ern versucht, überhaupt diese merkwürdige "Sexualpartnerschaft" zugunsten umfassender Liebes- und Beziehungsverständnisse zu erweitern, was konzeptionell wie praktisch auch die hetero/nicht-hetero-Dichotomie auflöste. Man konnte Liebesbeziehungen zu Frauen pflegen, die körperlich, aber nicht primär genital orientiert sein mussten, aber konnten, und trotzdem auch Sex mit Männern haben. In der schwulen Szene wurde viel dumpfer, aber immerhin, eher theoretisch auf Foucault fußend das Konzept "Freundschaft" mal wieder durchzudeklinieren, das "Sex" wie auch immer gar nicht ausschließen müsste. Das ist was anderes als dieses gütervereinigende Vertragskonstrukt "Ehe", das auch in außerehelichen Beziehungen imitiert werden kann. Hintergrund ist immer auch die Annahme, dass die klassische Kleinfamilie auch als ein zentrales Reproduktionsscharnier des Kapitalismus verstanden werden kann.

- Die Rrrriot Girls waren nicht exklusiv Heteras. Auch hier gab es meines Wissens eher die Stoßrichtung, mit der identitär aufgeladenen "hetero/lesbisch"-Dichotomie aufzuräumen.

- BDSM-Praktiken sind aus zwei Gründen tatsächlich emanzipatorisch aufgeladen - zum einen aus dem Paradox heraus, dass, wer "ich bin Sklave" sagt und das selbst wählt (und wählen kann), eben keiner mehr ist. Dadurch, dass sich einfach tradierte Machtkonstellationen in den Geschlechterbeziehungen eben nicht ungebrochen fortschreiben, sondern in einem freien, wechselseitig einvernehmlichen Rahmen erst entstehen, werden sich zugänglich und auch verarbeitbar (deshalb doch das Klischee des amangers, der zur Domina geht, um mal macht abgeben zu können). Das ist bei "gleichgeschlechtlichen" Beziehungen eh ein Vorteil (und zugleich anstrengender, weil z.B. das anerzogene Konkurrenzgebahren ja nicht verschwindet), dass, wenn nicht eine ökonomische Abhängigkeit der Fall ist, sie a priori symetrischer gebaut sind, Dominanzen sich aus der Individuenrelation ergeben, nicht der Geschelchterordnung. Des weiteren agiert BDSM in einem umfassenderen Feld der Sinnlichkeit als die genitale Penetration. Was auch noch mal so einiges durcheinander wirft in einem durchaus emphatisch-freiheitlichen Sinne. Wenn man sich rundum hat peitschen lassen, ist das eine ganzheitliche Körpererfahrung beim Fick, als wenn man das nicht macht. Mal subsummierend und hoffentlich nicht missverstehend, was Netbitch als Erfahrung hier häufiger gepostet hat.
netbitch - 29. Jun, 14:01

Danke für diese sehr schöne Ergänzung.


@Die Rrrriot Girls waren nicht exklusiv Heteras. Auch hier gab es meines Wissens eher die Stoßrichtung, mit der identitär aufgeladenen "hetero/lesbisch"-Dichotomie aufzuräumen. --> Das schtümmt vor allem bezüglich England und Angloamerikanien, wo die ihren Ursprung hatten. Was meineeine erlebt und mitgemacht hat war aber eher so eine Art linker Flügel der Girlies, und wir waren schon weit überwiegend ein Hetera-Haufen, allerdings weit weg von Rollenklischees, bzw. diese ganz gern persiflierend.
che2001 - 29. Jun, 19:45

@"Unter heterosexuellen Linksradikalen herrscht meistens, das war nicht immer so, ein rigider Moralismus, der wilde triebhafte Exzessivität, unsymmetrische, Unterwerfung beinhaltende Rollenspiele und latürnich BDSM "böse" findet und auf bloße Reproduktion gesellschaftlicher Machtstrukturen reduziert. " ---- Das hast Du Küken nicht mehr erlebt, aber das war in der Tat mal ganz anders. Ich kannte noch eine linke Szene, in der vor allem Zweierbeziehungen mit Besitzansprüchen verpönt waren und die offene Beziehung mit erlaubten Seitensprüngen positives Ideal war. Eifersucht haben wurde als eher unreifes, bürgerliches Besitzverhalten angesehen. So etwas wie Sex mit den WG-Mitbewohnerinnen bei gleichzeitig beiderseitigen "externen Beziehungen" galt als OK und war weit verbreitet. Insbesondere Frauen hatten oft abwechselnd Beziehungen mit Männern und Frauen, ohne sich nun explizit als bi, Heten oder Lesben zu definieren. Mit dem Generationswechsel in der Szene ab der zweiten Hälfte der Achtziger und den gleichzeitigen erbittert geführten Vergewaltigungs- und Pornodebatten kippte das dann alles und machte einerseits dem Normmodell geschlossene heterosexueller Zweierbeziehung (allerdings sehr oft mit schnellem PartnerInnenwechsel, "serielle Monogamie") und einem repressiv- moralinsaurem Klima in der oben von Dir beschriebenen Art Platz.
netbitch - 2. Jul, 00:36

@Momo, "Stoßrichtung" finde ich sexuell gesehen in diesem Zusammenhang Klasse.

@ Che, ich bin da in der Tat zu sehr Küken: Das kenne ich nur noch aus der Literatur und Deinen Erzählungen. Erzähl aber mal weiter, es lohnt sich!
steppenhund - 3. Jul, 00:08

@nbo @che

Ich kenne zwar die Szene der Linksradikalen nicht, doch waren auch bei uns als Post-Achtundsechziger (gilt zumindest für mich, meine Frau konnte man noch als Achtundsechziger bezeichnen, da sie fünf Jahre älter ist) Besitzdenken verpönt und Mehrfachbeziehungen in sexueller Hinsicht als normal angesehen. Das ging soweit, dass meine Ehe mit Freundin 14 Jahre lang ganz normal und offiziell lief. Die einzigen, die nicht davon Bescheid wussten, waren meine Eltern, doch selbst sie schätzen meine Freundin sehr, die auch bei engen Familienfesten dabei war. Meine Frau hatte ebenfalls Beziehungen, allerdings weitaus weniger.
Unsere sexuelle Aufklärung bezogen wir von Wilhelm Reich und das war ganz gut so. Einige seiner Anleitungen kann man hervorragend für wirklich erfüllende Orgasmen verwenden. Was aber vor allem heraus gelesen wurde, war die Verwendung der Unterdrückung von Sex in faschistischen Gesellschaften. (Nicht nur in faschistischen, eher in allen istischen.)
BSDM sehe ich da nicht unbedingt dazu gehörig an. Was aber Führungsposition, Sportwagen und Maschine angeht, ist der Zusammenhang zu BSDM-Praktiken sicher statistisch signifikant. Aber die Zeit spielt auch eine große Rolle. Es gab Jahre, da haben mir Swinger-Clubs etwas gegeben, als Zeichen einer sexuellen Befreiung und Loslösung eines aufgesetzten Wertesystems. Heute reizen sie mich nicht mehr. Höchstens einer, der irgendwo zwischen Berlin und Dresden sein muss, in einem Art Schloss und durch die Preisgestaltung eher elitär.
Da ich aber heutzutage mehr Frauen haben als schaffen könnte, sehe ich das recht gelassen. Ich genieße es, sechzig zu sein:)
P.S. Was früher in den Schwanz ging, geht jetzt in die Musik -und das ist gar nicht so schlecht:)
che2001 - 3. Jul, 15:09

Steppenhund, die Ausgangspunkte Deiner Alterskohorte kenne ich so ungefähr auch noch, die linksradikale Szene war sozusagen die unmittelbare Fortsetzung. Dies allerdings nur chronologisch, inhaltlich gab es da Brüche. Dass feministische Kritik irgendwann anmfing, moralinsauer zu werden ist sicher ein Stück weit auf das Treiben von Schwarzer und solche zurückzuführen und auch auf die Ignoranz eines teils der linken Männer, zum Größten Teil aber auch dadurch, dass sie durch die falschen Leute okkupiert wurde. Und harte Zeiten, in denen Utopien wenig Basis haben sind nicht unbedingt zeiten, in denen lustvolle, auf Sichselbstausprobieren angelegte Lebensweisen Hochkonjunktur haben.
steppenhund - 3. Jul, 23:30

@che

danke für die Erklärung. Das kann ich recht gut nachvollziehen.
Eines darf ich behaupten: moralinsauer war ich selbst nie:)
textexter (Gast) - 9. Jul, 13:23

Einfach vergnüglich...

Eure Schilderungen, meine Liebe, sorgen dafür, die Welt des Web in der Phantasie zu verlassen und sich das realiter vorzustellen.

netbitch - 13. Jul, 00:11

Lieber textexter, das war ja auch meine Absicht. Ich lebe so etwas realiter. Und gerade darauf gibt es ja augenscheinlich heftige Abwehrreaktionen. Warum? Eine wirtschaftlich gut gestellte linksradikale Frau mit wüstem Liebesleben scheint eine Provokation per mea zu sein. Bin ich die böse Hexe? Du findest es vergnüglich, was ich mit meinem Vergnügen vereinbaren kann, aber schau Dir mal die Kommentare an.
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